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Zum Tod von Chuck Berry Der Gitarren-Pionier des Rock

Die Beatles, die Rolling Stones, Bruce Springsteen und viele andere mehr - sie hätten wohl alle ganz anders geklungen ohne ihn: den Sänger, Gitarristen, Komponisten und schlagkräftigen Texter Chuck Berry. Seine raue Variante des Rock’n’Roll war das Klingeln, das Generationen nachfolgender Rock- und Popmusiker stets im Ohr hatten, als musikalischen Maßstab für Direktheit und Griffigkeit des Ausdrucks. Nun ist Charles Edward Anderson Berry im Alter von 90 Jahren in seiner US-amerikanischen Heimat gestorben.

Chuck Berry | Bildquelle: picture alliance/KEYSTONE

Bildquelle: picture alliance/KEYSTONE

Immer sofort auf den Punkt, peitschende Töne, die in wenigen Sekunden klarstellen konnten, wo es musikalisch hinging - das war Chuck Berrys Markenzeichen: Hinzu kam seine ungekünstelte, schnörkellose, aber prägnante Stimme.

Chuck Berrys Töne waren verbindliche Maßstäbe

"Dreh dich im Grab rum, Beethoven - ich muss das jetzt nochmal hören." Solche klaren Ansagen kamen aus dem Mund des legendären Künstlers. "Rhythm and Blues" waren seine Klänge, getränkt von den Tonfolgen alter Blues-Songs und vorangetrieben von kantigen Rhythmen. Musiker wie George Harrison und Keith Richards spielten sich später an seinen Gitarren-Intros und -Soli die Finger wund. Denn Berrys Töne waren verbindliche Maßstäbe.

Dreh dich im Grab rum, Beethoven - ich muss das jetzt nochmal hören.
Chuck Berry

Berrys früher Rock’n’Roll war eine wichtige Wurzel für Beat-Musik und fast jede Art von Rock. Berry zog eine Gitarrensaite ruckartig nach oben, schlug sie im schnellen Wechsel mit der nächsthöheren an, hackte einige kraftvolle mehrstimmige Akzente dazwischen - und schuf so einen schwindelerregenden Drive. Damals ein ganz neuer Klang. Der jahrzehntelang das Rock-Vokabular prägte.

Radio-Tipp: Einen Nachruf auf Chuck Berry sendet BR-KLASSIK am Montag, 20. März, um 7.30 Uhr im Musikmagazin Allegro.

Was immer er auch spielte: Es klang einprägsam. Er nahm kein Blatt vor die Gitarre. Und auch nicht vor den Mund. Seine Texte waren scharfzüngig, lebten von bildhaften Szenen und Sätzen wie "Hail, hail, Rock’n’Roll, deliver me from days of old". Das war auch die Sprache, an der sich spätere Megastars aus Großbritannien orientierten.

Chuck Berry, mit 87 noch auf der Bühne

Chuck Berrys Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood | Bildquelle: Bayerischer Rundfunk Bildquelle: Bayerischer Rundfunk Bei Berry, dem Sohn einer Schulleiterin und eines Diakons in St. Louis, Missouri, war dieser Weg nicht vorgezeichnet. Als Jugendlicher wurde er straffällig, saß Jahre im Gefängnis, erstand als Pförtner eines Radiosenders eine E-Gitarre und trat als lokaler, afroamerikanischer Hillbilly auf. Durch den Bluesmusiker Muddy Waters bekam er die Adresse einer Plattenfirma - und schon kurze Zeit später, 1955, feierte er seinen ersten Hit. Neben Song wie "Johnny B. Goode", "Sweet Little Sixteen" oder auch dem von den Beatles interpretierten "Rock and Roll Music" hinterließ er der Welt auch seinen legendären Entengang, der auf der Bühne stets die Soli begleitete. Über 60 Jahre währte seine Karriere, noch mit 87 trat Berry auf - auch eine neue CD war angekündigt. Die wollte Berry seiner Frau Themetta widmen. Mit ihr war er 68 Jahre verheiratet. Ein Meister des Langlebigen: So etwas kann mit ganz kurzen Einleitungen beginnen.

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