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Geigerin Bomsori Kim "Musik ist die einzige Art zu kommunizieren"

Konzerte spielen! Das war ihre Motivation, an Violinwettbewerben teilzunehmen. Bei zehn Wettbewerben hat sie gewonnen. Heute ist die 33-jährige Bomsori international unterwegs und tritt diese Woche in München auf. Mit BR-KLASSIK hat sie über die Wettbewerbe gesprochen, Mendelssohns frühes Violinkonzert und darüber, warum Musik die einzig wahre Sprache ist.

Bomsori Kim | Bildquelle: Kyutai Shim/DG

Bildquelle: Kyutai Shim/DG

BR-KLASSIK: Bomsori, Sie haben zehn große Violinwettbewerbe gewonnen – einschließlich Tschaikowsky-, Sibelius- und dem Königin Elisabeth-Wettbewerb. Was bringen Wettbewerbe für die persönliche Entwicklung – außer, dass man bekannter wird?

Bomsori: Ich glaube, es geht da ganz um die Bühne. Ich war noch sehr lange in Korea, bis 2014. Davor hatte ich keine Chance, außerhalb Koreas Konzerte zu spielen. Woanders kannte mich niemand. Also musste ich durch die Wettbewerbe irgendwie mit anderen Leuten in Kontakt kommen. Das war ein großes Glück und eine gute Möglichkeit mich zu präsentieren. Denn heutzutage werden die Wettbewerbe ja auch über's Internet auf der ganzen Welt übertragen.

An den Wettbewerben habe ich wegen der Konzerte teilgenommen.
Bomsori

BR-KLASSIK: Verfällt man denn in so eine Art Rausch, wenn man immer wieder noch einen gewinnt?

Bomsori: Betrunken… Das war ich glaube ich nie. Ich war immer hungrig nach Konzerten. Und ich habe an vielen Wettbewerben teilgenommen, weil sie immer an verschiedenen Ort stattgefunden haben: der Tschaikowsky-Wettbewerb in Russland, der Königin Elisabeth-Wettbewerb in Belgien und der ARD-Musikwettbewerb in Deutschland. Das hat meiner Karriere und auch meiner musikalischen Entwicklung sehr geholfen. Das Publikum hat an jedem Ort andere Erwartungen. Und auch die Musiker, die an den Orten arbeiten haben unterschiedliche Ansichten, was die Musik betrifft. Das hat meine musikalische Entwicklung gefördert, und mir die Kraft für das Leben als Berufsmusikerin gegeben.

BR-KLASSIK: Gab es einen Zeitpunkt, wo sie gesagt haben: Jetzt reicht’s mit den Wettbewerben?

Bomsori: In erster Linie natürlich das Alter. (lacht) Aber das hing auch mit Konzertangeboten zusammen. An den Wettbewerben habe ich auch wegen der Konzerte teilgenommen. Als ich dann genug Konzerte zu spielen hatte, brauchte ich die Wettbewerbe nicht mehr.

Bomsori beim ARD-Musikwettbewerb

2013 gewann Bomsori Kim beim 62. ARD-Musikwettbewerbs im Fach Violine einen zweiten Preis. Im Finale spielte sie das Violinkonzert von Jean Sibelius.

Konzert | Bildquelle: BR

Bildquelle: BR

ARD-Musikwettbewerb2013 - Finale Violine

Bomsori Kim, Südkorea

BR-KLASSIK: Sie spielen am Sonntag Mendelssohn im Konzert. Wir sind ja alle irgendwo irgendwie damit in Kontakt gekommen, egal ob wir jetzt GeigerInnen sind oder nicht. Wie habe Sie ihren Dialog zu diesem Mendelssohn-Konzert gefunden?

Bomsori: Sie meinen das Konzert in München? Ja, ich werde dort nicht das berühmte – das e-Moll Konzert – sondern das d-Moll Konzert spielen. Das ist ein verstecktes Juwel. Er hat es sehr früh in seinem Leben geschrieben, mit 13. Es ist eines seiner frühesten Werke. Und es wurde auch erst nach seinem Tod veröffentlicht. Es wurde erst sehr viel später von Yehudi Menuhin wiederentdeckt, dem es von einem Mitglied der Mendelssohn-Familie gegeben wurde. Und es ist immer noch versteckt. Ich glaube, es verdient mehr Aufmerksamkeit als es jetzt bekommt. Neulich habe ich das e-Moll Konzert in Luzern gespielt, ein paar Tage nach Mendelssohns zweihundertvierzehnten Geburtstag.

Felix Mendelssohn Bartholdy 1821 von Maler Carl Joseph Begas  | Bildquelle: Wikimedia Commons Felix Mendelssohn war noch ein Kind, als er sein erstes Violinkonzert schrieb: das in d-Moll. | Bildquelle: Wikimedia Commons Irgendwie liegt mir Mendelssohn seit meiner Kindheit sehr nahe. Denn das Mendelssohn e-Moll Konzert ist das erste romantische Konzert, das wir lernen. Also nicht nur die ViolinistInnen, sondern auch die GeigenschülerInnen sind mit seiner Musik wegen dieses Konzerts sehr vertraut. Und ich finde es immer noch sehr schwer, obwohl ich es schon lange kenne. Aber es ist so ein exponiertes und durchsichtiges Stück – fast wie ein Mozart-Konzert. Da kann man sich nicht verstecken. Wir müssen diese Musik sehr herzlich angehen, weil er so eine klare Absicht in seiner Musik hat. Im d-Moll Konzert umso mehr, weil er noch viel jünger war, als er es schrieb. Aber es hat auch viele dramatisch Modulationen, ist sehr reif und expressiv. Man merkt kaum, dass es ein viel jüngeres Werk von ihm ist.    

Plattenvertrag oder Streaming?

BR-KLASSIK: Sie haben einen Plattenvertrag mit der Deutschen Grammophon. Jetzt würde man ja denken, das ist für viele der absolute Traum. Und gleichzeitig wird das Streaming immer populärer. Was ist der Reiz, trotzdem noch mit einer Plattenfirm zusammen zu arbeiten?

Bomsori: Das ist heutzutage eine Frage, der sich Künstlerinnen und Künstler stellen müssen. Es gibt so viele verschiedene Plattformen, die man ohne die Plattenfirmen nutzen kann. Aber das besondere an der Deutschen Grammophon ist, dass diese Firma nicht so altmodisch ist. Natürlich ist es ein traditionsreiches Unternehmen, aber sie finden immer neue Wege, um mit dem Publikum zu kommunizieren. Zum Beispiel in der Corona-Zeit waren sie mit die ersten, die sich um neue Wege bemüht haben, das Publikum zu erreichen. Unser Stammpublikum vertraut den Plattenfirmen. Und deswegen hat die Deutsche Grammophon sehr viel Einfluss. Sie haben die DG Stage, einer der ersten virtuellen Bühnen überhaupt. Und gerade jetzt haben sie noch mit Stage Plus angefangen. Das ist eine sehr hochqualitative Plattform für Musik, wo man Aufnahmen teilen und virtuelle Konzerte spielen kann. Deswegen gibt es die Deutsche Grammophon noch. Deswegen vertrauen wir ihr, und es ist eine große Ehre für uns alle, bei dieser Plattenfirm zu sein.

BR-KLASSIK: In Deutschland laufen grade die Wettbewerbe "Jugend Musiziert". Da treten jedes Jahr auch junge Geigerinnen und Geiger an, in verschiedenen Formationen. Was raten Sie den jungen Musikerinnen und Musikern: Wie soll ein idealer Tag aussehen? Disziplin einerseits, aber anderseits will man natürlich auch ein bisschen Freizeit oder Party und Unterhaltung haben ...

Bomsori: Dafür ist sehr wenig Zeit, würde ich sagen. Im Sommer auf den Festivals, da schaffen wir das manchmal. Wenn man auf einem Festival mehr als ein Konzert spielt, hat man ein bisschen Zeit, um die Umgebung zu genießen oder sich die anderen Konzerte anzuhören. Manchmal bleibt auch Zeit für ein bisschen Spaß mit seinen KammermusikkollegInnen. Das passiert manchmal, wenn man Glück hat, auf einem Sommer-Festival.

Musik ist eine universelle Sprache.
Bomsori

BR-KLASSIK: Wie motivieren Sie sich denn immer wieder – auch als Sie selbst noch Studentin waren?

Bomsori Kim | Bildquelle: Kyutai Shim/DG Bomsori Kim | Bildquelle: Kyutai Shim/DG Bomsori: Ich glaube, es ist meine Passion, meine Meinung, meine Stimme und einfach mein Ding durch die Musik zu teilen. Es ist auch eine große Freude, mit andere MusikerInnen durch die Musik zu kommunizieren. Denn dadurch entsteht eine tiefe Verbindung zu den anderen Leuten, ohne stundenlang mit ihnen zu sprechen. Durch die Musik können wir uns wirklich untereinander verbinden. Wir können den Sprachbarrieren trotzen. Denn Musik ist eine universelle Sprache. Das gefällt mir am meisten an der musikalischen Kommunikation. Es ist sehr effektiv, weil ich mit einem Publikum, mit vielen Tausenden gleichzeitig sprechen kann. Es ist eine sehr mächtige, fast die einzige Art zu kommunizieren.

BR-KLASSIK: Bomsori, Ihr Name bedeutet "Klang des Frühlings". Was ist denn für Sie das erste Zeichen, dass der Frühling in der Natur beginnt?

Bomsori: Vielleicht das Wetter. (lacht) Oder die Leute, die langsam aus dem Winterschlaf erwachen. Das passiert schon. Obwohl es in Berlin gerade schneit, scheint die Sonne jeden Tag ein bisschen länger. Und die Leute gehen wieder mehr raus als im Winter. Das merkt man.

Konzerttipp

Sonntag, 19. Februar 2023 um 11 Uhr
München, Prinzregententheater

Bomsori Kim, Violine
Giorgi Kharadze, Violoncello
Kammerorchester des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
Radoslaw Szulc, Leitung

Antonio Vivaldi: Konzert für Violine, Violoncello, Streicher und B.c. A-Dur, RV 546 - "all’Inglese"
Felix Mendelssohn Bartholdy: Violinkonzert d-Moll
Richard Strauss: "Metamorphosen"

Alle Infos zum Konzert finden Sie hier.

Sendung: "Leporello" am 14. Februar 2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (2)

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Mittwoch, 15.Februar, 22:29 Uhr

Beate

Gehts noch

Selten einen mit so vielen Fehlern gespickten Artikel gelesen ...
Dazu noch schlechte Ausdrucksweise und quasi null Aussagekraft ...

Mittwoch, 15.Februar, 07:43 Uhr

Konrad Jäckle

Bomsori

Ich habe Bomsori schon mehrmals in Konzerten erlebt und war von ihrer hinreißenden Art zu spielen fasziniert und berührt. Ich habe das Gefühl, dass sie jedesmal das Wesen der wunderbaren Stücke herausholt und dem Publikum ein atemberaubendes Erlebnis bietet.

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