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Staatstheater Mainz droht Strafanzeige Mit Beethoven für Flüchtlinge

Aus Protest schmetterten Ensemblemitglieder am Samstag während einer AfD-Demonstration Beethovens "Ode an die Freude". In den Augen der Mainzer Polizei "eine grobe Störung". Nun drohen dem Theater rechtliche Konsequenzen.

Staatstheater Mainz | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Um "Gegen das Asylchaos" zu demonstrieren, hatten sich letzten Samstag etwa 300 AfD-Anhänger auf dem Vorplatz des Mainzer Staatstheaters, dem Gutenbergplatz, zusammengefunden. Im Foyer versammelten sich 120 Mitarbeiter und stimmten Beethovens "Ode an die Freude" an. Die Fenster wurden geöffnet, Lautsprecher oder Verstärker kamen bei der Aktion nicht zum Einsatz.

AfD-Kundgebung am 21.11.2015 vor dem Staatstheater Mainz | Bildquelle: picture-alliance/dpa AfD-Kundgebung am 21.11.2015 vor dem Staatstheater Mainz | Bildquelle: picture-alliance/dpa Wegen Störung der AfD-Demonstration hat die Polizei Strafanzeige gegen das Staatstheater Mainz erstattet. Der Gesang sei so laut gewesen, dass AfD-Redner nicht mehr zu hören gewesen wären. Nach Paragraph 21 des Versammlungsgesetzes handele es sich deshalb um einen "formalen Verstoß" gegen eine nichtverbotene Versammlung, hieß es von Seiten des Polizeipräsidiums Mainz.

Die Aktion geht auf die Initative von Intendant Markus Müller zurück. Er hatte die Belegschaft per Hausmail eingeladen, den Schlusschor aus Ludwig van Beethovens 9. Symphonie zu singen. Im von Friedrich Schiller gedichteten Liedtext findet sich auch die Zeile: "Alle Menschen werden Brüder".

Sylvia Fritzinger, Sprecherin des Staatstheaters, erklärte auf Anfrage von BR-KLASSIK, bis zum jetzigen Zeitpunkt sei noch keine Strafanzeige beim Theater eingetroffen. Allerdings sieht sich das Theater nun mit einer Flut von Reaktionen konfrontiert - per E-Mail und SMS. Es gebe auch sehr unangenehme Äußerungen, zum Beispiel aus der rechten Szene, so Fritzinger. Aber die Zustimmung überwiege: "Das ist ganz toll, was da zu uns kommt. Mittlerweile aus ganz Deutschland". Sogar Zusagen für die Unterstützung mittels Spenden haben das Mainzer Theater erreicht, falls es tatsächlich zum Prozess kommen sollte.

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