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70 Jahre Klavierwettbewerb Ferruccio Busoni Wettstreit im Geiste eines glühenden Europäers

Bis zum 6. September findet in Bozen der Busoni-Klavierwettbewerbs statt. Dieses Jahr feiert man das 70-jährige Jubiläum des Wettbewerbs. Den Namensgeber Feruccio Busoni, Italiener und Wahlberliner, hatte man bei der Gründung im Bozen der Nachkriegszeit ganz bewusst gewählt. Der Turnus über zwei Jahre ist wohl einmalig in der Musikwelt.

Klavierwettbewerb Ferruccio Busoni 2019 | Bildquelle: BR

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Schlendert man durch den verwunschenen Kreuzgang des ehemaligen Dominikanerklosters im Zentrum von Bozen, dann gelangt man schließlich über einige Stufen zum ehrwürdigen Michelangeli-Saal, der mit seiner Holzvertäfelung und den roten Samtsitzen schon reichlich Patina angesetzt hat. Genau dort – im Musikkonservatorium Claudio Monteverdi – fand vor 70 Jahren auf Initiative des Direktors Cesare Nordio und des Pianisten Arturo Benedetti Michelangeli die erste Ausgabe des Busoni-Klavierwettbewerbs statt. Michelangeli, damals Klavierprofessor in Bozen, hatte sogar aus eigener Tasche den zweiten Preis (ein erster wurde nicht vergeben) finanziert.

Ferruccio Busoni, ein durch und durch europäischer Musiker

Ganz bewusst hat man damals, wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, den Komponisten und Schriftsteller Ferruccio Busoni als Namensgeber gewählt, wie der derzeitige künstlerische Leiter Peter Paul Kainrath unterstreicht: "Für die Gründer des Wettbewerbs war er als Italiener und späterer Wahlberliner wirklich das Modell eines europäisch denkenden Künstlers. Und das hat es damals gebraucht – besonders in Bozen, wo dieser Konflikt so virulent war: italienischer Staat und deutsche Minderheit der Südtiroler. Da war das ein sehr wichtiges Zeichen, dass man nach vorne schaut und diesen Busoni-Geist künstlerisch in der Stadt implementiert."

Busoni war als Italiener und späterer Wahlberliner das Modell eines europäisch denkenden Künstlers.
Peter Paul Kainrath, künstlerischer Leiter des Busoni-Wettbewerbs

Einzigartiges Wettbewerbsprofil

Seit Peter Paul Kainrath 2007 die Leitung übernahm, hat er immer weiter am Profil des renommierten Wettbewerbs gefeilt. Bis 2001 fand dieser im jährlichen Turnus statt, doch für Kainrath stand fest, dass das Musikleben nicht jedes Jahr einen Busoni-Preisträger aufnehmen kann. Also fand man eine bislang wohl einzigartige Formel – dergestalt, dass sich der Wettbewerb quasi über zwei Jahre hinzieht: Nach einer Vorauswahl und einer ersten Runde im Rahmen eines Klavierfestivals werden schließlich 27 Teilnehmer ausgewählt, die sich dann ein weiteres Jahr auf das entscheidende Finale vorbereiten können.

Der Namensgeber des Wettbewerbs spiegelt sich auch im Wettbewerbsrepertoire wider: In beiden Solorunden sind Originalwerke und Bach-Bearbeitungen Ferruccio Busonis Pflicht für alle Kandidaten.

Momentaufnahme der aktuellen Klavierwelt

Die Jury des Internationalen Klavierwettbewerbs Ferruccio Busoni 2019 | Bildquelle: Simone Gelm/Concorso Ferruccio Busoni Juroren des Busoni-Wettbewerbs 2019 | Bildquelle: Simone Gelm/Concorso Ferruccio Busoni Ob Martha Argerich, Jörg Demus, Garrick Ohlsson oder Lilya Zilberstein – die Karrieren vieler viele große Pianistinnen und Pianisten haben beim Bozener Busoni-Wettbewerb ihren Anfang genommen. Und auch die Karriere von Alfred Brendel: Der Österreicher konnte sich beim allerersten Wettbewerb im Jahr 1949 den vierten Preis erspielen.

Alfred Brendels Schüler, der Pianist Till Fellner, ist 2019 der Vorsitzende der Jury. Für ihn hat sich der Concorso Ferruccio Busoni über den reinen Wettbewerb hinaus zu einem Treffpunkt für junge Pianisten entwickelt, der alle zwei Jahre eine Art Momentaufnahme der Klavierwelt liefert.

Sendung: "Leporello" am 2. September 2019 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

70 Jahre Concorso Pianistico Internazionale Ferruccio Busoni

Weitere Informationen zum Klavierwettbewerb Ferruccio Busoni in Bozen sowie alle Semifinal- und Finalrunden im Videostream finden Sie auf concorsobusoni.it

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