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Zum Tod des Komponisten Klaus Huber Lehrer, Weiser, Humanist

Klaus Huber, einer der großen und einflussreichen Komponisten und Lehrergestalten unserer Zeit, ist tot. Der Schweizer starb am 2. Oktober im Alter von 92 Jahren an seinem Zweitwohnsitz in der Provinz Perugia.

Porträt des Komponisten Klaus Huber | Bildquelle: picture alliance/Keystone MARTIN RUETSCHI

Bildquelle: picture alliance/Keystone MARTIN RUETSCHI

1924 erblickte Klaus Huber als Kind musikalischer Eltern in Bern das Licht der Welt. Er wurde zunächst Schulmusiker, unterrichtete Violine am Konservatorium Zürich und studierte dort parallel Komposition bei Willy Burkhart, später bei Boris Blacher in Berlin. Seit den 1950er Jahren erfolgreich, hat er bis ins hohe Alter ein alle Gattungen umfassendes, vielgestaltiges Oeuvre geschaffen. Er orientierte sich dabei kreativ an den aktuellen Entwicklungen der Avantgarde und stand aber auch zugleich im ständigen Austausch nicht nur mit den Stilen der abendländischen Tradition, sondern auch den Kulturen Lateinamerikas, des asiatischen und des arabischen Raums. Über seine rein instrumentalen Werke, etwa der Kammermusik, vermittelt sich Klaus Hubers Hang zur Mystik und einer meditativen Innenschau, gleichzeitig engagierte sich der Komponist mit seinen Werken offensiv für die sozialen, politischen, freiheitsinspirierten Rechte des Menschen. In seinen vielen großen Vokalwerken spiegelt sich die permanente Auseinandersetzung mit den Texten der Weltliteratur: Augustinus, Gryphius, Hildegard von Bingen, Bloch, Böll, die Befreiungstheologen Lateinamerikas.

Die humanistischen Traditionen in meiner Komposition weiterzutragen - da kann ich nicht anders. Ich muss es tun. Ich fühle mich gegenüber der Gesellschaft verpflichtet, es zu tun.
Klaus Huber

In seinen späteren Jahren befasste sich Klaus Huber, der Mitglied vieler Akademien war und oft prominent ausgezeichnet wurde (u.a. mit dem Ernst von Siemens Musikpreis), ausführlich mit der arabischen Musik und ihrer Theorie.

Lehrer Wolfgang Rihms

Unzählige heute selbst international erfolgreiche und bekannte Komponisten hat Klaus Huber als Professor unterrichtet, darunter Brian Ferneyhough, Wolgang Rihm, Toshio Hosokawa und Younghi Pagh-Paan, Hubers spätere Ehefrau. Er lehre zuerst viele Jahre lang in Basel, dann von 1973 bis 1990 in Freiburg und danach weltweit in Workshops. Seine Schüler und Kenner der zeitgenössischen Musik werden jene charismatische Gestalt mit schlohweißem, halblangem Haar  vermissen, die sich nach Aufführungen seiner Werke stets beim Publikum bedankte: lächelnd, halb Asket, halb Weiser. Ein engagierter Humanist, ein mit Geist und altmeisterlicher Akribie Töne, Klänge, Zeichen in die Zeit setzender Künstler.

Sendung: "Allegro" am 4. Oktober 2017, 06.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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