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BR-Chor und des Münchner Rundfunkorchester ausgezeichnet International Classical Music Award 2021 und Diapason d'or

Die Aufnahme des "Kroatischen glagolitischen Requiems" von Igor Kuljerić mit dem BR-Chor und dem Münchner Rundfunkorchester unter Leitung seines Chefdirigenten Ivan Repušić wurde mit zwei renommierten Preisen ausgezeichnet – dem International Classical Music Award 2021 in der Kategorie "Choral" und dem DIAPASON D’OR, einem französischen Schallplattenpreis für Aufnahmen klassischer Musik, in der Kategorie "Découverte" als bemerkenswerte Entdeckung (Januar 2021).

CD-Cover Igor Kuljerić: Kroatisches glagolitisches Requiem | Bildquelle: BR

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Die Münchner Aufführung vom 14. Februar 2020, eine Kooperation der Stadt Zagreb, der Konzerthalle Vatroslav Lisinski, des Kulturministeriums der Republik Kroatien und des Bayerischen Rundfunks, fesselte schon das Publikum der Konzertreihe Paradisi gloria und wurde passend zur Übergabe der EU-Ratspräsidentschaft von Kroatien an Deutschland am 1.7.2020 auf CD veröffentlicht.

Über die Auszeichnungen

Der ICMA – International Classical Music Award wird seit 2011 von einer Jury internationaler Musikkritiker vergeben und ersetzt den Cannes Classical Award, der früher auf der MIDEM vergeben wurde. Der ICMA gilt als wichtige internationale Auszeichnung der Musikpresse. Der Diapason d’or ist ein Schallplattenpreis für Aufnahmen klassischer Musik, der von der französischen Zeitschrift Diapason jeden Monat in mehreren Kategorien vergeben wird. Neben dem Preis der deutschen Schallplattenkritik und dem britischen Gramophone Award gilt der Diapason d'or als bedeutendste unabhängige europäische Auszeichnung.

Ergreifendes Beispiel zeitgenössischer geistlicher Musik

Daran, dass die Musik des kroatischen Komponisten und Dirigenten Igor Kuljerić (1938–2006) außerhalb der Grenzen seines Heimatlandes noch nicht weiter bekannt ist, dürfte die vorliegende Aufnahme einiges ändern: Bei dem 1995/1996 entstandenen "Kroatischen glagolitischen Requiem", das seine Uraufführung im Juli 1996 im kroatischen Zadar mit Chor und Symphonieorchester des Kroatischen Rundfunks unter Leitung des Komponisten erlebte, handelt es sich um ein ebenso eindrucksvolles wie ergreifendes Beispiel zeitgenössischer geistlicher Musik.

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KULJERIC: CROATIAN GLAGOLITIC REQUIEM / Hrvatski glagoljaški rekvijem  - I. Repusic & BR-Chor /MRO | Bildquelle: BR- KLASSIK LABEL (via YouTube)

KULJERIC: CROATIAN GLAGOLITIC REQUIEM / Hrvatski glagoljaški rekvijem - I. Repusic & BR-Chor /MRO

Das Requiem entstand, so Kuljerić, "aus dem tiefen Wunsch, etwas zum Klingen zu bringen, das ich schon in meiner Jugend gehört und von da an in mir getragen habe, als die glagolitischen Riten ein wundersames Echo in mir fanden". Die Kirchenmusik der mehrheitlich katholischen Kroaten, die ihre Gottesdienste schon seit dem Mittelalter in ihrer Landessprache feiern durften, geht auf mündlich weitergegebene Melodien zurück, die auch Einflüsse aus der Volksmusik aufweisen. Kuljerić hat sich mehrfach mit dieser Tradition auseinandersetzt. Sein Glagolitisches Requiem ist gleichsam ein symbolhaft aufgeladenes musikalisches Bekenntnis zur Kulturnation – geschrieben zu einer Zeit, in der Kroatien den Schlussstrich unter einen blutigen Unabhängigkeitskrieg setzen konnte. Ein Requiem in einer Zeit, in der Trauerarbeit in Kroatiens Bevölkerung zum Alltag gehört haben dürfte.

Vertont sind Gesänge der Glagoliza, der ersten slawischen Schrift. Glockenklänge und psalmodierende Chöre sorgen bereits im Introitus für eine sakrale Grundstimmung, ein tief empfundenes musikalisches Totengebet. Mystische Klangfarben schaffen neben den Glocken Harfe, Orgel und Vibrafon. In sechs Abschnitten vertont Kuljerić die üblichen Teile der Totenmesse. – Die große Kraft der suggestiven Bildersprache seiner Komposition fand großen Zuspruch; das Werk erlebte nach seiner Premiere verschiedene weitere Aufführungen und wurde als "herausragendste Leistung der zeitgenössischen Musik des Jahres 1996" ausgezeichnet.

Zur Aufnahme

Die CD mit dem "Kroatischen glagolitischen Requiem" von Igor Kuljerić enthält zusätzlich eine Aufnahme der "Himna Slobodi" (Hymne an die Freiheit, auch Friedenshymnus) des kroatischen Komponisten Jakov Gotovac (1895–1982) auf einen Text des Barockdichters Ivan Gundulić. Die Studioaufnahme mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks und dem Münchner Rundfunkorchester unter Leitung von Ivan Repušić entstand im Januar/Februar 2019.

Sendung: "Leporello" am 20. Januar 2021 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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