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Oper Florenz sorgt für Aufregung Carmen mit neuem Finale

Es war als Zeichen gegen Gewalt an Frauen gedacht: Regisseur Leo Muscato schrieb ein neues Finale für Bizets Opernklassiker "Carmen", in dem die Protagonistin nicht ermordet wird, sondern ihren Ex-Liebhaber Don José mit einer Pistole erschießt. Bei der Premiere am Sonntag in der Oper Florenz gab es dafür einige Buh-Rufe.

"Carmen" in einer Inszenierung von Leo Muscato an der Oper Florenz 2018 | Bildquelle: Pietro Paolini /Contrasto/ Terraproject

Bildquelle: Pietro Paolini /Contrasto/ Terraproject

Die Anweisung, "Carmens" Finale zu ändern, erhielt Regisseur Leo Muscato von Cristiano Chiarot, dem Intendanten des Teatro Maggio Musicale Fiorentino. Wie italienische Medien am Montag berichteten, habe es bei der Premiere am Sonntag nicht nur deshalb Buh-Rufe gegeben, weil die Pistolen-Attrappe nicht wie geplant funktionierte. Vielen im Publikum habe die Neufassung schlicht nicht gefallen.

Politisch korrekte Oper?

"Florenz versenkt die neue 'Carmen', die nicht stirbt", kommentierte etwa die Tageszeitung "La Repubblica" und zitierte unzufriedene Operngänger. Und die Zeitung "La Stampa" schrieb, wenn die Oper politisch korrekt sein solle, müsse eine Vielzahl an Werken umgeschrieben werden - das wäre aber "endlos langweilig und irreal".

Man kann einer Oper treu bleiben, auch wenn man sich einige ethische Freiheiten nimmt.
Cristiano Chiarot, Intendant der Oper Florenz

Viele Frauenmorde in Italien

"Carmen" in einer Inszenierung von Leo Muscat an der Oper Florenz 2018. | Bildquelle: Pietro Paolini /Contrasto/ Terraproject Leo Muscato hat den Opernklassiker "Carmen" an der Oper Florez neu inszeniert - mit geändertem Finale. | Bildquelle: Pietro Paolini /Contrasto/ Terraproject Der Florentiner Bürgermeister Dario Nardella verteidigte unterdessen die Entscheidung, Carmen überleben zu lassen. Auf Twitter schrieb er, es sei eine kulturelle, soziale und ethische Botschaft gewesen, die die zunehmende Gewalt gegen Frauen in Italien an den Pranger stelle.

Italien wird immer wieder von Morden an Frauen erschüttert. Im vergangenen Jahr gab es mehr als 100 "femminicidi" - so wird das Phänomen der Gewalt an Frauen dort genannt. Intendant Cristiano Chiarot wollte ein klares Zeichen dagegen setzen. Theater könne als Mittel zur kritischen Entwicklung dienen, sagte Chiarot. "In einer Zeit, in der die Plage der Frauenmorde akut ist, wie kann man bei der Ermordung einer Frau klatschen?"

"Carmen" an der Oper Florenz

Dirigent: Ryan McAdam
Regie: Leo Muscato

Carmen: Veronica Simeoni / Marina Comparato
Don José: Roberto Aronica / Sergio Escobar
Micaela: Laura Giordano / Valeria Sepe

Termine: 9./10./13./14./18. Januar 2018, Teatro Maggio Musicale in Florenz.

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