BR-KLASSIK

Inhalt

Dresdner Kulturpalast Eröffnungskonzert zum Anhören

Nach der rund fünfjährigen Umbauphase wurde am 28. April der Kulturpalast in Dresden wiedereröffnet. Die heimische Philharmonie bekam nun endlich einen Raum, der ihr auch daheim optimalen Sound ermöglicht - und architektonisch voll im Trend liegt. Hier können Sie das Eröffnungskonzert in voller Länge anhören.

Neuer Kulturpalast Dresden, April 2017 | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

"Wir müssen natürlich versuchen, das, was sie haben möchten, umzusetzen, nicht, was wir haben möchten", sagt Margriet Lautenbach vom holländischen Soundlabor Peutz. Und mit "sie", meint die Akustikerin die Musikerinnen und Musiker der Dresdner Philharmonie.

Sendungstipp: Die Eröffnung des Dresdner Kulturpalastes

Am Mittwoch, 3. Mai 2017 um 20.03 Uhr sendet BR-KLASSIK eine Konzertaufnahme vom 28. April 2017 aus dem neuen Konzertsaal im Dresdner Kulturpalast mit der Dresdner Philharmonie, dem MDR Rundfunkchor, dem Philharmonischen Kinderchor Dresden, dem Philharmonischen Chor Dresden - unter Leitung von Michael Sanderling. Solisten des Abends sind u.a. die Geigerin Julia Fischer und die Sopranistin Christiane Libor.

Dirigent Michael Sanderlng | Bildquelle: © Marco Borggreve Bildquelle: © Marco Borggreve Margriet Lautenbach ist diejenige, die den Klang für den neuen Saal im Dresdner Kulturpalast gestaltet hat - in enger Zusammenarbeit mit den Musikern. Wichtige Hinweise, erzählt Chefdirigent Michael Sanderling, die er und das Orchester geben konnten, ergaben sich während einer Konzert-Tournee. Nämlich immer genau dann, wenn sich ein Saal für die Musiker akustisch richtig angefühlt hatte. Das Akustikbüro hatte das Orchester eigens für die Konzerte begleitet, und auch mithilfe dieser Erfahrung wurden die Kriterien für den Konzertsaal evaluiert.

Ich glaube, das ist kein normaler Weg: Diese Zusammenarbeit mit den Musikern, die diesen Saal auch bespielen werden.
Wolfgang Hentrich, Erster Konzertmeister Dresdner Philharmonie

Lange hat es gedauert, fast zu lange, bis die Musikstadt Dresden nun einen echten Konzertsaal bekommt. Erleichterung herrscht deswegen auch bei Oberbürgermeister Dirk Hilbert. Die lange Diskussion habe ja schon mit der Wiedervereinigung begonnen, sagt er. Schon damals habe es Versprechen gegeben, Dresden einen Konzertsaal zu bauen. Aber bei der Prioritätensetzung habe die Kultur lange hintanstehen müssen. Es sei umso schöner, dass der Konzertsaal jetzt Realität werde. Beheimatet ist er im alten Dresdner Kulturpalast. Der 60 Millionen Ost-Mark teure Bau war seinerzeit der größte Mehrzweckbau der DDR, seine Fassade ist denkmalgeschützt.

Modischer Konzertsaal hinter denkmalgeschützter Fassade

Neuer Kulturpalast Dresden, April 2017 | Bildquelle: picture-alliance/dpa Der 60 Millionen Ost-Mark teure Dresdner Kulturpalast war seinerzeit der größte Mehrzweckbau der DDR. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Christian Hellmund ist der für den Konzertsaal verantwortliche Architekt, der für Dresden ein Modell entworfen hat, das derzeit in Mode ist: den Weinbergsaal, den es auch in der Elbphilharmonie oder in der neuen Pariser Philharmonie gibt - oder, um ein früheres Beispiel zu nennen: im Gewandhaus. Ideal für die Akustik sei dieses Modell allerdings keineswegs, meint Akustikprofessor Ercan Altinsoy von der TU Dresden. Er ist ein Liebhaber der Schuhkartonform, deren akustische Gestaltung viel einfacher gegenüber dem Weinberg sei. Aber der optisch-visuelle Eindruck wirke bei der Weinberganordnung der Zuhörerränge natürlich viel stärker, "weil das Publikum sehr nah am Dirigenten sitzt und visuell alles mitbekommt."

Das Auge hört mit. Bei ungeübten Zuhörern sogar mehr als das Ohr.
Ercan Altinsoy, Lehrstuhl für Akustik und Haptik an der TU Dresden

Neuer Kulturpalast Dresden, April 2017 | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bildquelle: picture-alliance/dpa Optisch anprechend ist der neue Saal im Kulturpalast allemal: Das Design, wie die wellenförmige Decke etwa, ist hier aber kein Selbstzweck. Um dem Weinberg eine gute Akustik zu verpassen, wurde einiges aufgeboten. Jeder Winkel, jede Falte sei vom Akustiker vorgegeben, erklärt Bauleiter Axel Walther, Geschäftsführer der Kommunalen Immobilien Dresden. Und verrät weiter, dass der Saal im Wesentlichen aus Gipskarton sei. "Weil nur ein Gipskarton diese Festigkeit, die Massivität aufbringt, um den Schall dann zu reflektieren und nicht selbst in Schwingung zu geraten."

Wenige Tage vor Eröffnung herrscht noch an einigen Stellen Kabelgewirr, stehen Parkettlackeimer und Bodenbelagrollen herum. Die Musiker haben für das Event indes schon ausgiebig getestet. "Wenn Kinder zum ersten Mal Weihnachten bewusst erleben, dann haben sie einen gewissen Gesichtsausdruck", erzählt Dirigent Michael Sanderling, "und den meine ich in vielen Gesichtern meiner Orchestermusiker am Tage Eins, an dem sie den Saal betreten haben, wiedererkannt zu haben."

    AV-Player