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Premierenkritik - Purcells "The Fairy Queen" in Wien Theater im Theater

Für ihre Version der "Fairy Queen" verlegt Mariame Clément die Oper von Henry Purcell nicht nur ins Theater, die Regisseurin verzichtet auch komplett auf Shakespeares "Sommernachtstraum" als Vorlage - zugunsten einer eigenen Geschichte. Am 19. Januar hatte die Neuinszenierung am Theater an der Wien Premiere.

Szenenbild aus der Oper "The Fairy Queen" am Theater an der Wien | Bildquelle: © Monika Rittershaus

Bildquelle: © Monika Rittershaus

Mit seiner "Fairy Queen" hat Purcell eine eigenartige Mischform von Theater und Musik geschrieben, die eigentlich nicht wirklich etwas verbindet. In dieser "Semi-Opera" - so die Genrebezeichnung - gibt es keine sich entwickelnden Charaktere und keine Handlung, die die Musik weiterbringen würde: eigentlich der Albtraum jedes Regisseurs. Nicht für Mariame Clément, die kurzerhand den ganzen Shakespeare'schen "Sommernachtstraum", der ohnehin nichts mit der Musik zu tun hat, wegließ und zu Purcells Musik eine eigene Rahmenhandlung erfand, die nun auf homogene Art und Weise den Abend vorantreibt.

Eitelkeiten, Höhen und Tiefen

Theater im Theater: Ein Ensemble probt "The Fairy Queen“. Wir werden Zeugen aller Eitelkeiten, Verletzungen, Höhen und Tiefen bis zur Premierenfeier. Ähnlich dem "Sommernachtstraum" verlieben sich auch just immerzu die falschen Partner. Wer liebt, wird nicht wiedergeliebt, oder höchstens vom Falschen - bis der Zauber, sprich die Produktion, vorüber ist und das ganze Spiel unter neuem Titel von vorne beginnt.

Eine äußerst vergnügliche Idee, die den Besucher mit den unterschiedlichsten Charakteren des Theaters konfrontiert - mit der  überheblichen, alternden Diva, dem jungen aufstrebenden Nachwuchstalent, dem sich bescheiden gebenden und doch eitlen Regisseur. Man kann sie gar nicht alle aufzählen, denn jeder Solist, jeder Chorist oder Statist spielt seine Rolle in jeder Phase des Geschehens - Personenregie vom Feinsten, das muss hier gesagt werden.

Ein homogenes Ensemble

Szenenbild aus der Oper "The Fairy Queen" am Theater an der Wien | Bildquelle: © Monika Rittershaus Anna Prohaska spielt die Sopranistin Anna P. | Bildquelle: © Monika Rittershaus Am Pult von Les Talens Lyriques steht deren Gründer Christophe Rousset, der nicht nur den Abend vom Cembalo aus leitet, sondern auch die Partitur neu eingerichtet hat. Zu hören sind Mitglieder des Arnold Schönberg Chores sowie Anna Prohaska, die von der Choristin zur Solistin aufsteigt, Marie-Claude Chappuis als glücklos liebende Dramaturgin, Kurt Streit als Regisseur oder Florian Boesch als trunkener Sänger, der immer mehr zum Puck des "Sommernachtstraums" mutiert.

Es ist ein homogenes Ensemble, das stimmlich weder Höhen noch Tiefen bietet - aber darum geht es an diesem Abend auch nicht, denn das Auge hat mindestens genau so viel zu tun wie das Ohr und wird bestens bedient. Am Ende gibt es Ovationen für alle Beteiligten - zu Recht.

"The Fairy Queen" von Henry Purcell

Theater an der Wien

Inszenierung: Mariame Clément
Musikalische Leitung: Christophe Rousset

Mit Anna Prohaska, Kurt Streit, Florian Boesch, Marie-Claude Chappuis und Rupert Charlesworth

Premiere: 19. Januar 2017
Nächste Termine: 21., 23. 26., 28. und 30. Januar 2017, jeweils 19.00 Uhr (ohne Gewähr)

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