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Igor Levit spielt in der leeren Bayerischen Staatsoper Stream als willkommener Stimmungsaufheller

Bis vor gut einer Woche sah im Kulturleben in Bayern noch alles ganz normal aus, seitdem gibt es täglich neue Absagen von Konzerten – wegen der Corona-Krise. An der Bayerischen Staatsoper verlegte man das 5. Akademiekonzert in den Stream und musste kurz vor Beginn noch das Programm umstellen.

Bildquelle: Bayersiche Staatsoper/W. Hösl

Kollegengespräch zum Anhören

Henrik Oerding im Gespräch mit Julia Schölzel

Flexibilität ist vermutlich gerade die wichtigste Kompetenz für Kulturschaffende. Nachdem vergangene Woche die staatlichen Theater in Bayern schließen mussten, kündigte die Bayerische Staatsoper an, ihr fünftes Akademiekonzert mit Joana Mallwitz und Igor Levit ins Internet zu verlegen – zwar vor leeren Rängen, aber dafür kostenlos für alle. Auf dem Programm: Liszts erstes Klavierkonzert, Schuberts Unvollendete, Mahlers Erste. Wenige Tage später musste die Oper aber wieder neu planen: Am Wochenende wurden neue Regionen als Risikogebiete eingestuft, in denen auch Mitglieder des Staatsorchesters gewesen waren.

Gerhaher springt ein

Innerhalb kürzester Zeit stellte die Staatsoper um, nun auf Kammermusik. Dabei kam ein außergewöhnliches, buntes Programm heraus: Zuerst interpretierten Christian Gerhaher, Christina Landshamer und Gerold Huber das "Liederalbum für die Jugend" von Robert Schumann, live im Stream. Sie arbeiten gerade an einer Gesamtaufnahme der Schumann-Lieder (auch in Zusammenarbeit mit BR-KLASSIK) – trotzdem keine Selbstverständlichkeit, dass sie so schnell einspringen konnten.

Online-Spielplan der Staatsoper

Das komplette Konzert ist ab 17. März, 20:00 Uhr auf STAATSOPER.TV als Video-on-Demand verfügbar. Dort finden Sie außerdem den kompletten Online-Spielplan der Bayerischen Staatsoper.

Clara Schumann schrieb in ihr Tagebuch, dass über den Liedern ein "Hauch der höchsten Friedlichkeit" schwebe und eben diese Friedlichkeit transportierten Gerhaher, Landshamer und Huber auch. Ähnlich lebensbejahend ist auch Mozarts Streichquartett Nr. 14 in G-Dur, KV 387, interpretiert vom Schumann-Quartett des Bayerischen Staatsorchesters. Kraftvoll spielten die Musiker gegen die leere Staatsoper an. In Kamerafahrten sah man die leeren Stuhlreihen, das schmerzt ein wenig. Auch Konzertübertragungen finden sonst eben meist mit Publikum statt.

Igor Levit mit Beethoven

Dann übernahm Igor Levit – ohne Umbaupause, sein Beitrag war bereits am Nachmittag voraufgezeichnet worden. Er spielte Beethovens Diabelli-Variationen, das Monumentalwerk, voller Energie, Spannung und Emotion. Schon seit mehreren Tagen streamt Levit täglich ein kleines Konzert auf Twitter und Instagram, knapp 300.000 Menschen sahen etwa bisher das erste Video (Stand 16. März). Dagegen klingt die aufwendige Aufnahmetechnik der Staatsoper viel besser. Knapp unter 50.000 Zuschauer konnte die Staatsoper laut deren Pressestelle mit dem Stream am Montag erreichen. Die Geste, Musik für eine unsichere Zeit, bleibt die gleiche.

Konzert im Videostream an der Bayersichen Staatsoper am 16. März 2020 | Bildquelle: Bayersiche Staatsoper/W. Hösl Die Schlagzeuger des Bayerischen Staatsorchesters | Bildquelle: Bayersiche Staatsoper/W. Hösl Natürlich ist die eigene Konzentration beim Hören im Stream eher schlechter als im Livekonzert: Kinder, Handy, Toilette – die Ablenkungen zu Hause sind vielfältig. Aber wenn es eben keine Livekonzerte gibt, können solche Streams Stimmungsaufheller sein, besonders wenn jeder auch ohne Karte kostenlos zusehen kann. Ein Antidepressivum war dann auch der letzte Auftritt: Die Schlagzeuger des Staatsorchesters spielten (wieder live) eine Bearbeitung des Bach Präludiums BWV 847 und das mitreißende und tänzerische "Spain" von Chick Corea. Musik, die für gute Laune sorgt. Auf den letzten Schlag folgte – Stille, kein Applaus. Spätestens dann war klar, dass Livemusik ein Publikum braucht.

Sendung: Allegro am 17. März 2020 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Mittwoch, 18.März, 12:11 Uhr

Friedrich Reinhardt, 88281 Schlier

32x Beethoven

Vielen Dank und hohes Lob für die interessante, anrührende und musikalisch mitreißende Sendung. Die Podcasts sind vermitteln tiefgreifende musikalische Einsichten. Ihr gesamtes Streaming-Angebot (z.B. aus der Staatsoper am 17.3.) verdient höchstes Lob.

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