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Salzburger Festspiele stellen das Programm für 2021 vor Die Hoffnung stirbt nie

168 Aufführungen an 46 Tagen: Die Salzburger Festspiele geben sich für 2021 optimistisch. Trotz Corona hoffen sie auf Normalität und eine volle Auslastung. Jetzt wurde das Programm vorgestellt, ohne "vorauseilenden Pessimismus". Zwei Opern Neuproduktionen sind dabei. Und Publikumslieblinge wie Anna Netrebko.

Blick vom Mönchsberg auf die Salzburger Altstadt mit Dom, Universitätskirche und Stift Nonnberg, Franziskanerkirche und Stift St. Peter, rechts unten das Salzburger Festspielhaus | Bildquelle: picture alliance/APA/picturedesk.com

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Salzburgs Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler ist nie um ein Bonmot verlegen. Am Ende der Programmpressekonferenz berichtete sie von einer Begegnung mit dem Wiener Kardinal Schönborn, der den landläufigen Satz "die Hoffnung stirbt zuletzt" kritisierte und meinte, es müsse eher lauten "die Hoffnung stirbt nie".

Hoffnung als Motto der Salzburger Festspiele 2021

Helga Rabl-Stadler, Markus Hinterhäuser, Lukas Crepaz, Bettina Hering, Florian Wiegand | Bildquelle: SF / Anne Zeuner Bettina Hering, Lukas Crepaz, Helga Rabl-Stadler, Markus Hinterhäuser, Florian Wiegand stellen das Programm der Salzburger Festspiele 2021 vor. | Bildquelle: SF / Anne Zeuner Schön gesagt. Und auch ein gutes Motto für die Pläne, Sommerfestspiele mit möglichst voller Platzauslastung durchzuführen. Das wirkt natürlich im Moment fast schon verwegen, blickt man auf die zahllosen Unkenrufe und Prognosen hinsichtlich langfristig wirksamer und flächendeckend eingesetzter Impfstoffe, Reise(un)lust im kommenden Jahr, globaler und/oder lokaler Wirtschaftskrisen etc. Dennoch und gerade deshalb: Ein so reiches Programm anzusetzen und zu planen, als ob es keine größeren Einschränkungen geben wird, ist mutig und zugleich ein klares Statement. Und dies von einem Festival, das mit einem durchdachten Schutzkonzept einen leuchtenden, gesunden Sommer lang Hoffnung für die Kollegen (Festivals, Opernhäuser ...) im Herbst gab. Freilich kam es anders, Mini-Publikümer und Stream-Orgien waren und sind Zeichen des Kulturwinters nicht nur in Europa.

Mozart, Nono, Netrebko und mehr

Anna Netrebko | Bildquelle: Marco Brescia / Rudy Amisano Bei den Salzburger Festspielen 2021 mit dabei: Anna Netreko | Bildquelle: Marco Brescia / Rudy Amisano Zurück an die Salzach. Man plant 2021 an 46 Tagen 168 Aufführungen. Dazu kommt ein überaus üppiges Jugendprogramm. Die heuer abgesagten Premieren von Mozarts "Don Giovanni" (Regie Romeo Castellucci, am Pult Teodor Currentzis) und Luigi Nonos "Intolleranza 1960" (Regie Jan Lauwers, es dirigiert Ingo Metzmacher) sind die zentralen Musiktheaterwerke. Man spielt eine ältere "Tosca", die wohl hauptsächlich für Anna Netrebko programmiert wurde, es gibt Wiederaufnahmen von "Elektra" und "Così fan tutte" sowie konzertant Berlioz' Faust-Veroperung und Morton Feldmans Beckett-Meditation "Neither" (Feldman ist auch eine ganze Reihe gewidmet), dazu eine Händel-Übernahme von den Pfingstfestspielen.

Konzertprogramme mit Currentzis, Thielemann und Muti

Teodor Currentzis spielt auch im Konzertreigen eine große Rolle, Christian Thielemann arbeitet weiter an seinem Bruckner-Zyklus, der für die Festspielkasse unverzichtbare Riccardo Muti dirigiert erstmals überhaupt (!) Beethovens "Missa solemnis" (Wiener Philharmoniker und Wiener Staatsopernchor) und bringt sein Chicagoer Orchester für zwei Konzerte mit. Es gibt viel Sakrales, so Brittens "War Requiem", Stockhausens "Inori", aber auch einen Bach-Schwerpunkt und fein komponierte Kammerabende, etwa mit Christian Gerhaher oder Patricia Kopatchinskaja.

Schauspiel, nicht nur mit Jedermann

Lars Eidinger, Berlinale, Berlinale 2012 | Bildquelle: picture alliance / dpa Lars Eidinger wird der neue Jedermann bei den Salzburger Festspielen 2021. | Bildquelle: picture alliance / dpa Schauspieldirektorin Bettina Hering lässt die energische Stücke-Seziererin Karin Henkel einen doppelten Shakespeare rund um Richard III. auf die Bretter wuchten, textlich neugefasst von Tom Lanoye, Jossi Wieler widmet sich Hugo von Hofmannthals rarem "Bergwerk zu Falun", eine Hommage an den Festspielmitgründer. Burgtheaterchef Martin Kušej erarbeitet Schillers "Maria Stuart" mit Birgit Minichmayr und Bibiana Beglau. Der obligatorische "Jedermann" kommt in Michael Sturmingers dezidiert antireligiöser Deutung erneut auf den Domplatz, statt Tobias Moretti darf nun Lars Eidinger kunstvoll leiden und sterben. Vielversprechend ist das Rahmenprogramm, mit etlichen Lesungen und Diskussionen. Dazu werden Manifeste verschiedenster Richtungen und Epochen auf ihre Relevanz abgeklopft.

Aus finanziellen Gründen verschieben sich Mussorgskys Choroper "Boris Godunov" und die Neueinstudierung der 2018 ziemlich in den Sand gesetzten "Zauberflöte" in die folgenden Jahre.

Abwarten und Festspielwein trinken

Da aufgrund der Pandemie keine definitiven Aussagen über die Platzauslastung möglich sind, werden erstmal nur zwei Drittel der Karten in den Verkauf gehen, die Preise bewegen sich zwischen fünf und 445 Euro. Das Motto heißt also: Vorfreude und trotzdem abwarten und Tee oder auch Veltliner trinken, notfalls den Festspielwein vom letzten Jahr aus dem Keller holen.

Weitere Informationen

Nähere Infos, auch zum Kartenverkauf, auf der Website der Salzburger Festspiele.

Sendung: "Leporello" am 10. Dezember 2020 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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