BR-KLASSIK

Manchmal finden die wunderbarsten Momente erst ganz am Ende eines Konzertabends statt. Yo-Yo Ma und Kathryn Stott haben ein Zugabenalbum aufgenommen, ohne es so zu nennen, mit 19 kurzen wahlweise virtuos-rasanten oder hauchzarten Stücken.

"Songs from the Arc of Life" haben der weltberühmte Cellist Yo-Yo Ma und die Pianistin Kathryn Stott ihr neues Album genannt. Die beiden Musiker verbindet eine tiefe, jahrzehntelange Freundschaft. Hier auf dieser CD haben sie nun ihre Lieblingsstücke versammelt. Dieses Album sei der Soundtrack des Lebens, schreiben Stott und Ma im Booklet. Das klingt zwar groß und schwer. Aber irgendwie schaffen sie es, dieses Versprechen einzulösen. Und das liegt an der feinen Auswahl, an Stücken wie Bachs "Ave Maria", das man auf Hochzeiten ebenso hört wie bei Beerdigungen.

Weniger pathetisch als "Soundtrack des Lebens" klingt: Zugabenalbum. Denn das hier ist so eine Art heimliches Zugabenalbum. Eine Zugabe ist die Kür nach der Pflicht, die Praline nach dem Abendmenü. Mancher Künstler gibt gerade hier am meisten von sich preis – in dem kleinen Geschenk ans Publikum, der Überraschung, die nicht im Programmheft steht. Und so werden auch Ma und Stott auf dieser CD intim. Sie beackern die Themen, die unser Dasein ausmachen: Liebe, Stolz, enttäuschte und erfüllte Träume, Abenteuer, Eitelkeit – und: Eifersucht. Dieses ungut bohrende Gefühl, das sich Stott und Ma zufolge am treffendsten in Jacob Gades Komposition "Tango Jalousie" zeigt.

19 kurze Stücke aus sämtlichen Epochen. Leise und laute Miniaturen, Höhepunkte der kleinen Form und Höhepunkte musikalischer Kunstfertigkeit. Mas und Stotts großes Können zeigt sich vielleicht am deutlichsten in dem Stück, das die beiden tatsächlich bei fast allen Konzerten als Zugabe spielen: Saint-Saens "Schwan". Nur damit sei ein Abend überhaupt rund, so Stott. Eine unendlich berührende Musik voller Eleganz und absoluter Ruhe. Und die beiden Musiker haben sie so oft zusammen gespielt in den letzten 30 Jahren, dass es runder und schöner als so kaum geht.

Rund ist überhaupt ein gutes Wort für diese CD. Denn am Ende schließt sich der Kreis oder, wie Ma und Stott es sagen: the arc of life. Was mit einem Ave Maria begann, endet mit einem Ave Maria. Und was anfangs von Bach kam, kommt am Ende von Schubert. Da passt einfach alles.