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CD - Jan Dismas Zelenka Missa Divi Xaverii

Seit 2008 verbindet die beiden Kulturstädte Prag und Dresden eine "Musikbrücke". Maßgeblich angeregt wurde dieser Brückenschlag durch den Dirigenten und Cembalisten Václav Luks und sein 1991 gegründetes Collegium 1704, zu dem seit 2005 auch ein Chor mit Namen Collegium Vocale 1704 gehört. Als großer Komponistenname schwebt über allem derjenige von Jan Dismas Zelenka, jenes aus Böhmen stammenden Barockkomponisten, der ab 1710 bis zu seinem Tode in Dresden wirkte und dabei nicht weniger als 21 Messkompositionen schuf.

CD-Cover: Jan Dismas Zelenka - Missa Divi Xaverii | Bildquelle: Accent

Bildquelle: Accent

CD-Tipp 18.05.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Eine davon, die "Missa Divi Xaverii" erschien nun in einer Neueinspielung beim Label Accent; zusammen mit einer Litanei, die ebenfalls dem Heiligen Franz Xaver, Missionar in Indien und Südostasien, gewidmet ist. Eine rundum bemerkenswerte Neuerscheinung.

Große Besetzung

Mit seidig weichem Schmelz hebt sie an, die "Missa Divi Xaverii", mit einem Klang, der einen von Anfang an in seinen Bann zieht. Denn wie die Komposition selbst, verströmt auch die Interpretation durch das von Vaclav Luks geleitete Collegium Vocale 1704 ein Gefühl der Großzügigkeit und Gelassenheit. Keine der 21 Messen von Jan Dismas Zelenka ist so groß besetzt wie diese zum Gedenktag des Heiligen Franz Xaver. Und keine erlaubt sich in fast allen Sätzen vergleichbar ausgedehnte Instrumentalvorspiele.

Werk der Superlative

Spätestens seit der Eheschließung der Habsburgerin Maria Josepha mit dem sächsischen Kronprinzen Friedrich August genoss der "Heilige Apostel Indiens", nämlich Franz Xaver, in Dresden Sonderstatus. Weshalb es denn auch nicht verwundert, dass Zelenka, gerade Heinichens Nachfolger an der Dresdner Hofkirche geworden, das Beste vom Besten aufbietet. Dazu gehören auch die Musiker der Uraufführung, unter ihnen Johann Georg Pisendel, die Flötisten Pierre-Gabriel Buffardin und Johann Joachim Quantz, der Organist Christian Petzold und der Lautenspieler Sylvius Leopold Weiss. Das alles ruft nach einem Werk der Superlative. 

Anti-pompöse Haltung

Das Ineinander von Solisten, Chor und Instrumenten ist bei dieser Messe äußerst kunstvoll gestaltet. Diese durch und durch dichte Struktur wird noch verstärkt durch thematische Querverbindungen wie z.B. zwischen erstem und zweitem "Kyrie". Václav Luks und seine Musiker bieten all dies in eher anti-pompöser Haltung dar, äußerst differenziert  und geradezu leichtfüßig. Dies resultiert zum einen aus den verwendeten, historischen Instrumenten, zum anderen aus einer entsprechend kleinen Besetzung sowohl des Chores wie auch des Orchesters. Und: alle Vocal-Solisten wie die Sopranistin Hana Blazikova, kommen aus den Reihen des 17-köpfigen Chores.

Böhmische Feingeistigkeit

Bei solch delikater Präsenz macht es einfach Spaß, Zelenkas überbordendem Einfallsreichtum zu folgen; einem Einfallsreichtum, der ja nicht nur barocker Idiomatik huldigt sondern auch Italianità und den damals revolutionären "galanten Stil" zum Vorschein bringt – mit den Herren Buffardin und Quantz vor unserem geistigen Auge. Etwa im zweiten "Domine Deus", einem pastoralen Schäferstündchen inmitten einer feierlichen Messe. Ähnlich feinsinnig austariert geraten auch alle anderen Sätze dieser Einspielung. Gerade so, als wollte Vaclav Luks demonstrieren, dass das Barockzeitalter keineswegs nur die Epoche höfischen Pomps war sondern auch – zumindest in Dresden – diejenige böhmisch inspirierter Feingeistigkeit. Mit einem Wort: Zelenka at his best!

Jan Dismas Zelenka: Missa Divi Xaverii

Missa Divi Xaverii
Litaniae de Sancto Xaverio

Hana Blazikova (Sopran)
Lucile Richardot, Kamila Mazalova (Alt)
Vaclav Zizek (Tenor)
Stephan MacLeod (Bass)
Collegium Vocale 1704
Collegium 1704
Leitung: Václav Luks

Label: Accent

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