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"Aida" bei den Salzburger Festspielen Verdis Oper als Kriegsdrama

Manches gelingt nicht beim ersten Mal. So ging es auch Regisseurin Shirin Neshat mit Verdis "Aida". Vor fünf Jahren hat sie die Oper für die Salzburger Festspiele neu inszeniert. Dabei drehte sich alles um den Krieg. Aber sie sei damals zu "behutsam" vorgegangen, sagt Shirin Neshat heute. Deshalb hat sie ihr Regiekonzept nochmal nachgeschärft. Am Freitagabend ist Premiere.

"Aida" bei den Salzburger Festspielen, Elena Stikhina | Bildquelle: SF / Ruth Walz

Bildquelle: SF / Ruth Walz

Vorbericht zum Anhören

Shirin Neshats Sicht auf Verdis "Aida" lässt sich als deutliche Verurteilung des Kriegs lesen - und vor allem dessen Glorifizierung. Wie schon vor fünf Jahren verzichtet Neshat komplett auf alle Aktionen, die in einer herkömmlichen Inszenierung den Triumphmarsch bebildern würden: Krieg ist kein Anlass zu prunkvollem Triumph, sondern ist verantwortlich für Zerstörung und Leid.

Kriegsthematik aktueller denn je

Man kann die Oper in diesen Tagen nicht sehen, ohne deren ganz spezielle Aktualität zu spüren. Zwei ihrer Videos legt Shirin Neshat unter die Oper: "Rappture", auf Deutsch Entrückung, ist wie eine Klammer zwischen Beginn und tödlichem Ende gesetzt. Frauen wagen sich in einem kleinen Schiff aufs Meer. Ob sie entkommen oder untergehen werden, bleibt offen. "Passage" zeigt Frauen, die mit bloßen Händen im Wüstensand ein Grab auskratzen. Das Video akzentuiert Aidas Klage über den Verlust der Heimat.

Shirin Neshat legt Wert darauf, dass man erkennt, dass die Charaktere der Oper sehr komplex sind, durchdrungen von den im Werk angelegten Gegensätzen. Jede Figur leidet wegen ihrer Menschlichkeit, erklärt Shirin Neshat: "Die drei Hauptcharaktere sind vielschichtig und erfüllt von Gegensätzen. Sie haben dämonische und menschliche Seiten. Das Programm von 'Aida' sind diese Gegensätze."

Worum geht's eigentlich in Aida?

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Dreiecksgeschichte mit tragischem Ausgang

Im Zentrum der tragischen Dreiecksgeschichte steht Radamès: Er ist der siegreiche Heerführer Ägyptens, dürfte sich also Hoffnung auf die Hand der Königstochter Amneris machen. Doch sein Herz gehört Aida, der Tochter des Feindes. Piotr Beczała debütiert in Salzburg in dieser Partie. "Die imaginären Bilder machen den Spagat zwischen Pflicht und Liebe sehr kompliziert und interessant", sagt Beczała. "In jedem Stück gibt es einen Moment, wo es kein Zurück mehr gibt."

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Das Publikum soll mit dem Gefühl nach Haus gehen, dass sie die Wahl haben, wie sie leben möchte.
Shirin Neshat, Regisseurin

Shirin Neshat - Regisseurin AIDA - beim Terrassentalk der Salzburger Festspiele 2017 | Bildquelle: © Salzburger Festspiele / Anne Zeuner Die iranische Künstlerin Shirin Neshat hat "Aida" bereits vor fünf Jahren für Salzburg inszeniert. | Bildquelle: © Salzburger Festspiele / Anne Zeuner Das tragische Ende ist also unausweichlich. Die Schlussszene sei ihre Lieblingspassage, meint Shirin Neshat. Sie sieht den Tod des Liebespaares als mystisches Ereignis, eine Aufforderung an jeden, das Schicksal in die eigene Hand zu nehmen: "Ich möchte, dass das Publikum mit dem Gefühl nach Haus geht, dass sie die Wahl haben, wie sie leben möchten - wieviel Kontrolle sie akzeptieren." Im Iran hätte man sich 40 Jahre lang mit diesen Fragen befasst, erklärt Shirin Neshat. Aktuell könnten wird sehen, wie wichtig diese Entscheidungen sind.

Kritik zur Salzburger "Aida" auf BR-KLASSIK

Die Kritik zur Premiere bei den Salzburger Festspielen sendet BR-KLASSIK in "Piazza" am 13. August ab 8:05 Uhr.

Sendung: "Allegro" am 12. August 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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