Es ist eine der ersten erhaltenen Opern überhaupt. 1641 schrieb Claudio Monteverdi "Die Rückkehr des Odysseus". Die Partitur: wie im 17. Jahrhundert üblich, nur ein Gerüst für eine Aufführung, das von den Musikern erst zum Leben erweckt werden muss. Die Premiere am Staatstheater Nürnberg war am 3. Juni 2018, die Regie führte Mariame Clément, die musikalische Leitung übernahm Wolfgang Katschner, der seit vielen Jahren das Berliner Orchester Lautten Compagney leitet.
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Die Kritik zum Anhören
Tragedia di lieto fino – eine Tragödie mit erfreulichem Ausgang. So hat Claudio Monteverdi seine 1641er Oper "Die Rückkehr des Odysseus" untertitelt, Happy-End im Frühbarock gewissermaßen. Und so schmelzen denn auch Odysseus und seine Frau Penelope im Schlussduett dahin, als sie nach langen Irrungen und Wirrungen endlich wieder zueinanderfinden. Bei Monteverdi ganz innig, aber ohne Schmalz, versteht sich.
Szene aus "Die Rückkehr des Odysseus" in Nürnberg | Bildquelle: © Ludwig Olah
Penelope darf jetzt nach zweieinhalb Stunden endlich auch höhere Lagen erklimmen, die Partie liegt ansonsten ausgesprochen tief. Dazu passt der dunkel timbrierte Mezzo von Jordanka Milkova perfekt, genau wie sie die würdevoll Wartende, die alle um sie Werbenden stolz abblitzen lässt, überzeugend verkörpert. Ebenso glücklich besetzt ist Ilker Arcayürek als heldenhafter Odysseus. Flexibel passt sich seine warme Tenorstimme den von Monteverdi auch musikalisch nachgezeichneten Stationen seiner Heimkehr an, besonders stark sind die feinsinnigen und lyrischen Momente. Bemerkenswert agiert Martin Platz ganz unaufgesetzt als schlaksiger und jugendlicher Sohn Telemaco und kann ebenso stimmlich punkten.
Einen großen Anteil an der starken dramatischen Wirkung des Stücks hat der musikalische Leiter Wolfgang Katschner mit seinen Musikern. Da Werke dieser Zeit nur rudimentär ausnotiert wurden, ist sehr viel Erfahrung nötig, um solche prachtvollen Klänge zu entfalten. Katschner fährt dafür ein reichhaltiges Instrumentarium der Monteverdi-Zeit auf: über verschiedene Lauten und Gitarren, Cembali, Orgel, Regal, Posaune, Zinken und Gamben bis hin zu einem Schlagzeuger, der die Tanzrhythmen so schwungvoll wie unauffällig unterstützt. Auch einige Streichinstrumente moderner Art fügen sich klanglich hervorragend ein. Dass der bis auf einige kurze Ariosi fast durchgehend deklamatorische Stil der Singstimmen nicht ermüdend wirkt, ist dieser bunten und abwechslungsreichen musikalischen Ausgestaltung zu verdanken.
Szene aus "Die Rückkehr des Odysseus" in Nürnberg | Bildquelle: © Ludwig Olah
Natürlich sind die Sängerinnen und Sänger des Ensembles keine Spezialisten für die Feinheiten dieser fast vier Jahrhunderte alten Gesangspraxis. Das vermisst man aber auch gar nicht, denn die Inszenierung von Mariame Clément ist im Zusammenklang mit der klassizistisch-schlichten, dabei erstaunlich vielseitigen Bühne, überzeugend und in sich schlüssig. Die Zeichnung der Personen steht ganz im Mittelpunkt, immer wieder neue geschmackvolle und originelle Regieideen lassen keine Langweile aufkommen. Völlig zurecht begeisterter Applaus.
Oper von Claudio Monteverdi
Staatstheater Nürnberg
Regie: Mariame Clément
Musikalische Leitung: Wolfgang Katschner
Informationen zu Terminen und Vorverkauf finden Sie auf der Homepage des Theaters.
Sendung: "Allegro" am 4. Juni 2018 ab 06:05 Uhr in BR-KLASSIK