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Dirigent Michael Hofstetter Debüt beim BR-Chor

Alte-Musik-Spezialist Michael Hofstetter dirigiert zum ersten Mal den Chor des Bayerischen Rundfunks: am 15. Juni im Münchner Herkulessaal. Warum er zu diesem Klangkörper eine besondere Verbindung hat, erzählt er im Interview.

Der Dirigent Michael Hofstetter | Bildquelle: wildundleise.de

Bildquelle: wildundleise.de

BR-KLASSIK: Herr Hofstetter, Sie sind Münchner, haben auch am Richard-Strauss-Konservatorium in München studiert. Wann haben Sie den Chor des Bayerischen Rundfunks zum ersten Mal wahrgenommen?

Michael Hofstetter: Schon als Jugendlicher. Es war damals selbstverständlich, dass man in die großen Konzerte ging und auch diese großen "heiligen" Dirigenten von damals erlebt. Natürlich habe ich die beiden großen Klangkörper des BR, das Symphonieorchester und den Chor, schon sehr früh gehört. Und ich war immer – um ein ganz banales Wort zu benutzen –  "geflasht". Ich sagte mir: "Mein Gott, diese Schönheit. Wie kann man das schaffen? Wie kann man das erreichen?"

Michael Hofstetter leitete schon als Jugendlicher einen Chor

BR-KLASSIK: Chorleitung war ein ganz früher Traum von Ihnen. Diesen Traum haben Sie schon als Teenager verwirklicht. Warum war die Arbeit mit einem Chor so interessant für Sie?

Michael Hofstetter: Diese Idee kam ganz spontan. Wir lebten erst in München, dann in Eching am Ammersee, und im Nachbardorf habe ich im Gottesdienst als Organist ausgeholfen. Dann blieb ich da und hatte die Idee, einen Chor zu gründen. Bald waren wir bis zu 30 Sängerinnen und Sänger und ich habe mit 15, 16 Jahren einige Orchestermessen etwa von Haydn oder Schubert aufgeführt. Am Ammersee haben viele Musikerinnen und Musiker gelebt, darum hatten wir immer auch ein Kirchenorchester zur Verfügung – das war toll! Es war ein Ins-Dirigieren-Reinkommen mit Learning-by-doing. Und diese Musik begleitet mich bis heute als eine Musik, die ich unendlich liebe.

Michael Hofstetter dirigiert den Chor des Bayerischen Rundfunks

"Veni creator spiritus": Pfingstgesänge und Richard van Schoors neu vertonten Verse von Desmond Tutu, der Ikone der Anti-Apartheidsbewegung, erklingen unter der Leitung von Alte-Musik-Spezialist Michael Hofstetter am Samstag, 15. Juni 2024 um 20:00 Uhr im Herkulessaal der Münchner Residenz. Ein klangsinnliches Erlebnis verspricht die instrumentale Begleitung und Verbindung der Chorwerke durch vier Lauten, drei Cembali, Orgel und Violone. Zum Programm. BR-KLASSIK sendet den Konzertmitschnitt am 25. Juni im Radio.

BR-KLASSIK: Chor ist ja nicht gleich Chor. Sie haben noch während der Pandemie für ein Jahr die Leitung des Tölzer Knabenchors übernommen und sind dort jetzt noch Erster Gastdirigent. Der Leiter eines Knabenchors formt ja dessen Klangbild. Kann er das auch bei einem Profichor mit lauter Erwachsenen?

Michael Hofstetter: Mir fällt es tatsächlich mit einem Erwachsenenchor leichter, und zwar deshalb, weil die Buben einen einfach nachmachen. Ich kann gar nicht so schön singen wie die Buben es bräuchten. In einem Erwachsenenchor gibt es schon ein bestehendes Klangbild. Im Knabenchor müssen wir es ständig neu formen, weil im nächsten Jahr einige in den Stimmbruch kommen und andere aus den unteren Chören nachrutschen. Das heißt, man muss dauernd mit einem kontinuierlichen Unterricht dranbleiben. Ein Knabenchor braucht wirkliche Lehrer. Ein bestehender Chor braucht einen künstlerischen Leiter in anderer Form.

Wir haben uns total schön aufeinander eingespielt.
Michael Hofstetter über sein Dirigat beim Chor des Bayerischen Rundfunks

BR-KLASSIK: Wie geht denn das, wenn Sie versuchen, Ihre persönliche Handschrift einzubringen?

Der Chor des Bayerischen Rundfunks | Bildquelle: Astrid Ackermann | BR "Veni creator spiritus" heißt das Konzertprogramm, das der Chor des Bayerischen Rundfunks am 15. Juni in München aufführt. | Bildquelle: Astrid Ackermann | BR Michael Hofstetter: Ich war bei der ersten Probe sehr ehrfürchtig vor dem Chor des Bayerischen Rundfunks und habe verhältnismäßig wenig gesagt. Ich dachte, jetzt höre ich mir das erst mal an. Chormusik ist immer auch eine sprachliche Erzählung. Beim Hören merke ich: Was hätte ich gern anders ausgesprochen? Wie würde ich das gern betonen? Was will ich akzentuieren? Dann fängt man an, mit dem Chor zu arbeiten. Ich finde, wir haben uns total schön aufeinander eingespielt. Das ist wunderbar geworden! Und ich merke, dass vieles von dem, was ich mir vorstelle, schon genauso kommt.

Sendung: "Leporello" am 13. Juni 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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