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Hochzeit im Osloer Opernhaus Ungewöhnliche Maßnahmen gegen das Finanzloch

Hinter der modernen Fassade der Osloer Oper brodelt es. Das Finanzloch des Hauses ist mittlerweile so groß, dass das Management das Gebäude am vergangenen Wochenende für die Öffentlichkeit schloss und für eine private Hochzeitsfeier vermietete. Viele Osloer kritisieren diese Maßnahme.

Opernhaus Oslo | Bildquelle: © imago/ecomedia/Robert Fischman

Bildquelle: © imago/ecomedia/Robert Fischman

Wer in Oslo am vergangenen Samstag das Opernhaus besuchen wollte, stand vor verschlossenen Türen. Das Management hatte das gesamte Gebäude inklusive Restaurant und Dachterrasse für eine private Hochzeitsfeier vermietet. Grund für diese ungewöhnliche Maßnahme sei die "schwierige und ernste wirtschaftliche Situation" der Oper, so der Opern- und Ballettchef Nils Karstad Lysø. Wie die Zeitung Finansavisen in der vergangenen Woche berichtete, habe die Oper derzeit ein Finanzdefizit von umgerechnet rund 7 Millionen Euro. Durch die steigenden Kosten der Pensionen für Tänzer und Sänger müsse die Oper allerdings in Zukunft mit noch größeren Ausgaben rechnen.

Kritik an Vermietung des Opernhauses

Oper und Ballett Oslo sind mit rund 600 Angestellten Norwegens größte Kulturinstitution und erhalten jährlich umgerechnet ca. 53 Millionen Euro an staatlichen Zuschüssen. Für welche Summe das 2008 fertig gestellte Opernhaus an das Hochzeitspaar vermietet wurde, wollte das Management nicht mitteilten. Georg Arnestad, Wissenschaftler am College of Sogn og Fjordane, kritisierte ein solches Vorgehen: "Die Oper ist eine öffentlich finanzierte Institution, deshalb sollte auch bekannt gemacht werden, für welche Summen Gebäude in öffentlicher Hand vermietet werden", sagte er der Zeitung Dagbladet. Anne-Britt Gran, Professorin an der Norwegischen Business School BI, warnte davor, solche Vermietungen an Privatleute könnten dazu führen, dass "Personen mit genug Eigenkapital die Oper für ihre eigenen Repräsentation benutzen."

Keine reguläre Lösung für Finanzdefizit

Kenneth Fredstie, Marketing- und Pressechef der Osloer Oper, entgegnete auf die Kritik, es sei Teil des Vertrags mit dem Hochzeitspaar gewesen, die Summe nicht zu veröffentlichen. Das Geld werde aber gänzlich "für den täglichen Betrieb der Oper und die künstlerischen Produktionen" eingesetzt, erklärte er dem Norwegischen Rundfunk (NRK). Gleichzeitig versicherte Fredstie, die Vermietung der Oper für private Feiern werde in Zukunft nicht regulär stattfinden und sei in diesem Fall einfach notwendig gewesen.

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