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Operetten-Premiere in München Offenbachs "Salon Pitzelberger"

Was passiert, wenn ein neureicher Münchner sich mit Hilfe dreier Opernstars in die High Society einführen möchte und alle drei kurzfristig absagen? Das Münchner Gärtnerplatztheater hat mit seiner Version von Offenbachs "Salon Pitzelberger" eine gelungene Antwort darauf gefunden.

Szenenbild Gärtnerplatztheater | Bildquelle: Christian POGO Zach

Bildquelle: Christian POGO Zach

Premierenkritik

"Salon Pitzelberger" am Münchner Gärtnerplatztheater

Genau wie der Intendant des Gärtnerplatztheaters hat auch Herr Pitzelberger ein baufälliges großes Haus in der Münchner Vorstadt geerbt. Darum findet seine große Soiree, also sein rauschendes Fest mit allen Promis der Stadt, auch lieber im Garten statt. Die junge Regisseurin Magdalena Schnitzler weiß zusammen mit ihrer Kostüm- und Bühnenbildnerin Jessica Marquardt die gar nicht heimelige Atmosphäre der Münchner Reithalle geschickt zu nutzen: Ein Gartenpavillon schirmt das in der Ecke platzierte Orchester ab, für die Gäste gibt es ein paar Stehtische gegenüber. Den Salon schaffen eine Chaiselongue auf rotemTeppich, ein Klavier und eine Ritterrüstung, mit der sich hervorragend spielen lässt. Juan Carlos Falcón als unstandesgemäßer Liebhaber von Ernestine Pitzelberger stellt das den gesamten Abend eindrucksvoll komisch unter Beweis.

Neureiche Münchner

Magdalena Schnitzler, Daniel Schindler und David Treffinger haben in ihrer Neufassung der Operette aus Pitzelberger einen neureichen Münchner gemacht, der sich mithilfe dreier großer Opernstars in die High Society einführen möchte. Doch sowohl der russische Bassist Iwan Remirov als auch Sopranistin Anja Nitritko und Tenor Placebo Domanda sagen ab.

Kurzentschlossen übernimmt der Hausherr selbst zusammen mit seiner Schwester und ihrem Geliebten die Vorstellung für die Gäste. Elaine Ortiz Arandes ist umwerfend in ihrer Parodie der Diva. Holger Ohlmann im Turban und Juan Carlos Falcón in der Ritterrüstung bekämpfen sich nicht nur vokal nach allen Regeln der italienischen Oper. Offenbach zitiert sie alle - von Rossini über Verdi bis Wagner . Die geladene Gesellschaft samt Lieschen Müller, Max Mustermann und Publikum kann sich prächtig amüsieren.

Spritzig und mitreißend musiziert

Neu in der Handlung ist die aufmüpfige Bedienstete Frau Petermann (gespielt von Ann-Katrin Naidu), die anders als die treue Frau Brösel von Frances Lucey auf eine Stelle bei Pitzelberger verzichtet und seine Maskerade auffliegen lässt. Doch der Opernauftritt scheint Pitzelberger geläutert zu haben. Er pfeift auf die gesellschaftliche Stellung. Irgendwie finden trotzdem alle ihr Glück und das Publikum auch. Denn in nur einer Stunde hat man den geballten Witz einer zeitlos gültigen Persiflage erlebt - spritzig und mitreißend musiziert unter Jürgen Goriups Dirigat, tadellos gesungen und gespielt vom unermüdlichen Ensemble des Gärtnerplatztheaters.

"Salon Pitzelberger" in München

Operette von Jacques Offenbach, Libretto nach Charles de Morny

Musikalische Leitung: Jürgen Goriup
Regie: Magdalena Schnitzler

Weitere Termine: Samstag, 16. Januar, um 19.30 Uhr und Sonntag, 17. Januar, um 18.00 Uhr in der Reithalle in München

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