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Bayerische Staatsoper Barrie Kosky inszeniert "Das schlaue Füchslein" von Leoš Janáček

Sie ist eine Herausforderung für alle Mitwirkenden: Die Neuinszenierung von Leoš Janáčeks Oper "Das schlaue Füchslein", die am 30. Januar an der Bayerischen Staatsoper Premiere feierte. Regisseur Barrie Kosky wagt eine ergreifende Neudeutung des märchenhaften Stücks.

Szene aus "Das schlaue Füchslein" an der Bayerischen Staatsoper. | Bildquelle: Wilfried Hösl/Bayerische Staatsoper

Bildquelle: Wilfried Hösl/Bayerische Staatsoper

Menschen, die als Füchslein, Kröten, Libellen oder Dackel verkleidet sind und herzig umherhüpfen, wird es in Barrie Koskys Inszenierung nicht geben. Kosky ist überzeugt: Janáček will in "Das schlaue Füchslein" eine Welt der Menschen zeigen, die voll von unerfüllten Träumen ist, von Frustration und Enttäuschungen – auf der Bühne repräsentiert die Menschenwelt die männliche Hauptrolle, der Förster. In der Tierwelt hingegen ist alles anders: dort gibt es keine Moral, keine Zwänge, sie ist frei, fast kindlich-verspielt. Dort gibt es echte Neugierde und Spaß.

In vielen Deutungen von Janáčeks Oper projiziert der Förster eine unerfüllte Liebe in die kleine Füchsin: Sie ist ähnlich unabhängig und freiheitsliebend wie die Frau, die er nicht bekam. Bei Koskys Interpretation aber spielt eine ganz andere Person aus dem Leben des Försters die zentrale Rolle: "In unserer Inszenierung ist das Füchslein die Erinnerung an seine verstorbene Tochter. Das bedeutet, der Förster hat keine erotische Verbindung mit dem Füchslein", erklärt der Regisseur. Er zeige auf der Bühne also einen Mann, der auf dem Grab seiner Tochter stehe und träume.

Herausfordernde Partien ohne Tierimitation

Diese Traumwelt erschafft Kosky gemeinsam mit seinem Bühnenbildner Michael Levine und der Kostümbildnerin Victoria Behr vor allem mit Hilfe von glitzernden Vorhängen, die in immer neuen Konstellationen Räume und Atmosphären schaffen. Auch wenn die Darstellerinnen und Darsteller sich auf der Bühne nicht wie Tiere verhalten müssen, sind die Partien physisch sehr fordernd. Elena Tsallagova singt die Titelrolle, und ihr gefällt es, dass die Füchsin sehr menschlich gezeigt wird. Denn so werden ihre Gefühle und Aussagen verständlicher: "Ich mag es, dass die Figur so vermenschlicht ist. Sie wird verständlicher so, in allem was sie sagt und singt. Alle ihre Bewegungen sind ganz natürlich."

Gemeinsamer Karriere-Start in München: Angela Brower und Elena Tsallagova

Den Fuchs, in den sie sich verliebt, singt Angela Brower. Genau wie Elena Tsallagova hat sie ihre heute internationale Karriere an der Bayerischen Staatsoper begonnen. Die beiden Künstlerinnen kennen sich also schon lange und sind auf der Bühne miteinander vertraut. Angela Brower hofft, dass diese Intimität auch für das Publikum spürbar wird. Im vergangenen Jahr haben beide ihre Rollen bereits auf einer großen Konzerttournee gesungen. Und auch damals dirigierte Mirga Gražinytė-Tyla. Immer wieder eine gemeinsame musikalische Entdeckungsreise sei die Arbeit mit ihr, sagt Elena Tsallagova. Und Angela Brower betont noch einen weiteren Aspekt: "Mirga hat sich besonders auf die tschechische Sprache fokussiert, weil es nicht hochtschechisch ist, es ist eigentlich ein Dialekt." Als Nicht-Muttersprachler hätten sie als Sängerinnen natürlich keine Ahnung von Tschechisch. Eine Herausforderung sei es gewesen, die Richtung zu finden, in die ein Satz gehe und die Worte dabei zum Klingen zu bringen.

Denn wir müssen die besondere Farbe, quasi den Geschmack für diese Sprache finden. Und das mit Mirga herauszufinden war cool.
Sängerin Angela Brower

Farbenreich. Vielleicht ist das ein Wort, das das "Schlaue Füchslein" am besten beschreibt. Wenn es auch kein Kinderstück ist, ist es doch ein Märchen. Mit witzigen Stellen, aber auch melancholischen. Für Barrie Kosky ist es ein Meisterwerk: "Im Füchslein, vom ersten Takt bis zum letzten Takt, eineinhalb Stunden lang, gibt es keinen Takt, keinen Satz, keinen Moment musikalisch oder theatralisch, wo man denkt nicht: Das ist richtig! Man denkt immer: perfekt! Das ist atemberaubend!" Warum ist dieser Komponist nicht mehr gespielt werde, fragt Kosky noch, es sollte jedes Jahr mehrere Janáček-Stücke in jedem Haus auf der Welt geben. Denn: "Er ist ein absoluter Meister!"

Lesen Sie hier: Zum Entstehungshintergrund von Janáčeks "Füchslein"

BR-KLASSIK überträgt die nächste Vorstellung von "Das schlaue Füchslein" live aus dem Münchner Nationaltheater am Donnerstag, 3. Februar, 19.05 Uhr.

Sendung: "Piazza" am 29. Januar 2020 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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