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Berliner Staatsballett Alle Hoffnungen ruhen auf Sasha Waltz

Positive Nachrichten kommen vom Berliner Staatsballett schon lange nicht mehr: Der jetzige Chef, Nacho Duato, gilt als ideenarm und wenig motiviert. 2019 soll die Wende kommen: Sasha Waltz und Johannes Öhman sind als neue Leiter nominiert.

Choreografin Sasha Waltz | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Die Choreographin Sasha Waltz gilt als Star der Tanzszene, enttäuschte allerdings mit ihren Opern-Inszenierungen und ist durchaus umstritten. Ab der Spielzeit 2019/20 soll sie nun das krisengeschüttelte Berliner Staatsballett in bessere Zeiten führen, gemeinsam mit dem jetzigen Direktor des Royal Swedish Ballet, Johannes Öhman.

Waltz will eigene Truppe behalten

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (li.) stellt die neuen Intendanten des Staatsballetts Berlin, Sasha Waltz und Johannes Öhman, vor.  | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bei der Pressekonferenz: Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, Sasha Waltz, Johannes Öhman | Bildquelle: picture-alliance/dpa Ihre eigene Kompanie "Sasha Waltz & Guests" will die Künstlerin dem Vernehmen nach unabhängig weiterführen, also das Staatsballett zusätzlich übernehmen. Auch Nacho Duato blieb parallel zu seiner jetzigen Leitungsfunktion Gastchoreograph am St. Petersburger Michailowsky-Theater, was ihm viele böse Kommentare einbrachte. Dass sein Fünf-Jahres-Vertrag in Berlin nicht, wie eigentlich üblich, verlängert wurde, spricht für den Unmut der Kulturpolitiker. Offziell wurde freilich verbreitet, Duato habe von Anfang an signalisiert, ab 2019 andere Aufgaben wahrnehmen zu wollen.
Streiks und Tarifkonflikte haben das Staatsballett geschwächt, die Auslastung lag zuletzt bei nur 77 Prozent, obwohl es an der Spree ein sehr engagiertes Tanz-Publikum gibt. Zum Vergleich: Das ebenfalls derzeit im Umbruch befindliche Bayerische Staatsballett in München kam bisher auf gut 91 Prozent Auslastung. Sasha Waltz soll ab 2019 in Berlin mindestens drei Neuproduktionen pro Saison persönlich choreographieren, was ein ehrgeiziges Ziel ist.

Das ist für mich ein besonderer Moment, weil mich mit Berlin sehr viel verbindet.
Sasha Waltz

Spagat ist notwendig

Der als Geschäftsführer vorgesehene Johannes Öhman zeigte sich glücklich, neben seinen kaufmännischen Aufgaben auch künstlerische Akzente setzen zu dürfen. Angeblich hatte Sasha Waltz die Idee einer Doppelspitze, nachdem sie mit Öhman mehrmals kooperiert hatte. Das Programm soll etwa zur Hälfte aus klassischem und zeitgenössischem Tanz bestehen, was in Berlin heikel ist. Dort feierte der Russe Vladimir Malakhov als Star-Tänzer und Ballett-Intendant große Erfolge mit einem betont konservativen Angebot. Die russische Fan-Gemeinde war dafür dankbar, ist allerdings bei modernen Programmen schnell vergrätzt. Umgekehrt reagiert die riesige internationale Tanzszene der Hauptstadt ungehalten auf klassische Handlungsballette. Jeder Chef-Choreograph muss also einen Spagat aushalten. Die jetzigen 89 Planstellen sollen nach Angaben von Sasha Waltz nicht reduziert werden.

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