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Tenor Nicolai Gedda gestorben "Man ist nie fertig"

Über 50 Jahre lang stand Nicolai Gedda auf den bedeutenden Opern- und Konzertbühnen der Welt. Gefeiert wurde der schwedische Tenor russischer Abstammung für sein unverwechselbares Timbre, stilsicher mit perfekter Diktion in jedem Fach. Wie verschiedene Medien unter Berufung auf Geddas Familie berichten, ist der Sänger bereits am 8. Januar im Alter von 91 Jahren gestorben.

Tenor Nicolai Gedda | Bildquelle: © Clive Barda / Arena Pal

Bildquelle: © Clive Barda / Arena Pal

Ein hohes C ist nicht für jeden Tenor ein Kinderspiel, noch weniger ein hohes D. Nicolai Gedda konnte solche Extremtöne nicht nur erreichen, er schüttelte sie aus dem Ärmel und ließ sie strahlen. Gedda debütierte mit 25 Jahren an der Stockholmer Oper als Chapelou in Adolphe Adams "Postillon von Lonjumeau" und stellte damit gleich zwei Weichen für seinen Lebensweg: Verdienste erwarb er sich insbesondere um das französische Opernfach und - um das sogenannte leichte, in Wirklichkeit aber heikle Genre der Operette. Ob in Mailand und Paris, London und Salzburg, Wien und New York - überall bewunderte man die Feinheit seines silbrig hell schimmernden Timbres, die spielerische Eleganz und Anmut seiner Stimmführung, die exemplarische Phrasierung und raffinierte Tongebung, die technische Virtuosität und das Farbspektrum seiner Mittelstimme.

Ich war nur an der Sprache und an der Opernsprache sehr interessiert, deswegen wollte ich studieren.
Nicolai Gedda

Vielseitig war Nicolai Gedda auch, wenn es um Fremdsprachen ging: Mit seinen Muttersprachen Schwedisch und Russisch beherrschte er ein halbes Dutzend, darunter auch perfektes Deutsch, denn er verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Leipzig. Er war zwar ein Star, aber er führte kein Star-Leben in Saus und Braus und schonte den Körper so gut es ging - nicht nur durch den Verzicht auf Nikotin und Alkohol. Seiner Stimme gab er Gelegenheit, sich in Ruhe weiter zu entwickeln. "Viele Kollegen und Sänger glauben, wenn man an die Spitze herangekommen ist, dann ist man fertig", sagte der gefeierte Tenor. "Aber ich fand immer, man ist nie fertig, man muss immer weiter arbeiten und die Stimme wie einen Smaragd oder Diamanten immer pflegen - und das habe ich auch getan."

Zu den Architekten seiner langen Laufbahn gehörten ein Gesangslehrer und ein Schallplattenproduzent: Carl Martin Oehman und Walter Legge. Mit der Zeit gab es von Nicolai Gedda so viele Aufnahmen wie von kaum einem anderen Sänger, allein rund achtzig komplette Opern. Und auf jeder dieser Aufnahmen hört man: Er war ein Meister der Vokalkunst, der Musik und Wort perfekt auszubalancieren wusste, in Opern- und Konzertliteratur. Angeborene oder anerzogene Nachdenklichkeit ging bei Gedda eine besondere Verbindung ein mit hochseriösem Arbeitsethos. So wurde er zu einem der bedeutendsten Tenöre des 20. Jahrhunderts.

Anlässlich des Todes von Nicolai Gedda ändert BR-KLASSIK das Programm und sendet Aufnahmen mit dem Sänger:

Samstag, 11. Februar, 13.05 Uhr, Sendung Cantabile (Hörfunk),
Sonntag 12. Februar, 10.05 Uhr, filmisches Porträt "Ritter des Hohen D" (BR Fernsehen),
Montag, 13. Februar, 19.05 Uhr, Sendung con passione (Hörfunk).

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