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Kritik – Glucks "Orfeo" in Fürth Sopran-Fest für ein Traumpaar

Mit Jahresbeginn 2020 hat der Dirigent Michael Hofstetter die Intendanz der Gluck-Festspiele übernommen und präsentiert zurzeit im fränkischen Raum einen Vorgeschmack auf das neue Festival im Mai 2022. Hofstetter möchte die emotionale Wucht von Glucks Musik spürbar machen. Den Auftakt für die sechs sogenannten "Leuchtturm-Konzerte“ gab am 16. September "Orfeo ed Euridice“ im Fürther Theater in der kaum bekannten Parma-Fassung, die der Komponist einst für einen virtuosen Soprankastraten umgeschrieben hat. Der Brasilianer Bruno de Sá gab sein Rollendebüt in der Partie des Orpheus.

Bruno de Sá und Georgina Melville bei der Aufführung von Glucks "Orfeo" auf den Gluck Festspielen in Fürth | Bildquelle: Gluck Festspiele / Khrystyna Jalowa

Bildquelle: Gluck Festspiele / Khrystyna Jalowa

Drei Fassungen hat Christoph Willibald Gluck von seiner Oper "Orpheus und Eurydike" geschrieben: in der Wiener Fassung singt den Orpheus eine Altstimme, in der Pariser Version ein Tenor und in der kaum gespielten Parma-Fassung ein Sopran. Und auch die Eurydike und der Liebesgott Amor singen in dieser hohen Lage. Mit dem beachtlichen Rollendebüt des brasilianischen Ausnahmekünstlers Bruno de Sá als Orfeo gelingt Dirigent Michael Hofstetter am Pult des Händelfestspielorchesters Halle eine überraschend durchsichtige und in ihrer zerbrechlichen Zartheit doch eindringliche und Energie geladene Interpretation der bekanntesten Gluck-Oper. Mit großer Leichtigkeit und dann wieder mächtig anschwellenden Spitzentönen meistert Bruno de Sá elegant und berührend die schwere Partie des Orpheus, und die berühmte Arie "Che faro senza Euridice" wird zum herzerweichenden Glanzstück.

Dämonische Furien umkreisen die Solisten

Der Dirigent Michael Hofstetter | Bildquelle: wildundleise.de Michael Hofstätter, Dirigent der "Orfeo"-Aufführung in Fürth | Bildquelle: wildundleise.de Auch das Auge muss in der dargebotenen konzertanten Fassung nicht vollkommen auf szenische Elemente verzichten, denn sowohl der prunkvoll-barocke Zuschauerraum des Fürther Theaters als auch der Bühnenraum werden je nach Affekt unterschiedlich ausgeleuchtet oder mit Trockeneis mystisch vernebelt. Die elegant in schwarz gewandeten Sängerinnen und Sänger des Calmus- Ensembles und des Josquin des Préz Kammerchores umkreisen als klagende Geister oder als dämonische Furien die Solisten. Und jede der drei Sopranstimmen überzeugt auf ihre ganz individuelle Weise: Enorm tragfähig und unerschütterlich singt Cajetan Deßloch, Solist des Tölzer Knabenchores als Leben spendender Liebesgott Amor sowohl auf der Bühne, als auch vom Rang des Zuschauerraumes herab.

Ein echtes Traumpaar auf der Fürther Bühne

Die junge britische Koloratursopranistin Georgina Melville passt mit ihrem silbrigen Timbre und der differenzierten Gestaltung ihrer Euridice perfekt zu Bruno de Sás Orfeo. Beide geben im Duett ein echtes Traumpaar ab, das sich zum Glück im Lieto Fine von Glucks Version der Geschichte wieder des Lebens und der Liebe freuen darf. Schließlich war die Parma-Fassung Teil der Hochzeits-Festaufführung am dortigen Herzogshof im Jahr 1769. In Fürth wurde sie zum Sopran-Fest und einem geglückten Auftakt der neuen Gluck Festspiele.

Mehr zu den Gluck-Festspielen

Informationen zu Aufführungen, Mitwirkenden und Tickets erhalten Sie auf der Homepage des Festivals.

Sendung: "Allegro" am 17. September 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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