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Sturm- und Wasserschaden an der Oper Stuttgart "Es war gespenstisch"

Schwere Unwetter ziehen seit Montag über Deutschland. Starkregen und Sturmböen richteten in vielen Regionen große Schäden an. In Stuttgart hat es das Opernhaus hart erwischt: Statuen stürzten von ihren Sockeln, eine riesige Fläche im Dachbereich wurde herausgerissen, während 250 Menschen im Publikum einem Liederabend beiwohnten. Die finanziellen Folgen für das Haus werden wohl beträchtlich ausfallen.

"Wir haben Glück im Unglück gehabt: Es hat keine Personenschäden gegeben", sagt Marc-Oliver Hendriks, geschäftsführender Intendant des Staatstheaters Stuttgart. Zu keinem Zeitpunkt habe Gefahr für das Publikum bestanden, als am Montagabend eine heftige Windböe die Dachfläche von etwa 500 Quadratmetern wie ein Segel anhob und herausriss. Die Feuerwehr habe die Umgebung schnell gesichert und schon nach ungefähr 20 Minuten konnten die Konzertbesucher über einen Seiteneingang im Foyer des Opernhauses sicher nach draußen gelangen.

Wir waren für einige Stunden ein Opernhaus im Cabriolet-Zustand.
Marc-Oliver Hendriks, geschäftsführender Intendant des Staatstheaters Stuttgart

Als die schweren Regenfälle am Dienstag einsetzten, drangen mehrere Zehntausend Liter Wasser durch das offene Dach in das Haus ein – und vergrößerten den Sturmschaden erheblich. Der Regen floss über die Lampen ins Gebäude, die Seitenbühne wurde geflutet, den ganzen Dienstagnachmittag mussten die Arbeiter das Wasser abpumpen. Die sich im Mauerwerk und in der Decke festsetzende Feuchtigkeit sei im Moment das größte Problem, so Marc-Oliver Hendriks.

Decke schließen, Haus trocknen

Um weiteren Regenmassen zuvorzukommen, trieb die Theaterleitung noch in der Nacht am Montag eine Dachdeckerfirma auf, die eine erste provisorische Abdeckung mit Planen und Holzplanken vorgenommen hat. Es ist allerdings noch keine vollständige Versiegelung, denn zuerst musste der Rest des Kupferdachs entfernt werden. Bis spätestens Donnerstag hofft Hendriks auf die Fertigstellung einer stabileren Dachabdeckung, durch die kein weiterer Regen ins Hausinnere gelangen kann.

Mit Wasser ist nicht zu spaßen: Wasserschäden können langfristige Schäden verursachen. Das bereitet mir natürlich Sorgen.
Marc-Oliver Hendriks, geschäftsführender Intendant des Staatstheaters Stuttgart

Oper Stuttgart muss mit hohen Reparaturkosten rechnen

Sturmschaden am Opernhaus Stuttgart | Bildquelle: picture alliance/dpa | Marijan Murat Zerstörtes Dach der Oper Stuttgart nach dem Sturm am Montag | Bildquelle: picture alliance/dpa | Marijan Murat

Die für Mittwoch geplante Vorstellung "Höhepunkte" des berühmten Stuttgarter Balletts wurde vorerst auf Samstag verschoben. Ob der Tanzabend dann auch stattfinden kann, ist noch nicht klar: Bis das Gebäude wieder vollständig trocken ist, dürfen die elektrischen Anlagen, die Beleuchtung, Ton- und Videoanlagen nicht in Betrieb genommen werden: Sonst droht Kurzschlussgefahr. Dabei hatte die Oper Stuttgart erst seit rund zwei Wochen nach der Corona-Pause wieder geöffnet. "Natürlich ist es enttäuschend für alle Beteiligten, die seit sieben Monaten darauf gewartet haben, wieder Theater spielen zu dürfen, wenn durch ein Unwetter die Hauptspielstätte für Oper und Ballett ausfällt", sagt Marc-Oliver Hendriks.

Neben Enttäuschung drohen dem Haus nun auch finanziell hohe Verluste. Die Theaterleitung geht jetzt schon fest davon aus, dass der dritte Rang im Zuschauerraum mit seinen 150 Plätzen bis in den Herbst fürs Publikum gesperrt bleiben muss. Das bedeutet fehlende Einnahmen aus dem Kartenverkauf. Zur Höhe des Sachschadens konnte zum aktuellen Zeitpunkt noch keine konkrete Aussage getroffen werden. Doch eins ist klar: Die Schäden an der Bausubstanz, den Decken und den Wänden zu beheben wird teuer, da ist sich Marc-Oliver Hendriks sicher: "Allein schon die Kosten für Beleuchtung, Elektronik, Ton- und Videotechnik – da sind wir relativ schnell im sechsstelligen Bereich."

Sendung: "Allegro" am 30. Juni 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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