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Bundesverband Amateurmusik 100 Jahre Amateurmusik vom Feinsten

Vor 100 Jahren wurde der BDLO gegründet: der Bundesverband Deutscher Liebhaberorchester – heute: Bundesverband Amateurmusik Sinfonie- und Kammerorchester. Dach für knapp 900 Ensembles, die Zugang zu einer riesigen Notenbibliothek haben. Und nicht nur das.

Orchester der Bundesmusikwoche 50plus | Bildquelle: Lisa Weinert

Bildquelle: Lisa Weinert

"Diese intrinsische Motivation ist extrem stark." Helge Lorenz ist leidenschaftlicher Musiker und seit mehr als 20 Jahren Präsident des Bundesverbands deutscher Liebhaber-Orchester, kurz: BDLO. Und er hat die Erfahrung gemacht: "Die Leute wollen dann nicht mehr aufhören zu spielen." Die Stimmung innerhalb der Ensembles ist also gut – und auch generell strotzt der Verband vor Kraft und Motivation: "Wir haben alleine in den letzten 20 Jahren ungefähr eine Verdopplung der Mitgliederzahlen festzustellen." Das sei klar gegen den Trend bei einer Reihe anderer Verbände, die über schwindende Mitgliederzahlen und zunehmende Überalterung klagten, so Lorenz, der eigentlich Manager im öffentlichen Verkehrswesen ist. Die Präsidentschaft im BDLO mache er "nur" ehrenamtlich.

Die Leute wollen dann nicht mehr aufhören zu spielen
Helge Lorenz, Päsident des BDLO

Helge Lorenz, Präsident des BDLO | Bildquelle: Susi Baier Helge Lorenz, Präsident des BDLO | Bildquelle: Susi Baier Ein Verband, vor 100 Jahren gegründet, der Amateurmusikerinnen und -musiker unterstützt. Bundesweit organisiert aber auch in den einzelnen Bundesländern. Der Titel ist so eine Sache: Online tritt der Bundesverband offiziell als "Verband Amateurmusik Sinfonie- und Kammerorchester" auf. In der Abkürzung BDLO schwingt aber noch der Begriff "Liebhaber" mit. "Für uns hat Amateur eigentlich am wenigsten abwertende Wirkung, verglichen mit den anderen Begriffen wie Laie, Liebhaber oder Dilettant oder was auch immer da in der Vergangenheit noch so geisterte." Lorenz verweist dabei auf den Sport, wo Amateur- und Profi-Bereich auch anerkannt nebeneinanderstehen.

Knapp 900 Ensembles im BDLO - für 1000 Konzerte pro Jahr

Es gibt ziemlich viele Amateur-Musikerverbände in Deutschland, die sich – nach Instrumenten geordnet – um die Belange der Szene kümmern. Der BDLO zählt mittlerweile 34.000 Mitglieder. Und die machen regelmäßig Musik in 900 Ensembles: vom kleinen Kirchenkammermusik-Ensemble, bis hin zum ausgewachsenen Universitätsorchester. Deutsche Profi-Orchester gibt es aktuell übrigens 130, die aber vor allem die städtischen Regionen abdeckten, wie Lorenz meint: "Mit den 900 Orchestern geben wir pro Jahr ca. 1000 Konzerte. Und wenn dieser kulturelle Beitrag wegfallen würde, wäre auch Deutschland als Kulturlandschaft deutlich einiges ärmer. Das muss man auch bewusst machen, gerade im ländlichen Raum."

Auch Notenmaterial und Haftpflichtversicherung über den BDLO

Das Bundesamateurorchester 2023  | Bildquelle: Angelika Luft Das Bundesamateurorchester 2023 | Bildquelle: Angelika Luft Der BDLO stellt aber vor allem auch Notenmaterial zur Verfügung, und er bietet diverse Versicherungen an, allen voran Haftpflichtversicherungen für Ensembles, die oft gar nicht wüssten, welche Risiken bestehen, wenn man irgendwo auftritt, sagt Lorenz. Außerdem gibt es günstigere Einzelversicherungen für Musikerinnen und Musiker und für Instrumente, einen GEMA-Rahmenvertrag, ein Netzwerk zum Erfahrungsaustausch und eine riesige Bibliothek. Im Prinzip bietet der BDLO die betriebliche Basisausrüstung, ohne die niemand irgendwo auftreten könnte. Und all das gegen eine geringe Gebühr von nur 5 € pro Kopf im Jahr.

Auch für Wiedereinsteiger und Spätberufene

Die bürokratische Arbeit ist das eine, das andere ist die soziale Arbeit. Denn die vielen regionalen Verbände sorgen für möglichst lange musikalische Orchesterbiographien. Das heißt, eine Person, die einmal von klein an in einem Orchester gespielt hat, sollte möglichst in jedem Lebensalter das passende Orchester für sich finden. Helge Lorenz verweist unter anderem auf Berlin: "Der Berliner Landesverband macht zum Beispiel seit mehreren Jahren eine Werkstatt für Wiedereinsteiger oder Spätberufene, um auch denen so eine Möglichkeit zu bieten, die sich sonst vielleicht nicht trauen, in ein Orchester, was jetzt seit Jahren schon spielt, einfach wieder einzusteigen."

Sendung: Allegro 09.01.2024 ab 06:05 Uhr

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