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DOK.fest München 2018 Filmtipps für Musikliebhaber

Vom 2. bis 13. Mai zeigt das DOK.fest 154 internationale Dokumentarfilme auf Münchner Leinwänden. Auch zum Thema Musik hat das Festival einiges zu bieten: von der Suche nach der perfekten Geige bis zu einem tunesischen Frank Sinatra. Die musikalischen Tipps der BR-KLASSIK-Redaktion.

"DIE SEELE DER GEIGE"

Deutschland 2018. Regie: Benedikt Schulte

"Ich bekam zwei Jahre wirklich wunderbare Geigen zur Verfügung gestellt, aber es war nicht meine Stimme, es war nicht der Klang oder die Liebe meines Lebens, die ich da spielen durfte." Frank Peter Zimmermann musste sich von seiner großen Liebe, seiner Geige, trennen, als ihre Eigentümerin, eine Bank, aufgelöst wurde. Nun bekommt er sein Instrument wieder. Martin Schleske, Geigenbaumeister aus Landsberg am Lech, ist auf der Suche nach besonderem Klangholz, denn er möchte eine einzigartige Geige bauen. Inspiriert wurde er dabei nicht von der Stradivari, sondern vom menschlichen Gesang. Ein Doppelporträt des Geigers Frank Peter Zimmermann und des Geigenbaumeisters Schleske, der am Instrument seines Lebens arbeitet.

"ETHIOPIQUES - REVOLT OF THE SOUL"

Deutschland, Polen 2017. Regie: Maciek Bochniak

"Der Groove ist schrecklich. Schrecklich im Sinne von großartig. Wir hatten so etwas noch nie zuvor gehört." Das war die Reaktion des französischen Musikjournalisten Francis Falceto, als er in den 80er-Jahren zum ersten Mal Jazz aus Äthiopien hörte. Der Grundstein für die weltbekannte CD-Serie "Ethiopiques" war gelegt. Vom Musikproduzenten Amha Eshete in den 70er-Jahren aufgenommen, sollte es wegen des sozialistischen Derg Regimes bis 1997 dauern, bis die Platte neu herausgegeben werden und nach Europa gelangen konnte. Neben collageartigen Animationen und Archivmaterial kommen viele der bekannten Musiker in Interviews zu Wort.

"SHUT UP AND PLAY THE PIANO"

Deutschland, Großbritannien 2018. Regie: Philipp Jedicke

"Haben Sie schon über den Tod nachgedacht?" fragt Sibylle Berg unvermittelt den Performer und Entertainer Chilly Gonzales im Interview, das sich wie ein roter Faden durch "Shut up and play the piano" zieht. Das hat er. Denn als Teil seiner Bühnenshow wird bereits ein junges, weibliches Alter Ego zum Duett auf die Bühne gebeten. Die Kunstfigur des "worst MC" im Bademantel wird so unsterblich. Chilly Gonzales ist die Bühnenmaske von Jason Beck. Der kanadische Musiker, der einst als Underground Performance Artist mit Peaches auftrat, füllt inzwischen mit etablierten Orchestern große Konzertsäle. Philipp Jedicke präsentiert in seinem Debütfilm Musik, Leben und Image des komplexen Künstlers. 

"THE MAN BEHIND THE MICROPHONE"

Qatar, Tunesien, Großbritannien 2017. Regie: Claire Belhassine

"The Man behind the Microphone" - Film | Bildquelle: DOK.Fest München Szene aus dem Film "The Man behind the Microphone" | Bildquelle: DOK.Fest München

"Man sagt, seine Musik klänge nach Heimat. Das ist womöglich nicht ein Ort, an dem man lebt, sondern ein Ort, wo man verstanden wird und sich selbst wiederfindet." Hedi Jouini (1909–1990) schrieb über tausend Lieder, er trat in Filmen auf, stand mit Umm Kulthum auf der Bühne, galt als Playboy und "tunesischer Frank Sinatra". Ein Staatsbegräbnis ehrte sein Vermächtnis. Doch für die in England aufgewachsene Enkelin war er nur der ferne Großvater. Jahre später entdeckt sie sein musikalisches Erbe und rekonstruiert mittels alter Fotos, Homevideos, Archivbilder und Interviews die ungewöhnliche jüdisch-muslimische Familiengeschichte zwischen deutscher Besatzungszeit, Unabhängigkeitskampf und Arabischem Frühling.

Sendung: "Piazza" am 5. Mai 2018, 08.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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