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CD-Tipp: Leif Ove Andsnes Beethovens Klavierkonzert Nr. 5

"Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen".  Leif Ove Andsnes ist in der Musikwelt schon viel herumgekommen – davon zeugen mehr als 30 CDs. Und dass er was zu erzählen hat, belegen Lobeshymnen und zahlreiche Preise.

Ölgemälde von Joseph Karl Stieler | Bildquelle: Beethoven-Haus Bonn

Bildquelle: Beethoven-Haus Bonn

Erst mit 40 hat er angefangen, sich ernsthaft mit seiner "Beethoven-Journey" zu beschäftigen, denn dieser Komponist, sagt er, brauche Zeit und Raum. Und beides hat er bei Andsnes – und noch so viel mehr: Klangzauber, Transparenz und immer ein bisschen Understatement. Das Mahler Chamber Orchestra folgt seinem Pianisten unter dessen Leitung mit großer Achtsamkeit: elegant, schlank, federnd.

Kaum zu glauben: das ist Musik, unter Kanonendonner zu Papier geworfen. Geschrieben 1809 in Wien, als die Stadt von napoleonischen Truppen beschossen wurde. Beethoven flüchtete in die Kellerwohnung seines Bruders, um sein schon stark angegriffenes Gehör zu schützen. Und um sich dann mit Musik gegen den Usurpator zu wappnen. "The Emperor" heißt das Werk im Englischen; das Werk selbst spricht von ganz anderen Dingen: von der Kraft des Individuums (in der großen Solokadenz im ersten Satz), vom Glauben an die Freiheit und vom Wissen um eine andere Welt als der der Katastrophen.

Leif Ove Andsnes macht sich mit seinem Orchester zu Beethovens Fürsprecher: so ganz ohne waberndes Pathos und sentimentale Drücker. Dafür mit Präzision, Esprit und natürlicher Würde. In dieser Lesart glauben wir zu verstehen, was Goethe meinte, als er 1812 schrieb:

Zusammengefasster, energischer, inniger habe ich noch keinen Künstler gesehen. Ich begreife recht gut, wie er gegen die Welt wunderlich stehen muss.
Johann Wolfgang von Geothe

Leif Ove Andsnes - “The Beethoven Journey”

Ludwig van Beethoven:
Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur
Choralfantasie op. 80
Leif Ove Andsnes, Klavier
Prague Philharmonic Choir
Mahler Chamber Orchestra
Label: Sony

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