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Juilliard School bald in China Auf dem Weg zur globalisierten Musikausbildung

Die renommierte New Yorker Juilliard School expandiert nach China. In drei Jahren soll in Anwesenheit der First Lady von China, Peng Liyuan, die "Tianjin Juilliard School" offiziell eröffnet werden. Chinesische Studenten können dann einen Masterabschluss nach amerikanischen Richtlinien erwerben.

Juilliard School New York | Bildquelle: Iwan Baan

Bildquelle: Iwan Baan

Für den Präsidenten der New Yorker Juilliard School, Joseph W. Polisi, ist der chinesische Campus der Musikhochschule ein logischer Schritt im Zuge der Globalisierung. "Wir leben inzwischen ganz offensichtlich in einer Welt, die viel enger zusammengerückt ist", erklärt er im Interview mit BR-KLASSIK. "Wir müssen unbedingt Initiativen starten, um dem gerecht zu werden. China gehört zu diesen Projekten." Momentan sind an der Juilliard School in New York 60 chinesische Studenten eingeschrieben, 300 Alumni kommen aus China.

Ein Campus in der drittgrössten Stadt Chinas

Juilliard School New York | Bildquelle: Christian Steiner Joseph W. Polisi, Präsident der Juilliard School New York | Bildquelle: Christian Steiner Das neue Gebäude der "Tianjin Juilliard School" wird auf dem Campus des Tianjin Conservatory of Music in einem Randgebiet der Hafenmetropole Tianjin entstehen, der drittgrößten Stadt Chinas. Im August 2015 geriet Tianjin durch ein verheerendes Chemieunglück in die Schlagzeilen; im Ballungsraum leben mehr als sechs Millionen Menschen. Mit dem Hochgeschwindigkeitszug ist die neue Juilliard-Filiale von Peking aus in 45 Minuten erreichbar. Polisi möchte mit dem neuen Hochschulangebot die gesamte Region aufwerten: "Unsere Schule soll nicht nur ein Zentrum für unsere Studenten sein, sondern auch für die Öffentlichkeit, für Kinder und Familien."

Sieben verschiedenen Stufen werde das Ausbildungsprogramm umfassen: ein Graduierten- und Masterprogramm für die Bereiche Orchester, Kammermusik und Klavierbegleitung, dazu ein Pre-College für Kinder und Jugendliche von 8-18 Jahren. Darüber hinaus seien musikalische Früherziehungskurse und Erwachsenenbildung geplant. Außerdem werde es die sogenannte "Juilliard Imagination" geben, ein Ausstellungsraum, in dem die Menschen Oper, Tanz und Musik virtuell erleben können. So soll es etwa möglich sein, virtuell ein Orchester zu dirigieren. "Mit unseren permanenten und temporären Vorführungen und den 150 Konzerten pro Jahr wird es eine sehr lebendige Region für das chinesische Publikum werden", ist sich Polisi sicher.

Masterabschlüsse nach amerikanischen Standands

Juilliard School New York | Bildquelle: Iwan Baan Bildquelle: Iwan Baan Der Masterabschluss, den die Musikstudenten zukünftig am neuen Campus in Tianjin erwerben können, ist ein vollwertiger Abschluss, der auch in den USA zugelassen werden wird. Polisi legt großen Wert auf den internationalen Aspekt der Institution: "Die Fakultät wird aus Künstler und Professoren bestehen, die teilweise von der Juilliard School kommen, teilweise aus anderen Teilen der Welt." Lehrer des New Yorker Stammhauses sollen schon vor der Eröffnung der Tianjin Juilliard School am Tianjin Conservatory of Music und anderen chinesischen Konservatorien Meisterkurse veranstalten.

Die chinesische Regierung hat im September 2015 den Bau der Hochschule abgesegnet. Dafür kamen Chinas First Lady Peng Liyuan und Präsident Xi Jinping nach New York, um die Juilliard School im Lincoln Center zu besichtigen. Unterstützt wird die neue Juilliard-Filiale außerdem von der Stadt Tiajin und chinesischen Partnern wie der Tianjin Innovative Finance Company TIFI. Auch das staatliche Bildungsministerium und die regionalen Bildungsinstitutionen in Tiajin seien sehr aufgeschlossen, betont Polisi. "Wir freuen uns darauf, weiter mit ihnen zusammenzuarbeiten."

Das Ziel: weltweite Präsenz

Der chinesische Filiale der Juilliard School ist nur ein Schritt auf der Weg zum weltweit präsenten Engagement der Hochschule. Ein weiteres Projekt ist die Erstellung und Verbreitung von Apps und Fernstudiengängen. Auch die Zusammenarbeit mit der Nord Anglia Education, die mit fast 25 Schulen weltweit vertreten ist, ist Polisi ein wichtiges Anliegen. "So können wir an vielen Orten präsent sein, zu denen wir sonst keinen Zugang hätten. Das ist alles Teil unserer Planung."

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