Tristan, Lohengrin, Siegfried - sie alle hängen hier nebeneinander. Bühnenszenen der Wagner-Opern mit Flügelhelmen und Bärenfellen dargestellt: theatralisch, pathetisch, kitschig. Das Richard Wagner Museum Bayreuth zeigt im März die Bilder von Ferdinand Leeke in einer Sonderausstellung.
Bildquelle: © Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung, Bayreuth
Sonderausstellung in Bayreuth
Wagner und der Germanenkult
"Auf Leekes Gemälde 'Das Gebet der Elisabeth' kniet die Hauptfigur in demütiger Haltung in einem deutschen Eichenwald vor der Statue der Maria - das ist dieses typische Pathos der damaligen Zeit, wie man eben damals Wagner inszeniert hat," sagt Sven Friedrich, Museumsleiter in Bayreuth. Diese Darstellung trifft ziemlich genau die Ikonografie, die auf den Bühnen um die Jahrhundertwende zu finden war - und spiegelt das dazugehörige Wagnerbild wider.
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Betende Elisabeth | Bildquelle: Kristina Kreutzer
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Ausstellungshalle Wagnermuseum Bayreuth | Bildquelle: Kristina Kreutzer
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Abschied Wotan Plakatmotiv | Bildquelle: Kristina Kreutzer
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Werke von Ferdinand Leeke | Bildquelle: Kristina Kreutzer
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Museumsleiter Sven Friedrich | Bildquelle: Kristina Kreutzer
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Haus Wahnfried | Bildquelle: Kristina Kreutzer
Die Sonderausstellung "Germanenkult - Wagner-Illustrationen von Ferdinand Leeke" zeigt Gemälde des Malers Ferdinand August Leeke, die Siegfried Wagner im Andenken an seinen Vater beim Künstler in Auftrag gab. Leekes Illustrationen zu Wagners Opern sind nicht nur ein Spiegel des damaligen realistischen und pathetischen Aufführungsstils, sondern auch das Abbild des politischen Zeitgeists, der die "Deutsche Kunst" und den "Deutschen Geist" über alles andere stellte.
Die großformatigen Werke wurden als Druckvorlagen für Plakate, Postkarten und Mappenwerke angefertigt. Dadurch trugen sie viel zur Ideologisierung Wagners bei: Er wurde in einen allgemeinen Germanenkult eingeordnet und funktionalisiert. Wagner selbst hat Leekes Bilder übrigens nie gesehen, sein Sohn Siegfried hatte sie erst nach Wagners Tod in Auftrag gegeben, sie entstanden zwischen 1889 und 1898.
Der Maler Ferdinand Leeke wurde 1859 in Burg nahe Magdeburg geboren. Er studierte an der Münchner Akademie der Bildenden Künste bei Johann Herterich und Alexander von Wagner. Neben Genrebildern und Porträts schuf Leeke vor allem Darstellungen der germanischen Sagenwelt. Um 1889 wurde Leeke von Siegfried Wagner beauftragt, eine Serie von Bilder zu malen, die Szenen aus 10 Wagner-Opern darstellen sollten.
Im Sommer 2016 eröffnet das Richard Wagner Museum seinen Besuchern dann ein anderes, zeitgemäßeres Wagnerbild. Nach Leeke, der bis weit ins 20. Jahrhundert hinein die Wagner-Ikonographie prägte, präsentiert die Sommerausstellung Theaterfotografien von Monika Rittershaus. Diese bieten einen Überblick über moderne und postmoderne Wagner-Rezeptionen aus Inszenierungen der vergangenen 20 Jahre.
Sonderausstellung
15. März bis 29. Mai 2016
Richard Wagner Museum Bayreuth