BR-KLASSIK

Inhalt

Pat Methenys Album "Dream Box" Neues aus der digitalen Schatzkiste

Letztes Jahr war Gitarrist Pat Metheny rund 160 Tage auf Tour. Genug Zeit, um alte Ordner auf dem PC zu durchforsten. Eine Fundgrube! Seine alten Stücke hat er jetzt zu einem Album zusammengefasst.

Pat Metheny - Dream Box | Bildquelle: Modern

Bildquelle: Modern

Aufnahmeprüfung

Pat Methenys Album "Dream Box"

Der Amerikaner Pat Metheny ist der größte Perfektionist unter den Jazz-Gitarristen. Ein edler Sound und klare Linien bestimmen seine Musik, aber Perfektion ist bei ihm nie kühl. Er ist ein Melodiker! Ein Mega-Könner der besonders feinen Klänge. Metheny, der seit den 1980er-Jahren zur absoluten Weltspitze improvisierender Saitenkünstler gehört, hat sich für sein jüngstes Album Träumen gewidmet. Klingenden zumindest. "Dream Box" heißt dieses Opus des – das muss man hier einfach so sagen – Traum-Gitarristen. Und die Stücke laden ein zum genussvollen Abschweifen.

Pat Methenys "Traumkiste"

Wegbeamen ins Klangparadies. Immerhin geht das in diesen krisengebeutelten Zeiten noch mit Musik. "Dream Box", also "Traumkiste", ist wider Erwarten kein programmatischer Titel. Der Hintergrund: Pat Metheny nannte einen Ordner auf seiner Festplatte so, in dem er über die Jahre Stücke gespeichert hatte, die ihm eingefallen waren oder in denen er ein neues Instrument oder bestimmte Klangverbindungen ausprobiert hatte.

Normalerweise hätte er den Ordner vergessen, schreibt er – wäre er nicht im vergangenen Jahr rund 160 Tage auf Tour gewesen. Da hatte er Zeit, in alten Ordnern zu stöbern und in Hotelzimmern oder im Tourbus die fast verschollenen Stücke zu hören. Er fand, so schildert er, dass die Stücke in diesem Ordner ein stimmiges Ganzes ergaben – und hier sind sie nun, zusammengefasst im Album "Dream Box".

So zart wie Chet Bakers Stimme

Pat Metheny | Bildquelle: Ralf Dombrowski Pat Metheny | Bildquelle: Ralf Dombrowski Auch ein großer Jazz-Klassiker ist dabei: das schöne lyrische Stück "I fall in love too easily". Wenn einer diese Melodie auf einem Instrument so zärtlich spielen kann wie der große traurige Trompetenstar Chet Baker sie einst mit seiner fadenzarten Stimme gesungen hat, dann ist es Pat Metheny. Der Gitarrist muss hier nicht mit flirrenden Finger-Sprints über die Saiten rasen, er muss keine verknoteten Akkordfolgen in vertrackten Rhythmen dahinrattern lassen. Es ist vielmehr die Ruhe, die ganz auf die Anmut der Melodie vertraut, und mit der sich ungemein bewegende Musik machen lässt.

EIN STILLER OZEAN DER TÖNE

Schöne Botschaften stecken in manchen der Stücktitel. "The waves are not the ocean" lautet zum Beispiel einer. In Pat Methenys "Dream Box" entsteht ein ganz eigener, sehr ruhiger Ozean aus lauter ungemein organisch geformten Wellen. Vielleicht nicht wirklich von dieser Welt – aber einer Welt, in die man so angenehm abtauchen kann wie selten eine sonst.

Infos zur CD

Pat Metheny: "Dream Box"
Label: Modern

Sendung: "Leporello" am 22. Juni 2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (0)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.
Zu diesem Inhalt gibt es noch keine Kommentare.

    AV-Player