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"Concert for Tomorrow" – Benefizkonzert für die Ukraine Mehr als ein Konzert

"Concert for Tomorrow" nennt der Münchner Dirigent Michael Balke sein Benefizkonzert für die Ukraine. Dafür hat er ein Orchester aus ukrainischen Studierenden und Münchner Profi-Musikerinnen und Musikern zusammengebracht. Stars wie Arabella Steinbacher oder der ukrainische Cellist Oleksandr Piriyev kommen als Solisten hinzu. Doch in dem Projekt steckt viel mehr: Ost- und westeuropäische Musikkultur treffen aufeinander. Junge arbeiten mit erfahrenen Musiker*innen. Darin liegt ein Hauch von positiver, ja fast utopischer Zukunftsvision. BR-KLASSIK war bei den Proben dabei.

Probe Concert for Tomorrow in den Bavaria Studios München | Bildquelle: Olivier Krüger

Bildquelle: Olivier Krüger

Seit einem Tag wird in den Bavaria-Musikstudios in München-Haidhausen geprobt. Auf den ersten Blick ein normales Studierenden-Projekt. Die Musikerinnen und Musiker spielen sich ein, suchen den Stimmton, brauchen dafür vielleicht einen Tick länger als die Profis im Konzert. Die Sprachen gehen durcheinander, man tauscht sich aus. Hauptsächlich auf Englisch. Mit ukrainischem Akzent. Die Studierenden hier proben nicht für ein Uni-Sommerkonzert. Sondern für ein Benefizkonzert für ihr Heimatland, das nun seit knapp vier Monaten von Russland angegriffen wird.

Eine Supergroup für die Ukraine

Er habe einfach etwas tun müssen, erklärt Dirigent Michael Balke, der dieses Projekt initiiert und mit den Hilforganisationen Help Alliance und #WeAreAllUkrainians ins Leben gerufen hat. Als Musiker lag es für Balke nahe, den Weg dabei über die Musik zu gehen. Der Plan: ein Konzert, dessen Erlöse zum Aufbau einer im Krieg beschädigten Musikschule in Butcha verwendet werden.

Ich wollte unbedingt mit ukrainischen Musikern und Studenten gemeinsam musizieren!
Kumiko Yamauchi, Konzertmeisterin am Gärtnerplatztheater

Doch irgendwie ist dieses Konzert auch noch viel mehr. Denn das Orchester ist ein Hybrid. Eine Art Supergroup, in der neben den ukrainischen Studierenden auch Münchner Profis aus allen großen Orchestern der Stadt spielen. Die machen das in ihrer Freizeit, erklärt Michael Balke. Und helfen gleichzeitig den Studierenden auch musikalisch auf wunderbare Art weiter. Etwa Daria Vorobiova. Die Flötistin kommt aus Odessa, ist nach Deutschland geflohen und setzt ihr Studium in Freiburg fort, bis der Krieg endet, wie sie betont. Den Aufruf zu diesem Konzert hat sie im Internet gefunden, genauso wie ihre Kollegin Olha Stukalova: "Gerade lebe und studiere ich in Berlin", erzählt sie. Die Gelegenheit hier mitzuspielen und die Erfahrung, die sie dabei sammeln könne, schätze sie sehr.

Dirigent Michael Balke – nah dran an den Studierenden

Deutlich wird das in der Probe. Balke arbeitet mit den Studierenden an einem Stück von Arturo Márquez. Ein rhythmisch treibendes, zum Teil wild synkopiertes Orchestertänzchen ist das. "Mehr Drive!" fordert Balke in der Probe von den Celli. Er nimmt sich Zeit, arbeitet am Rhythmus mit den einzelnen Stimmgruppen. Balke ist jung, auch in seiner Art, und nah dran an den Studierenden. Nach einer Stunde hüpft und federt die Musik, hat Drive, macht Spaß.

Profis unterstützen den Orchesternachwuchs

Probe Concert for Tomorrow in den Bavaria Studios München | Bildquelle: Olivier Krüger Dirigent Michael Balke in der Probe. | Bildquelle: Olivier Krüger Dann kommt Kumiko Yamauchi dazu. Die Konzertmeisterin des Orchesters des Gärtnerplatztheaters setzt sich zunächst in die letzte Reihe der ersten Geigen – schon steht die Studentin, die am ersten Pult saß, auf, macht Platz. Der Effekt, den Kumiko Yamauchi durch ihre Sicherheit auf die gesamte Stimmgruppe hat, ist beachtlich. Sie reißt die Musikerinnen mit, scharf sitzen Melodie und Rhythmus. Über eine befreundete Musikerin habe sie von dem Projekt erfahren, sagt Yamauchi. Und nicht gezögert: "Ich wollte unbedingt mit ukrainischen Musikern und Studenten gemeinsam musizieren, und bin jetzt auch voll dabei!"

Ukrainische Musikfarben

Auf den ersten Blick riecht das Programm nach Gala: kleine Stückchen, namhafte Solisten. Und doch liegt der Schwerpunkt woanders: Das Konzert wird eröffnet mit einer Symphonie des ukrainischen Komponisten Maxim Berezoysky, hinzu kommen Werke von Myroslav Skoryk. Musik, die man in Westeuropa kaum kennt. Für Michael Balke sind das echte Entdeckungen. Für die ukrainischen Studierenden ist das dagegen alles höchst vertraut, vor allem die "Melodie" von Skoryk: "Dieses Stück ist eine Art spirituelle Hymne geworden", sagt Olha Stukalova, "bei Konzerten mit ukrainischen Musikern wird es gerade oft gespielt."

Und so können die Profis hier im Münchnerisch-Ukrainischen Superorchester auch etwas von den Studierenden lernen: Den Vibe und den Glanz von Stücken, die normalerweise nicht in ihren Programmen auftauchen.

Konzerttipp

Das Benefizkonzert des Munich-Ukrainian Symphony Orchestra findet unter dem Motto "Concert for Tomorrow" am Samstag den 18. Juni um 19 Uhr in der Münchner Isarphilharmonie statt. Klicken Sie hier für mehr Informationen.

Sendung: "Allegro" am 17. Juni 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Freitag, 17.Juni, 12:47 Uhr

Irmgard Kunzfeld

konzert mit ukrainischen jungmusikern

es wäre schön, wenn dieses konzert zeitnah im radioprogramm oder vielleicht als video im brklassik concert link auftauchen würde.ich denke, die spendenwilligkeit würde sich dann noch vervielfachen.
danke

Liebe Frau Kunzfeld,

das Konzert wird via https://concertfortomorrow.com/ gestreamt und der Facebook-Kanal von BR-KLASSIK wird den Livestream teilen.

Herzlich
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