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Großer Geiger der "alten Schule" Itzhak Perlman zum 70. Geburtstag

In der Kunst geht es immer um Ehrlichkeit und Authentizität. Diesem Motto ist Itzhak Perlman, wohl einer der letzten großen Geiger der "alten Schule", zeitlebens treu geblieben.

Wenn ich ein Stück nicht mag, spiele ich es nicht.
Itzhak Perlman

Was man hasse, könne man nicht vermitteln, sagt er, und: dass es in der Kunst immer um Ehrlichkeit gehe, um Authentizität. Zum Glück mag Perlman, der 1945 in Israel als Kind polnischer Einwanderer geboren wird, vieles. Trennt, wie Leonard Bernstein, nicht zwischen E- und U-Musik. Spielt Mozart, Brahms und Paganini. Und tritt in der Sesamstraße auf, zum Jubiläum der Freiheits-Statue, zur Inauguration von Amerikas Präsident Barak Obama. 1993 wird Perlman einer noch größeren Öffentlichkeit bekannt. John Williams komponiert für ihn die Musik zum Film "Schindlers Liste", die später mit dem Oskar prämiert wird.

Itzhak Perlman | Bildquelle: Akira Kinoshita Bildquelle: Akira Kinoshita Itzhak Perlman weiß früh, was er will, Widerstände schrecken ihn nicht. Mit drei Jahren lehnt ihn das Shulamith Konservatorium in Tel Aviv ab, weil er zu klein ist, um die Geige zu halten. Mit vier erkrankt Perlman an Kinderlähmung, übersteht die Krankheit. Als Folge spielt er bis heute im Sitzen. Der Paukenschlag mit 18, er gewinnt den Leventritt-Wettbewerb. Das Talent wird offensichtlich, die Karriere beginnt, aber überrollt ihn nicht: "Ich habe den Wettbewerb mit 18 Jahren gewonnen und meine Karriere hat sich danach Schritt für Schritt entwickelt. Das halte ich für sehr wichtig."

Perlman ist bis heute dankbar, dass sich seine Karriere langsam entwickeln und er sich an die Anforderungen des Musikbetriebs gewöhnen konnte. Geigende Wunderkinder und deren beäugt er skeptisch: "Man sollte die Karriere früh beginnen. Mit früh meine ich 18 oder 19 Jahre, das ist das beste Alter. Früher nicht, denn sonst kollidiert sie mit der Kindheit und der Jugend. Und die gibt es im Leben nur einmal und wir sollten diese Lebensphasen dazu nutzen, wofür sie eigentlich da sind. Die Karriere kann danach beginnen."

Perlman verlässt Israel schon als Jugendlicher in Richtung Amerika, studiert an der Juilliard School in New York bei den Geigen-Ikonen Ivan Galamian und Dorothy DeLay. Neben seiner Solo-Karriere und legendären Ausflügen in die Kammermusik, gerne mit seinem Freund Pinchas Zukerman, wird Perlman über die Jahre selbst zum renommierten Pädagogen. Seine Schüler, seine Partner und seine Fans verzaubert der stets vergnügte und gemütlich-verschmitzte Perlman weltweit. Seine Finger, erklärt er auf YouTube charmant, seien zum Geigen eigentlich zu lang und zu dick, in den hohen Lagen mit wenig Platz auf dem Griffbrett muss er deswegen flinker und wendiger sein als andere. Man kann Itzhak Perlman immer heraushören: Sein Spiel ist leidenschaftlich, hochvirtuos und eigenwillig. Wenn er die Musik mag.

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