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Kommentar zur Beleuchtung im Konzertsaal Das Licht gehört gelöscht!

Schauspiel- und auch Opernhäuser machen es vor: Sobald es losgeht, wird es dunkel. Aber was ist mit Konzertsälen? Da bleibt es doch meistens hell. Warum eigentlich? Ein Kommentar von BR-KLASSIK-Opernredakteur Volkmar Fischer.

Undatierte Probenszene der Inszenierung von "Der fliegende Holländer" (2. Aufzug) mit Endrik Wottrich als Erik und Adrienne Dugger als Senta im Festspielhaus Bayreuth. "Der fliegende Holländer" wird am Mittwoch (27.07.2005) in der Regie von Claus Guth bei den Richard-Wagner-Festspielen aufgeführt. | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Immer mehr Dunkelheit um uns herum – die Jahreszeit diktiert es. Vielleicht ist das der richtige Moment, um endlich Dunkelheit auch dort zuzulassen, wo sie längst hingehört? Eine schöne Dunkelheit, eine, die ich mir wünschen würde!

Fast überall geht das Licht aus, sobald sich Zuhörerinnen und Zuschauer auf eine Aufführung fokussieren. Nur in Sälen, in denen klassische Musik live gespielt wird, ist das nicht oder nur ausnahmsweise der Fall. Ich finde, daraus spricht Geringschätzung – den Musikerinnen und Musikern gegenüber, die auf dem Podium um ihr Leben spielen! Hätten sie es nicht verdient, unsere ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen?

Respektlos der Musik gegenüber

Gerade in diesem "ihrem" großen Moment, dem Augenblick der künstlerischen Wahrheit. Den roten Teppich, gewoben aus Dunkelheit, bekommen seit langer Zeit beispielsweise Schauspielerinnen und Schauspieler im Theater wie selbstverständlich ausgerollt. In den Philharmonien der Konzertwelt hingegen wählen die Verantwortlichen ein diffuses Halbdunkel – nicht Fisch, nicht Fleisch! Nur um dem Publikum bei Bedarf das Lesen im Programmheft zu ermöglichen? Ich finde das respektlos der Musik gegenüber!

Programmheft vorher lesen?

Über die Werke kann man sich vorher informieren, schon lange vor dem Veranstaltungsbeginn. Oder notfalls in der Nachbereitung am späten Abend. Aber doch nicht während sie erklingen! Wenn man im Saal ständig den Nachbarn rechts, die Nachbarin links im Blickfeld oder im Augenwinkel hat (vielleicht sogar welche, die ihr Programmheft zücken), besteht immer die Gefahr der Ablenkung.

Dunkles Bayreuth

Als jemand, der darunter seit Jahrzehnten in Konzertsälen leidet, bekenne ich: Auf das leidenschaftliche Spiel da vorne könnte ich mich viel besser über ein oder zwei Stunden hinweg konzentrieren, wenn ausschließlich die Leute auf dem Podium zu sehen wären – während alles andere beleuchtungstechnisch ausgeblendet ist. Ganz ähnlich wie im Bayreuther Festspielhaus, wo ein Extrem und schlicht der Idealfall realisiert wird: abgrundtiefe Dunkelheit im Zuschauerraum!

Die Bühne im Fokus

Nicht einmal durch Licht aus dem "mystischen Abgrund" gestört, weil der Orchestergraben hinter einem Klangdeckel verschwindet. Der Fokus gilt dem Bühnengeschehen und nichts als ihm. Magnetische Anziehungskraft: vorbildlich – wundervoll! Diese Dunkelheit wäre ganz anders als die Dunkelheit des Herbstes: Sie würde mir helfen, die Musik noch besser zu verstehen.

Sendung: "Allegro" am 24. September 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Samstag, 25.September, 10:49 Uhr

Wilfried Schneider

DAS LICHT GEHÖRT GELÖSCHT!

Auch ich gehöre zu den Menschen, die sich durch die dauernde Programmherumblätterei während Konzerten und Liederabenden gestört fühlen. Es ist erstaunlich, dass es "Zuhörer" gibt, die sogar in den Programmen herumblättern müssen, wenn Christian Gerhaher singt! bei ihm versteht man jedes Wort, warum also die Blätterei? Möglichst geräuschvoll und an den unpassendsten Stellen, damit man Aufmerksamkeit erregt? Hört, knister, knister, ich bin auch da! Danke, Volkmar Fischer, Licht aus, Musik an und Ruhe im Saal! Liebe Veranstalter, haltet euch bitte daran!

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