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Die Posaune Gut geschmiert ist halb gezogen

"Große Trompete" heißt sie in manchen Sprachen. Irgendwie ungerecht. Die Posaune ist nämlich ein eigenständiges und in vielen Details sehr eigentümliches Instrument. Peter Maffay würde sagen: Über sieben Stufen musst du gehen. Klingt komisch? Der BR-KLASSIK Posaunen-Check hat die Antwort.

Posaunenspieler | Bildquelle: McPHOTO/B. Leitner

Bildquelle: McPHOTO/B. Leitner

Zum Namen

Fangen wir beim Namen an. Posaune leitet sich vom altfranzösischen "buisine" ab, was wiederum aufs lateinische "bucina" zurückgeht. Das waren in der Antike die Naturhörner. Witzigerweise deshalb, weil im heutigen Französischen die Posaune, wie im Englischen und Italienischen, "trombone" heißt – und das meint sowas wie "große Trompete". Klar, mit der Trompete teilt die Posaune die Blechblasfamilie und klar, irgendwie sind alle Blechblasinstrumente aus dem antiken Horn entstanden. Auch die Tonerzeugung unterscheidet sich zunächst mal nicht. Sprich: Wie bei anderen Blasinstrumenten wird auch bei der Posaune Luft in Schwingung versetzt.

Der Ton

Was spielst du denn? - Die Posaune | Bildquelle: Bayerischer Rundfunk Posaunist beim Münchner Rundfunkorchester: Markus Blecher | Bildquelle: Bayerischer Rundfunk Markus Blecher ist seit 1987 Posaunist im Münchner Rundfunkorchester und hat jahrelang an der Augsburger Hochschule unterrichtet. Er kann das mit der Luftschwingung und Tonerzeugung gut demonstrieren: Wenige Zentimeter vor dem Mundstück presst er Luft durch die Lippen, bringt sie also in Schwingung und erzeugt einen Ton. Dann setzt er nahtlos ans Mundstück an und der Ton erklingt genau in der Höhe, nur ungleich schöner: sonor, warm, erhaben, so wie man die Posaune kennt. Wenn man’s eben kann.

Damit ist der Grundbaustein fürs Musizieren gelegt – mit einem der Naturtöne. Um das Instrument auch chromatisch spielbar zu machen, wurde – statt Klappen, wie bei den anderen Blasinstrumenten – der charakteristische Zug erfunden, jenes U-förmig gebogene Blech zum Hin- und Herschieben.

Zur Geschichte

Posaunengruppe Jugendjazzorchester Neidersachsen  | Bildquelle: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte Posaunengruppe im Jugendjazzorchester Niedersachsen | Bildquelle: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte Im Vergleich zu den anderen Blechblasinstrumenten war die Posaune sehr früh dran mit der Chromatik. Es gibt Darstellungen aus dem 15. Jahrhundert, auf denen die Posaune in etwa so ausschaut wie heute. Und schon im 16. Jahrhundert sind verschiedene Stimmlagen innerhalb der Posaunenfamilie nachweisbar. Zwischen Frühbarock und der großen Sinfonik des 19. Jahrhunderts ist sie vom Klangbild der westlichen Musikgeschichte nicht wegzudenken, längst ist die Posaune auch fester Bestandteil in Blaskapellen, Jazz- und Folklore-Ensembles.

Zu den Stufen

Zurück zum "U": Warum der Zug so lang ist, wie er ist, hat einen ganz pragmatischen Grund, sagt Markus Blecher: "Die Länge des Zuges entspricht ungefähr der Länge eines Erwachsenen-Arms." Mittels des Zuges verlängert sich das Rohr und damit der Ton. Und das in sieben unterschiedlichen Stufen (auch Zugpositionen), das entspricht sieben Halbtönen. Zieht man den Zug nach unten bzw. von sich weg, wird der Ton tiefer.

BR-KLASSIK Instrumentenwissen

Ob heller Streicherklang oder tiefes Blech, ob gezupft oder geschlagen: Wir stellen Ihnen verschiedene Instrumente vor – und räumen mit so machen Mythen und Klischees auf. Alle bisher vorgestellten Instrumente im Überblick

Da der Zug stufenlos verschoben wird, kann die Posaune auch als einziges Blasinstrument (ohne technisches Können) ein glissando erzeugen. Das birgt auch eine gewisse Gefahr, wie Markus Blecher im BR-KLASSIK Interview meint: "Der Zug kann auch mal aus der Schiene rutschen, ist jedem schonmal passiert." Nicht so schlimm, wenn es ein billiges Instrument war, "wobei die Instrumentenwerkstäten auch sehr viel ausbeulen und reparieren können, da sieht und spürt man nachher nichts mehr vom Unfall", wie Blecher hinzufügt.

Die Preis-Spanne

Posaune  | Bildquelle: picture alliance / Anadolu | Mahmut Serdar Alakuş Kann auch mal rausrutschen: Der Zug | Bildquelle: picture alliance / Anadolu | Mahmut Serdar Alakuş Apropos Preise: "Die Posaunen zählen zu den billigsten Instrumenten im Orchester," meint Blecher, wobei man das in Relation sehen muss: "Über 10 000 Euro wird man kaum ausgeben können," sagt der Profi, gibt aber zu, dass es bereits um die 1000 Euro gut spielbare und gut klingende Instrumente gibt. Anfangen könne man bereits ab dem Schulalter, sagt Blecher. Klar sei das Lungenvolumen noch ausbaufähig, aber man wachse da ganz natürlich mit den altersgerechten Übungen.

Robust und gute Sitzposition im Orchester

Zwei nicht zu verachtende "Nebeneffekte" bringt die Posaune auch noch mit. Im Orchester nimmt sie den Platz ganz hinten ein. "Von dort hat man den besten Überblick," meint Blecher und schmunzelt, "außerdem sitzt einem niemand im Nacken, das ist auch fürs Hören ganz gut." Und in Sachen Robustheit ist die Posaune (wie alle aus der Blechblasfamilie) ihren Holzkolleg:Innen um Weiten voraus: "Die kann Jahre im Wasser liegen und ist trotzdem funktionsfähig. Da kann nix rosten, einfach trocknen, saubermachen und losspielen." (lacht)

Sendung: Allegro am 29.11.2023 ab 6:05 Uhr

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