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Christian Gerhaher nach dem Corona-Jahr "Ich möchte in Zukunft weniger arbeiten"

Ein Leben ohne ständige Tourneen und Auftritte in der ganzen Welt? Für Klassik-Stars wie Christian Gerhaher war das vor der Corona-Pandemie undenkbar. Nach der Erfahrung der letzten Monate möchte der vielbeschäftigte Sänger seine Zukunft neu gestalten.

Der Bariton Christian Gerhaher | Bildquelle: Gregor Hohenberg / Sony Classical

Bildquelle: Gregor Hohenberg / Sony Classical

Sein Terminkalender quillt über: Christian Gerhaher ist als international gefeierter Sänger auf den bedeutendsten Bühnen der Welt unterwegs – normalerweise. Die Corona-Pandemie hat wie bei so vielen auch sein Leben ausgebremst. Den ersten Lockdown im Frühling hat er – wie die meisten – mit der Familie zuhause verbracht. Es war eine für ihn ungewöhnliche, aber angenehme Zeit, wie er im BR-KLASSIK-Interview erzählt: "Für mich persönlich war das schön. Denn das ist eine Erfahrung, die sonst gar nicht da war."

Vor Corona hieß es: Arbeiten am Limit

Jetzt, am Jahresende, blickt Christian Gerhaher auf die letzten Monate zurück und denkt über sein Leben als Künstler nach. Unter anderem wird ihm klar, dass er die Zeit vor Corona gar nicht wieder so zurückhaben will, wie sie war. Seit gut zwanzig Jahren läuft seine Karriere auf Hochtouren. "Ich habe am Limit gearbeitet", sagt der 51-Jährige. Am Limit dessen, was er dachte, leisten zu können – oder auch darüber hinaus. Eigentlich erst jetzt sei ihm bewusst geworden: "Meine Planungen waren vielleicht nicht realistisch. Und ich habe es in zwanzig Jahren Berufstätitkeit nicht geschafft, sie realistischer werden zu lassen."

Auch während Corona noch voll ausgelastet

Proben fürs Gemeinschaftskonzert des BR mit Mitgleidern des BR-Symphonieorchesters und Christian Gerhaher | Bildquelle: © BR / Astrid Ackermann Proben fürs Gemeinschaftskonzert des BR mit Mitgliedern des BR-Symphonieorchesters und Christian Gerhaher im Mai 2020. | Bildquelle: © BR / Astrid Ackermann Natürlich weiß Christian Gerhaher , dass er zu den wenigen Glücklichen gehört, die auch während des Shutdowns immer noch relativ viel Arbeit hatten. Er konnte immer wieder einige kleine Konzerte singen und vor allem bei als Live-Stream übertragenen größeren Konzerten mitwirken. Dazu gab es Aufnahmen im Studio und Zeit, selbst zu schreiben. Über dieses Privileg ist er sehr froh. Entscheidend findet der Sänger aber beim Betrachten dieser Zeit, dass er trotz des Wegfallens von so vielen Aufführungsmöglichkeiten, Tourneen, Konzerten und Opernaufführungen immer noch voll ausgelastet war. Für Christian Gerhaher ein klares Zeichen: "Mein Schluss für mich selbst daraus ist, dass ich in Zukunft weniger arbeiten möchte." Denn der Stress, den er sich selbst zwei Jahrzehnte lang gemacht hat, war ihm eindeutig zu viel.

Sendung: "Leporello" am 2. Dezember 2020 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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