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"Out of the Box"-Festival - Klänge aus Eis Wie man Eis erntet und daraus Instrumente macht

Der norwegische Klangkünstler Terje Isungset ist bekannt für seine Instrumente aus Eis. Ob Eis-Harfe, Eis-Horn oder Eis-Geige - er und sein Team erschaffen damit wahre Zauberklänge, 2020 zum dritten Mal im Münchner Werksviertel. Aber woher bekommt Isungset in Zeiten des Klimawandels gutes Eis? Dafür reist sein Team bis nach Kärnten. Denn hier klingt das Eis besonders gut.

Bildquelle: Emile Holba

Fabrikeis klingt einfach nicht. Das weiß Even Rygg. "Wir brauchen Natureis, weil das den besonderen Klang bringt", sagt der Norweger. Er ist die rechte Hand des Eisklangkünstlers Terje Isungset, für den er das Eis sondiert, aus dem mal Eis-Instrumente werden sollen. Aus Oslo ist er dafür nach Kärnten geflogen, ins Eislaufparadies Weißensee. Er ist noch nicht am Ende seiner Reise. Er und das Eis müssen von Kärnten aus 300 Kilometer nach Norden, ins Münchner Werksviertel. Beim Festival "Out of the Box" soll es zum Klingen gebracht werden, bei Isungsets "Ice Music".

Bei der Eis-Ernte in Österreich | Bildquelle: Ulrich Möller-Arnsberg Eismeister Norbert Jank sägt einen dicken Eisblock aus dem Weißensee. | Bildquelle: Ulrich Möller-Arnsberg "Das ist ein ganz schöner Krimi. Wir wussten um Weihnachten herum nicht, ob es überhaupt Eis haben wird in Weißensee", sagt die Kulturmanagerin Martina Taubenberger. "Zum Glück hat es kurz vor Silvester einen Temperatursturz gegeben, sonst wäre es schwierig geworden." Taubenberger ist die Geschäftsführerin und künstlerische Leiterin der Whitebox, dem Ausstellungs- und Veranstaltungsraum im Werksviertel in München. Zum dritten Mal gibt es hier in diesem Jahr die "Ice Music". Die klinge aber nur gut, wenn das Eis aus bewegtem Wasser entstanden sei, sagt Even Rygg. Dafür muss es tagelang sehr kalt gewesen sein – undenkbar in München. Und so geht es nach Kärnten.

Der Eismeister vom Weißensee

Wie ein Fjord erstreckt sich der rund zwölf Kilometer lange Weißensee zwischen den Bergen, in steilen Hängen geht es vom Ufer auf die Bergkämme. Es ist halb drei am Nachmittag, um diese Zeit liegt der See schon fast vollständig im Schatten. Zugefroren ist er nur zur Hälfte. Auf dieser Hälfte aber tummeln sich zahlreiche Schlittschuhfahrer. Erst tags zuvor hat Eismeister Norbert Jank die Fläche für sie freigegeben. Jank ist 73 Jahr alt, Typ Skilehrer, schlank, graumeliertes kurzes Haar, wettergegerbte Haut.

Bei der Eis-Ernte in Österreich | Bildquelle: Ulrich Möller-Arnsberg Martina Taubenberger und Norbert Jank besprechen die Eis-Ernte. | Bildquelle: Ulrich Möller-Arnsberg "Jo, das Wetter hat uns ja einen großen Strich durch die Rechnung gemocht. Aber wir hom fünfzehn Zentimeter Eis", begrüßt Jank die ungewöhnliche Reisegruppe im Kärtner Dialekt. Dann holt er aus einem Bauwagen am Seeufer eine Motorsäge und eine große Greifzange. Er lädt sie auf einen kleinen Schlitten und geht aufs Eis. Eine Stelle ist mit Absperrband umzäunt. Even Rygg braucht einen Block von 30 mal 120 Zentimeter. "Jo, das geht", sagt Eismeister Jank und startet die Motorsäge.

Ein Sound wie von Klanghölzern

Mit routiniertem Griff führt er die Motorsäge in und durch das Eis. Dann greift er mit der Zange den geschnittenen Quader und hievt ihn hochkant auf die Eisfläche. Kaum ist Jank damit fertig, gibt ihm Even Rygg zu verstehen, dass er ab jetzt die Feinarbeit übernimmt. Der Norweger filetiert das Stück in kleinere, teilweise nur zwei Zentimeter dicke Scheiben und klopft diese danach mit dem Zeigefinger an.

Bei der Eis-Ernte in Österreich | Bildquelle: Ulrich Möller-Arnsberg Even Rygg (rechts) macht den Feinschliff der Eisblöcke. | Bildquelle: Ulrich Möller-Arnsberg Dung Dung Dung. Das Eis klingt ein bisschen wie Klanghölzer, hell, mit kurzem Nachklang. "Ah, es klingt gut," sagt Rygg zufrieden. "Ich glaube, wir können daraus etwas machen." Einen Tag wird Rygg noch bleiben und dann mit der wertvollen Ernte in einem Thermo-Kühllaster nach München zurückfahren. In den Tagen bis zum Festival werden aus den Rohlingen ein Eis-Horn, eine Eis-Tuba, verschiedene Eis-Trommeln, ein Eis-Kontrabass und sogar eine Eis-Harfe entstehen.

Das Festival "Out of the box"

10.01.- 02.02.2020
Werksviertel, München
"Ice Music" am 10., 11. und 12. Januar 2020
Das gesamte Programm finden Sie hier: www.outofthebox.art

Sendung: Allegro am 8. Januar 2020 ab 06.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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