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Theater Augsburg "Geistzeit" als Motto der Spielzeit 2018/19

Das Theater Augsburg hat Großes vor. Das Große Haus wird saniert; die Produktionen finden in Ausweichquartieren statt. Außerdem soll das Theater im September Staatstheater werden. Vor diesem Hintergrund wurde nun der Spielplan für die Saison 2018/19 vorgestellt.

Intendant und künstlerische Gesamtleitung - André Bücker  | Bildquelle: © Peter Litvai

Bildquelle: © Peter Litvai

Das Interview zum Anhören

BR-KLASSIK: Herr Bücker, ich glaube, Sie waren ziemlich überrascht, als Ministerpräsident Söder quasi per Regierungserklärung mitgeteilt hat, dass Sie vom Stadttheater zum Staatstheater befördert werden. Wobei: Da gibt es ja auch noch so ein paar Zwischenstufen, habe ich mir sagen lassen. Hatte das denn jetzt schon irgendeinen Einfluss auf Ihren neuen Spielplan?

André Bücker: Nein, auf den neuen Spielplan hatte das noch keinen Einfluss. Den Spielplan haben wir ja schon lange gemacht, der war auch in den letzten Zügen der Fertigstellung, als die Nachricht kam. Und man weiß ja auch noch nicht, wie die Struktur des neuen Staatstheaters Augsburg wirklich ausgestaltet sein wird. Wir waren normalerweise auch etwas früher in der Bekanntgabe des Spielplans. Dass es in diesem Jahr etwas später geworden ist, liegt an unserem nächsten Umzug ins Gaswerk.

BR-KLASSIK: Aber Sie waren erst mal kalt erwischt oder freudig bewegt? Da macht man erst mal eine Flasche Sekt auf, oder?

Blick vom Kennedy Platz mit Skulptur Ostern, auf das Theater in Augsburg. | Bildquelle: BR/Herbert Ebner Bildquelle: BR/Herbert Ebner André Bücker: (lacht) Ja, kalt erwischt und freudig bewegt: Das trifft es irgendwie ganz gut. Es war eine große Überraschung, aber natürlich eine große Freude, weil das für das Haus eine Aufwertung bedeutet. Und ich finde es jetzt gerade auch zu diesem Zeitpunkt besonders gelungen und auch besonders richtig und sinnvoll, diese Ankündigung zu machen, weil wir jetzt gerade in der ersten Spielzeit in der Interimsspielstätte sind. Wir haben wirklich noch mit vielen Dingen zu kämpfen.

BR-KLASSIK: Kommen denn die Leute da raus, in das Ausweichquartier?

André Bücker: Ja, die Leute kommen. Wenn man es einmal gefunden hat, dann findet man es immer wieder. Wir sind eigentlich sehr zufrieden damit, wie die Spielzeit bis jetzt gelaufen ist. Wir können uns über mangelndes Zuschauerinteresse nicht beklagen. Natürlich könnte es punktuell immer noch ein bisschen mehr sein, aber das geht glaube ich allen Theatern so. Aber wir sind natürlich intern mit dieser Interimssituation sehr gefordert. Alle Gewerke sind dort gefordert. Wir haben den zweiten Umzug ins Gaswerk mit der kleinen Spielstätte, der Brecht-Bühne, erst noch vor uns. Das wird dann im Herbst/Winter passieren. Da ist eine Nachricht, dass man Staatstheater werden soll, sehr gut, wo man weiß, das ist eine Perspektive, auf die lohnt es sich auch konzentriert hinzuarbeiten. Das gibt auch Planungssicherheit, das ist ein Bekenntnis zum Standort.

BR-KLASSIK: Also toller Rückenwind. Jetzt die Frage, was soll nächstes Jahr passieren? Sie haben sich ein Motto ausgesucht und das heißt "Geistzeit". Ich glaube, das ist einfach eine Umdrehung von Zeitgeist. Und dem wollen Sie Paroli bieten?

André Bücker: Ja, genau. Es ist eine Umkehrung von Zeitgeist. Wir wollen den herrschenden Zeitgeist natürlich auch befragen. Paroli bieten sicherlich punktuell mit dem Theater, einem analogen Medium in digitalen Stürmen und Zeiten. Wir hatten uns für diese erste Spielzeit das Motto "Sinnsucht" gegeben. Auch so eine Wortschöpfung, die viel beinhaltet. Also Sehnsucht, die Suche nach Sinn, aber auch die Sinnlichkeit. Und so ist es mit der "Geistzeit" in der zweiten Spielzeit auch. Das ist eine Wortschöpfung, an der man gedanklich hängen bleibt. Es ist der Zeitgeist, aber auch der Geist in den heutigen Zeiten. Es sind aber auch die Geister oder die Gespenster der Vergangenheit, die sich in die Gegenwart weiter abbilden, die wir befragen wollen auch in unseren Stücken mit unserem Spielplan.

BR-KLASSIK: Was kann man daraus dann ableiten für das, was Sie sich in puncto Oper vorgenommen haben. Ich sehe da Dalibor von Smetana, ein ziemlich unbekanntes Stück. Die Zauberflöte, das gehört in jedes Theater. Dann der Werther von Jules Massenet. Eine europäische Erstaufführung, JFK von David T. Little, dann eine konzertante Walküre. Don Pasquale, das ist auch, was man erwartet, schöne Donizetti-Oper, Belcanto. Und Jesus Christ Superstar. Was bindet das zusammen?

André Bücker: Wir bleiben unserer Linie treu, die wir in der ersten Spielzeit eingeführt haben, dass wir uns immer im Spielplan um Wiederentdeckungen bemühen wollen und auch das zeitgenössische Musiktheater bedienen wollen. Die Zauberflöte und Don Pasquale sind eher die großen Stücke des Repertoires. Dann JFK als europäische Erstaufführung, da freue ich mich wirklich sehr drauf, dass wir da den Zuschlag bekommen haben, dieses Stück zu zeigen. In Dallas ist es uraufgeführt worden vor zwei Jahren.

BR-KLASSIK: Es geht um die Ermordung von Kennedy?

André Bücker: Genau. Und es ist auch mit unserem Motto "Geistzeit" sehr gut zusammen zu binden. Es ist auch eine gewisse Geisterbeschwörung. Ich glaube, es ist ein sehr interessanter, ausgewogener Spielplan, der sowohl publikumsträchtig als auch thematisch interessant ist - und einen Blick auf Neues ermöglicht.

Die Fragen für BR-Klassik stellt Bernhard Neuhoff.

Sendung: "Leporello" am 15. Mai 2018 ab 16.05 Uhr in BR-KLASSIK.

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