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Chancengleichheit für Mädchen und Jungen Musikrat bezieht Stellung in der Debatte um Knabenchöre

In den letzten Monaten gab es immer wieder Diskussionen, ob Knabenchöre Mädchen diskriminieren. Nun bezieht des Landesmusikrat Berlin Stellung und fordert gleiche Chancen für die Chorausbildung, unabhängig vom Geschlecht.

Knabenchor | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Knabenchöre sind in Deutschland sehr renommiert. Durch ihre lange Tradition sind die großen Knabenchöre wie der Leipziger Thomanerchor und die Regensburger Domspatzen institutionell verankert und werden oft aus öffentlichen oder kirchlichen Mitteln gefördert. Anders als bei Mädchen hat das zur Folge, dass die Mitgliedschaft in den Chören für die Jungen meist kostenlos ist. Eine Situation, die nach Meinung von Franziska Stoff, Generalsekretärin des Landesmusikrats Berlin, geändert werden sollte. Sie sagte am Mittwoch im Rahmen der Veranstaltung „Singen im Chor – Chancengleichheit für Mädchen und Jungen“, es „müssen vergleichbare und kostenfrei zugängliche Strukturen geschaffen werden.“

Faire Förderung auf beiden Seiten

Die Lösung liege aber nicht darin, den Zugang zu den Knabenchören für Mädchen zu erzwingen, so Stoff. "Es kann nicht sein, dass die Mädchen sein müssen wie die Jungen, damit sie die Förderung bekommen", sagte sie. Aber sie sollten wie die Jungen die Chance auf eine "hoch qualifizierte und kostenfreie musikalische Grundausbildung erhalten, die ihnen auch Zugang zu sozialen und beruflichen Netzwerken ermöglicht".

Vorteile für Knaben

Es gehe nicht um das Abschaffen oder "das Bashing der Knabenchöre", so Stoff. Auch diese hätten ihre Berechtigung und sollten weiter bestehen. Allerdings hätten Mädchenchöre die gleiche finanzielle Unterstützung verdient. Durch "die patriarchalischen Strukturen", die in der Vergangenheit entstanden seien, hätten Jungen in Knabenchören aber immer noch Vorteile.

Gericht bestätigt besonderen Klang

Das Landgericht Berlin hatte Mitte August die Klage eines neunjährigen Mädchens zur Aufnahme in einen Berliner Knabenchor zurückgewiesen. "Die Ausrichtung des Klangbildes eines Chores gehört zur Kunstfreiheit", so die Urteilsbegründung. Auch sah es das Gericht als erwiesen an, dass es einen "Knabenchorklang" gebe.

Petra Merkel, Präsidentin des Chorverbandes Berlin wies darauf hin, dass auch der reine Mädchenchor seinen besonderen Klang habe. Sie sprach sich dafür aus, gemischte Chöre stärker zu fördern: "Dies ist ein Bildungsauftrag, der gesellschaftlich unterstützt werden muss", so Merkel. Die Vielfalt solle aber auf jeden Fall erhalten bleiben.

Sendung: "Leporello" am 3. Mai 2019 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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