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Album der Woche – Jean-Guyhen Queyras und Alexandre Tharaud Marin Marais – Transkriptionen

Pianist Alexandre Tharaud und Cellist Jean-Guihen Queyras verbindet schon lange eine künstlerische Freundschaft. Die Musiker konzertieren gerne gemeinsam und haben bereits Duorepertoire von Brahms, Schubert, Debussy und anderen Komponisten aufgenommen. Nun erkunden die Beiden auf ihrer aktuellen CD französische Barockmusik aus dem beginnenden 18. Jahrhundert, Stücke des Gambenvirtuosen und Komponisten Marin Marais.

CD-Cover: Marin Marais – Transkriptionen, mit Jean-Guyhen Queyras und Alexandre Tharaud | Bildquelle: Harmonia Mundi

Bildquelle: Harmonia Mundi

Der CD-Tipp zum Anhören

Für Originalklangfanatiker ist dieses Album vielleicht eine Zumutung, jedenfalls eine Herausforderung. Für alle anderen, die Fans von pulsierenden Rhythmen und virtuosen Phrasierungen sind oder einfach Barockmusik lieben, ein Fest. Denn was Cellist Jean-Guihen Queyras und Pianist Alexandre Tharaud den Stücken von Marin Marais auf ihren modernen Instrumenten entlocken, überzeugt – jedenfalls meine Ohren.

Musik eines Gamben-Stars

Marin Marais war der Star unter den Gambisten des 17. und 18. Jahrhunderts und der Gambist am Hofe von Sonnenkönig Louis XIV. Der aus einer Pariser Schusterfamilie stammende Komponist wurde ein vermögender Mann und war ein gefragter Pädagoge und Virtuose. Seine in mehrere Bände gefasste Gambenmusik diente als eine Art Schule. Sehr konkrete Spielanweisungen und Verzierungsangaben sind diesen Dokumenten zu entnehmen, auch Kuriositäten. Eines der eigenartigsten Werke ist das "Tableau de l’Opération de la Taille". Im Grunde handelt es sich dabei um Programmmusik mit Begleittext zum Geschehen. Berichtet wird von einem der häufigsten chirurgischen Eingriffe jener Zeit, als die Medizin noch ein Schauspiel war. Auf drastische Weise schildert der Komponist hier den qualvollen Eingriff, bei dem Blasensteine entfernt wurden.

Kurz und bündig

Dieses Album wird lieben, wer …
… Barockmusik oder einfach pulsierende Rhythmen liebt.

Dieses Album lohnt sich, weil …
… man auf ihm 300 Jahre alte Musik neu hören und entdecken kann.

Dieses Album ist ein Hörgenuss, weil …
… zwei tolle Musiker am Werk sind und gute Laune garantieren.

Feingespür und große Ernsthaftigkeit

Jean-Guihen Queyras und Alexandre Tharaud erkunden diese musikalische Welt mit unglaublichem Feingespür und großer Ernsthaftigkeit. Den beiden Franzosen geht es um ein präzises Interpretieren des alten Notentextes. Dabei wollen sie die große emotionale Bandbreite vermitteln, die in dieser mit reichen Verzierungen ausgeschmückten Musik steckt. Und das tun sie mit dem Erfahrungshorizont von heute und modernen Instrumenten. Queyras und Tharaud loten die Klangfarben und dynamischen Spektren voll aus. Und sie trauen sich auch, eigenständige musikalische Vorschläge zu machen, etwa Alexandre Tharaud, wenn er nicht nur am Flügel begleitet, sondern gestaltend agiert.

Neu aufgeladen, packend und aktuell

Die von Marin Marais vor über 300 Jahren für Gambe und Continuo gesetzte Musik wirkt durch diese Bearbeitungen emotional neu aufgeladen, packend und aktuell. Dabei sind die Transkriptionen von Queyras und Tharaud nicht willkürlich oder prätentiös gestaltet. Sie bringen im besten Sinne die tiefe Verehrung zweier wunderbarer Musiker zum Ausdruck, die sich mit dieser alten Musik intensiv und kreativ auseinandergesetzt haben. Interpretation wird demnach mit heutiger Perspektive und Anspielungen auf die Musik der letzten Jahrzehnte noch mal anders erlebbar. Wer demnach heute Musik von vorgestern kennenlernen will, findet mit diesem Album zwei faszinierende Instrumentalisten als Entdecker am Werk.

Infos zum Album

Marin Marais – Transkriptionen für Violoncello und Klavier

Jean-Guyhen Queyras (Violoncello)
Alexandre Tharaud (Klavier)

Label: Harmonia Mundi

Sendung: "Piazza" am 18. Februar 2023 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Mittwoch, 22.Februar, 18:44 Uhr

Rudolf Weikl

anhören klappte nicht

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