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NS-Dokumentationszentrum für Bayreuth Dunkle Geschichte um Wagner-Familie aufarbeiten

Völkische Ideologie und Antisemitismus finden sich auch in den Werken Richard Wagners. Zudem war Adolf Hitler gerngesehener Gast und Freund der Wagner-Familie. Diese dunkle Vergangenheit will die Stadt Bayreuth jetzt in einem Dokumentationszentrum aufarbeiten. Vorher muss aber ein Museum umziehen.

Außenansicht des Jean-Paul-Museums. Das Museum ist im ehemaligen Wohnhaus von Richard Wagners Tochter Eva und deren Mann Houston Stewart Chamberlain untergebracht. Die Stadt Bayreuth plant nun darin ein NS-Dokumentationszentrum. | Bildquelle: picture alliance/dpa | Daniel Karmann

Bildquelle: picture alliance/dpa | Daniel Karmann

Die Stadt Bayreuth plant ein NS-Dokumentationszentrum - unter anderem im früheren Wohnhaus von Houston Stewart Chamberlain (1855-1927). Er war Schwiegersohn von Richard Wagner, rassistischer Ideologe und Antisemit. An diesem Ort wäre der Bezug zur dunklen Geschichte der Wagner-Familie direkt gegeben. Im Chamberlain-Haus ist derzeit allerdings noch das Jean-Paul-Museum untergebracht. Das soll nach Plänen der Stadt nun bald umziehen - und zwar in das ehemalige Wohnhaus Jean Pauls.

Bayreuther Festspiele und das NS-Regime

Die Geschichte der Bayreuther Festspiele spielen eine zentral Rolle für das geplante NS-Dokumentationszentrum. Denn im Dunstkreis der Festspiele entwickelte sich ein Gerüst aus Rassismus, Antisemitismus und völkischer Ideologie, das die Nationalsozialisten sich zunutze machten. Adolf Hitler war glühender Verehrer der Werke Richard Wagners und oft in Bayreuth zu Gast - als Freund der Wagner-Familie. Wenige Städte würden so stark mit dem NS-Regime in Verbindung gebracht wie Bayreuth, hieß es kürzlich in einer Mitteilung der Kommune.

NS-Dokumentationszentrum wie in anderen Städten

NS-Dokumentationszentrum München | Ansicht Dezember 2016 | Bildquelle: © Jens Weber NS-Dokumentationszentrum in München | Bildquelle: © Jens Weber Deshalb soll Bayreuth nun auch ein NS-Dokumentationszentrum bekommen, wie es sie an anderen bayerischen Orten längst gibt - etwa in Obersalzberg in Berchtesgaden, in München und in Nürnberg auf dem ehemaligen Reichsparteigelände. Der Bund hat der Stadt Bayreuth eine Förderung von bis zu 11,6 Millionen Euro zugesagt. Insgesamt rechne man allerdings mit Kosten von etwa 23 Millionen Euro. Neben dem Chamberlain-Haus sollen zum Dokumentationszentrum der NS-Ideologiegeschichte noch weitere Stätten gehören. Unter anderem ein Haus in der Innenstadt, das die Stadt kürzlich kaufen konnte und das nun saniert werden soll. Integriert werden soll auch die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte, die an den in Bayreuth geborenen Gewerkschaftler und NS-Widerstandskämpfer Wilhelm Leuschner erinnert. Wann das NS-Dokumentationszentrum eröffnet wird, ist noch unklar. Es wird mit einem Planungsvorlauf von mehreren Jahren gerechnet, bevor mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden kann.

Sendung: "Allegro" am 21. Oktober 2022 um 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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