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Zum Tod von Hannes Beckmann Münchens Jazzwelt verliert ihren Maestro

Der Jazzgeiger Hannes Beckmann ist tot. Der Komponist und Bandleader starb am 17. März mit 65 Jahren in seiner Wahlheimat München.

Jazzgeiger Hannes Beckmann | Bildquelle: Oskar Henn

Bildquelle: Oskar Henn

Hannes Beckmann hatte sich schon in jungen Jahren für ein Instrument entschieden, dass im Jazz eher ungewöhnlich ist: Die Geige. Schlagzeug und Gitarre spielen konnte Beckmann zwar auch, aber die Violine war ihm doch immer das liebste Instrument.

Geboren wurde Beckmann im August 1950 in Bielefeld. Mit sechs Jahren bekam er seine erste Geige. Nach Unterricht in der Familie studierte Beckmann Violine am Konservatorium in Düsseldorf. Mit 20 Jahren kam er nach München, um hier Komposition und Jura zu studieren. Sein Studium finanzierte er, indem er als Straßenmusiker durch München streifte. Er spielte in Swingbands der Familien Reinhardt und Weiss und interesssierte sich auch für die avantgardistische Violin-Literatur. Schon während des Studiums gründete er die afro-brasilianische Jazz-Band "Sinto" und machte sich schnell als "Teufelsgeiger" einen Namen. Mit Sinto spielte er in den Folgejahren mehr als 1.800 Konzerte in Europa und in Japan, bevor er 1985 das “Hannes Beckmann Quartett” gründete.

Beckmann widmete sich fortan auch der Ernsten Musik. Bekannt geworden sind hier vor allem die Kreuzwegstationen, die er gemeinsam mit dem Maler Cäsar Radetzky im Auftrag der Erzbistums München-Freising gestaltete. Im Gedächtnis blieb zudem das "Canto Migrando". Die Suite hatte er eigens für das von ihm gegründete "Philharmonische Jazz Orchester" komponiert. Das Werk soll das Zusammenleben vieler Kulturen widerspiegeln, denn Beckmann lebte lange Zeit im multi-kulturellen Viertel rund um den Münchner Hauptbahnhof.

Seit 1990 war er als Mitbegründer im Vorstand der Jazzmusiker-Initiative München und zehn Jahre lang maßgeblich an der Organisation des „Jazzfest München“ beteiligt. Ab 1995 übernahm Beckmann eine Professur für Jazz-Violine in Belgrad, und unterrichtete später auch an der Münchner Hochschule für Musik und Theater. Bereits vor 15 Jahren wurde bei Beckmann Krebs diagnostiziert - für ihn nie ein Grund, aufzugeben. Am 17. März verstarb der Jazz-Maestro in München.

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