Zahlreiche Profi- und auch Laienchöre führen das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach jedes Jahr auf, spätestens jetzt beginnt die heiße Probenphase. Doch wie geht man am besten an dieses Riesen-Werk heran? Was kann man falsch machen? Howard Arman, der künstlerischen Leiter des Chors des Bayerischen Rundfunks, hat einige Tipps parat.
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"Im Falle von 'Jauchzet, Frohlocket' ist es sehr wichtig für einen Chor, über das Notenlesen hinaus zu kommen", sagt Howard Arman, der künstlerische Leiter des BR-Chors. Das Schriftbild sei sehr kompliziert. Das Wesen der Musik könne man beim Notenlesen nicht erfassen. Das sei dann der nächste Schritt. Deshalb rät Howard Arman: "Man sollte den Punkt erreichen, an dem man sagen kann: 'Wir haben das gelesen, jetzt können wir anfangen.'"
Der Schlüssel zur Weihnachtsgeschichte steckt für Howard Arman bei Bach weniger im Wort als vielmehr in den Bildern. "Die Bilder sind in der Musik." Erst wenn die hinzukommen, werde wirklich deutlich, um was es geht, sagt Arman: "Ich finde es sehr wichtig, dass man nicht nur die Töne hintereinander lernt, sondern dass man sich von diesen Bildern bewegen lässt."
Howard Arman, der künstlerische Leiter des Chors des Bayerischen Rundfunks. | Bildquelle: BR / Astrid Ackermann
Das Weihnachtsoratorium stellt durchaus hohe Ansprüche an die Chorsänger, findet Howard Arman: "Bach verlangt ein kammermusikalisches Bewusstsein. Er verlangt von den Sängern sowohl eine Gestaltung, die sich in den Chorälen am Text orientiert, als auch Virtuosität in den großen Chören." Das werde beispielsweise deutlich beim 'Ehre sei Gott'. "Das Stück ist sehr lebendig für den Chor und sehr dramatisch. Aber gleichzeitig von äußerster Leichtigkeit, ein Engelchor, ein Engeljubelchor. Das verlangt Virtuosität, auch von dem einzelnen Sänger."
Einige Stellen im Weihnachtsoratorium müssen besonders gewissenhaft geprobt und vorbereitet werden. Dazu gehören einige Übergänge, in die der Chor dramatisch miteinbezogen wird. Als Beispiel nennt Howard Arman die Stelle in der sechsten Kantate, wo der Evangelist singt 'Siehe, da kamen die Weisen vom Morgenlande gen Jerusalem und sprachen.' Der Chor antwortet auf die Passage mit 'Wo, wo, wo ist der neugeborne König...' "Das ist ein fließender Übergang vom Evangelisten zum Chor", sagt Howard Arman. "Das sind Momente, in denen Orchester, Evangelist und Chor als eine Einheit funktionieren. Und ich finde, man verliert da sehr viel, wenn diese Kontinuität nicht im dramatischen Sinn des Werks funktioniert."
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Backstage: Der BR Chor probt Bachs Weihnachtsoratorium
Ist das Weihnachtsoratorium für Laienchöre zu schwierig? "Trauen Sie sich", will Howard Arman ihnen Mut machen. Gleichzeitig schlägt er vor, sich nicht gleich zu übernehmen. "Warum soll man nicht zum Beispiel sagen: 'Wir machen für uns im kleinen Rahmen dieses Jahr eine Kantate mit Orgel. Und wenn das gut geht, machen wir es nächstes Jahr mit Orchester.'" Die Chormusik sei im Großen und Ganzen nicht kompliziert zu lernen. Deswegen möchte Howard Arman Laienchöre grundsätzlich ermutigen, den Schritt zu wagen: "Nur, weil das Weihnachtsoratorium Größe als Komposition hat, heißt das nicht, dass es unerreichbar ist."
Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach
in einer halbszenischen Fassung (2011)
Chor des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Peter Dijkstra
Augustinum, Schweinfurt: Di, 3. Dezember 2019, 16.00 Uhr
Kino Tschlin, Unterengadin/Schweiz: Sa, 7. Dezember 2019, 16.00 Uhr
Neues Rex, München: So, 8. Dezember 2019, 11.00 Uhr
Atelier-Kino, Düsseldorf: So, 8. Dezember 2019, 11.30 Uhr
Hochland-Kino, Garmisch-Partenkirchen: So, 8. Dezember 2019, 17.30 Uhr
Augustinum, Meersburg am Bodensee: Di, 10. Dezember 2019, 19.00 Uhr
Augustinum, Aumühle (bei Hamburg): Do, 12. Dezember 2019, 19.00 Uhr
Augustinum, Mölln: Fr, 13. Dezember 2019, 19.30 Uhr
Atelier-Kino, Düsseldorf: So, 15. Dezember 2019, 11.30 Uhr
Capitol-Kino, Bad Tölz: So, 15. Dezember 2019, 17.30 Uhr
Filmzentrum Bären und Metropol, Böblingen: Mo, 16. Dezember 2019, 18.00 Uhr
Augustinum, Essen: Di, 17. Dezember 2019, 17.00 Uhr
Filmhaus Huber, Türkheim im Allgäu: So, 22. Dezember 2019, 10.30 Uhr
Atelier-Kino, Düsseldorf: So, 22. Dezember 2019, 11.30 Uhr
Kino, Bad Wörishofen: So, 22. Dezember 2019, 16.00 Uhr
Hochland-Kino, Garmisch-Partenkirchen: Mo, 23. Dezember 2019, 20.00 Uhr
Capitol-Kino, Bad Tölz: Mo, 23. Dezember 2019, 20.00 Uhr
Hochland-Kino, Garmisch-Partenkirchen: Do, 26. Dezember 2019, 17.30 Uhr
Capitol-Kino, Bad Tölz: Do, 26. Dezember 2019, 17.30 Uhr
Alte Pfarrkirche Lichtenberg, Berlin: So, 29. Dezember 2019, 16.00 Uhr
Sendung: "Allegro" am 3. Dezember 2019 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK