Seine aktive Pianistenkarriere hat er mit 78 Jahren beendet. Doch auch zu seinem 85. Geburtstag gibt sich Alfred Brendel auf der Bühne geistvoll, witzig und hintergründig wie eh und je, wenn man ihn bei einem seiner Vorträge, Lesungen oder Meisterkurse erlebt.
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2008 im Wiener Musikverein
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2008 bei der Verleihung des Herbert-von Karajan-Musikpreises
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2006 beim Lucerne Festival
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Alfred Brendel in den 80er Jahren
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1996 veröffentlicht Alfred Brendel sein Buch "Fingerzeig".
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Alfred Brendel um 2000
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2007 in Venedig
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Alfred Brendel 1969 am Klavier
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Alfred Brendel gibt einen Meisterkurs (um 1960)...
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... und spielt dabei auch selbst.
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Dietrich Fischer-Dieskau mit Alfred Brendel
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2008 im Wiener Musikverein
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2011 bei einer Lesung in Wiesbaden beim Rheingau Musik Festival
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1991 mit Claudio Abbado bei den 41. Berliner Festtagen
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2016 bei der Verleihung des Echo Klassik
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Es gibt Enthusiasten, die schon Bravo schreien, bevor der letzte Ton verklungen ist - und das bei empfindlichen Satz-Schlüssen im piano. Niemand kann bei solchen Gelegenheiten verzweifelter dreinschauen als Alfred Brendel. Unvergessen eine Szene im Münchner Gasteig: Das Publikum hustete penetrant während eines langsamen Satzes. Brendel brach ab, richtete mit tief zerfurchter Stirn den Blick auf die Übeltäter, sagte: Musik lebt von Stille - und fing noch mal an. Doch Brendel war und ist durchaus kein Hohepriester der Klassik. Nicht um weihevolle Stimmung geht es ihm, sondern um Konzentration auf die Musik. Und der, sagt Brendel, würde ohne Humor eine entscheidende Dimension fehlen.
Brendel ist kein Virtuose im üblichen Sinn. Technik ist ihm immer nur Mittel zum Zweck. In seinen Interpretationen klingen selbst die aberwitzigsten Passagen musikalisch sinnerfüllt. Schwierige Stellen beherrschte er nicht deshalb, weil er täglich Etüden durchgeackert hat, sondern weil er mit aller Energie daran arbeitete, wie es hier, in diesem kompositorischen Zusammenhang klingen muss. Neben den großen Wienern Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert hat er sich auch mit schwieriger Kost wie dem Spätwerk von Liszt oder dem Klavierkonzert von Schönberg auseinandergesetzt. Der Philosoph am Flügel wurde er genannt, denn brillant ist nicht nur Brendels Spiel, brillant sind auch seine Formulierungen. Als Konzertpianist hat er sich im Dezember 2008 von der Bühne zurückgezogen, mit Vorträgen und Lesungen füllt er noch immer die Säle. Doch sein Zugang zur Musik ist keineswegs kopfgesteuert, sondern mimisch: Wer Musik macht, muss Charaktere darstellen, lautet sein Credo. Ein guter Interpret ist demnach eine Art Schauspieler in Tönen. Brendel, der Bühnenmensch.
Am 5. Januar 1931 wurde Alfred Brendel in Wiesenberg, tschechisch Loucna, in Nordmähren geboren. Seine Kindheit verbrachte er überwiegend in Jugoslawien auf der Ferieninsel Krk, wo seine Eltern ein Hotel betrieben. Der kleine Alfred durfte den Plattenspieler für die Hotelgäste bedienen. Die Operettenmelodien hatte er sofort auswendig im Kopf. Klavierunterricht bekam er auch. Und dabei blieb es - trotz der wichtigen Impulse, die Brendel durch seinen Lehrer Edwin Fischer bekam.
Gedichte purzeln aus dem Kopf
Als Teenager konnte er sich lange nicht entscheiden, ob er Maler, Schriftsteller oder Komponist werden soll. Dass er 1949 den Busoni-Wettbewerb in Graz gewann, gab seinem Leben die Richtung. Doch langsam ging’s voran. Wenn man Brendels bedächtige Karriere mit dem heutigen Medien-Hype um junge Klassikstars vergleicht, die zu perfekt gestylten Models aufgeblasen werden, dann wirkt er wie eine Figur aus einer anderen Welt. Auch als Guru lässt er sich nicht vermarkten - zu unspektakulär, zu klug und integer ist sein Spiel.
Als Multitalent ist Brendel gestartet; seit den 90-er Jahren hat er dem alten Hang zur Literatur wieder nachgegeben. Im Halbschlaf, sagt er, rumort es im Kopf, und wenn er ihn schüttelt, purzeln Gedichte heraus, Skizzen über die Absurdität des Alltags. Mehrere Lyrik-Bände hat er mittlerweile veröffentlicht, und am besten wirken seine skurrilen Texte, wenn er sie selber vorliest: Brendel, der Bühnenmensch.