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Oboist François Leleux im Interview Wie im Düsenjäger

Am Dienstagabend spielt François Leleux ein Studiokonzert im Münchner Funkhaus. BR-KLASSIK hat die Chance genutzt und mit dem Oboisten gesprochen. Leleux zählt zu den Meistern seines Fachs. Im Interview räumt der Franzose mit Vorurteilen rund um die Oboe auf.

Francois Leleux | Bildquelle: © Jean-Baptiste Millot

Bildquelle: © Jean-Baptiste Millot

Zum Gast beim BR-KLASSIK-Studiokonzert

Interview mit dem Oboisten François Leleux

BR-KLASSIK: Herr Leleux, ich habe gehört, die meisten Oboisten bauen ihr Mundstück, das sogenannte "Rohr", selbst – Sie auch?

François Leleux: Ja, ich möchte das selbst machen, denn ein Profi muss immer alles selbst machen können.

BR-KLASSIK: Ein Oboist ist also gleichzeitig auch ein Handwerker?

François Leleux: Man sollte schon geschickt sein, das ist richtig. Rein musikalisches Feingefühl reicht nicht.

BR-KLASSIK: Es heißt, dass es sehr schwer ist, einen Ton auf der Oboe zu produzieren. Man braucht sehr viel Druck und trainierte Lungen. Stimmt das?

François Leleux: Druck schon – Lungen weniger. Man kann das mit Tauchen vergleichen. Man schwimmt und nach zehn Metern merkt man: Ich brauche Luft, ich brauche Luft! Wenn man es aber normal und ruhig macht, dann braucht man erst nach 20 Metern Luft. Und wenn man noch ruhiger wird, vielleicht erst nach 30 oder sogar 50 Metern. Genauso ist es bei der Oboe: Man muss Ruhe bewahren. Deshalb muss man auch tief einatmen. Man hat dann viel mehr Kraft und kann klarer denken. Letztlich ist die Oboe ein Instrument, bei dem man vor allem Ruhe braucht – mehr noch als Luft.

Man muss schon aufpassen!
François Leleux über die Gefahren seines Instruments

BR-KLASSIK: Es gibt ein Vorurteil, das besagt: Oboe spielen macht dumm! Was ist da dran?

François Leleux: Es gibt einen ähnlichen Spruch für Bayern: Föhn macht verrückt! [lacht] – Das kommt ganz darauf an, wie man spielt. Und ob man schon vorher dumm war. [lacht erneut] Aber klar, man erzeugt viel Druck, wenn man Oboe spielt. Deswegen muss man vorsichtig üben. Und man sollte nicht den ganzen Tag spielen. Das kann ich jedem Oboisten und jeder Oboistin nur empfehlen.

BR-KLASSIK: Sie haben also keine Angst um ihre geistige Gesundheit?

François: Noch nicht. [lacht] Es ist ein netter Spruch – aber was daran stimmt: Es wurde nachgewiesen, dass beim Oboe spielen im Kopf ein Druck entsteht, als würde man in einem Düsenjäger mit Mach 2 [zweifache Schallgeschwindigkeit; A.d.R.] sitzen. Man muss also schon aufpassen. Momentan wird ja viel mehr diskutiert über die Fußballer, die wegen der vielen Kopfbälle tatsächlich Probleme bekommen mit Alzheimer. Aber so weit sind wir nicht – uns geht’s gut.

François Leleux live aus dem Münchner Funkhaus

Mit dem Pianisten Emmanuel Strosser verbindet Leleux eine lange musikalische Partnerschaft. Beim BR-KLASSIK-Studiokonzert präsentieren sie gemeinsam höchst unterschiedliche Duos des 20. Jahrhunderts. BR-KLASSIK überträgt das Konzert live am 26. Oktober 2021 ab 20:05 Uhr im Radio. Nachhören könen sie das Konzert hier.

Sendung: "Leporello" am 25. Oktober 2021 ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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