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Interview mit Paolo Fanale "Die Leute wollen mich als Revolutionary Man sehen"

Paolo Fanale zeigte sich und seine muskulösen Oberarme in knappem T-Shirt beim Rossini-Arien-Schmettern im Internet. Sein Probenvideo mit einem Ausschnitt aus Rossinis "Stabat Mater" bekam Millionen Klicks. In München singt der gebürtige Sizilianer jetzt die Partie des Ferrando in der Mozart-Oper "Così fan tutte".

Paolo Fanale | Bildquelle: Pietro Spagnoli

Bildquelle: Pietro Spagnoli

Radio/BR-Klassik/news-kritikInterview mit Paolo Fanale

BR-KLASSIK: Herr Fanale, Ihr Probenvideo wurde auf YouTube 1,5 Millionen mal geklickt. Was glauben Sie, warum?

Paolo Fanale: Das Video ist um die ganze Welt gegangen. Vielleicht hat es den Leuten gefallen, mal etwas Ungewöhnliches, etwas Unfertiges zu sehen. Viele haben mich danach gefragt, warum ich dieses T-Shirt im Video trage. Naja, es war eine Probe, da hat man eben normale Klamotten an. Oder ob ich irgendwie die Oper revolutionieren wollte? Wie gesagt, das war einfach eine Probe. Es ist ganz interessant, die Leute wollten in mir unbedingt einen "Revolutionary Man" sehen. Ich finde es schön, dass die Leute durch das Video Rossini kennenlernen können. Das ist doch toll. Wenn ein Video so einen Effekt hat, gut, dann mache ich mehr davon.

BR-KLASSIK: Bringt Muskulatur auch was fürs Singen oder ist es nur ein Ausgleich?

Paolo Fanale: Das ist nur ein Sport, für mich selbst. Ich fühle mich gut, wenn ich gut esse und meinen Körper trainiere. Ich mache das auch für meine Zukunft. Wenn ich mal 70 bin, dann will ich mich wohlfühlen. Aber fürs Singen mache ich andere Übungen.

BR-KLASSIK: Zur Zeit singen Sie an der Staatsoper in "Così fan tutte" den Ferrando. Was ist die Herausforderung?

Paolo Fanale: Ich singe den Ferrando aus "Così fan tutte" schon zum zweiten Mal. Ich muss mich diesmal nicht groß umstellen, weil die Produktion mir sehr entgegenkommt. Die Rolle passt zu mir, ich brauche meinen Charakter nicht zu ändern. Ich muss einfach nur singen, das reicht, es steckt schon alles drin.

BR-KLASSIK: Haben Sie auch ein Vorbild?

Paolo Fanale: Ich erinnere mich gern an ein Konzert mit Pavarotti, ein fantastisches Recital. Als ich klein war, habe ich mir jeden Tag das Video angesehen. Ich wollte mir Pavarottis Technik abschauen, wollte wissen, wie man so ein genialer Tenor werden konnte. Pavarotti ist für mich der Vater der Gesangstechnik. Ich glaube, die Tenorstimme ist die schwierigste im Opernmetier. Es ist eigentlich eine unnatürliche Stimme.

BR-KLASSIK: Welche Oper würden Sie gern mal singen?

Paolo Fanale: Es gibt eine Oper, in der ich mich wiederfinde, eine sizilianische Oper von Mascagni. Die "Cavalleria rusticana". Mascagni kommt zwar nicht aus Sizilien, aber diese Oper hat für mich sehr viel Sizilianisches. Meine Lieblingsrolle daraus ist der Turiddu. Aber die werde ich in meinem Leben wohl nicht singen können, weil meine Stimme ganz anders klingt.  Vielleicht in 40 Jahren mal. Aber vielleicht singe ich die Rolle mal mit meinen Freunden, nicht fürs Publikum.

Das Interview für BR-KLASSIK führte Christopher Mann.

Veranstaltungshinweis

Wolfgang Amadeus Mozarts "Così fan tutte"
an der Bayerischen Staatsoper

Musikalische Leitung: Constantin Trinks
Inszenierung Dieter Dorn
Bühne und Kostüme: Jürgen Rose

Fiordiligi: Golda Schultz
Dorabella: Angela Brower
Guglielmo: Michael Nagy
Ferrando: Paolo Fanale

Die Aufführungstermine finden Sie hier:

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