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Bayreuther Ausstellung zur NS-Zeit Das verdächtige Saxophon

Musik, die nicht in den ideologischen Horizont der Nationalsozialisten passte, wurde als "entartete Musik" bezeichnet und in einer gleichnamigen Ausstellung an den Pranger gestellt. Nun gibt es diese Ausstellung als rekonstruierte und kommentierte Ausgabe unter dem Titel "Das verdächtige Saxophon". Zu sehen ist sie derzeit im Richard Wagner Museum in Bayreuth.

Das verdächtige Saxophon | Bildquelle: ©ConBrio Verlagsgesellschaft

Bildquelle: ©ConBrio Verlagsgesellschaft

Im Jahr 2007 entstand die kommentierte Rekonstruktion der NS-Schau "Entartete Kunst" im Auftrag der Stiftung der Berliner Philharmoniker und der Tonhalle Düsseldorf. Die diskriminierende ideologische Reglementierung des deutschen Musiklebens durch den Nationalsozialismus sollte im Mittelpunkt stehen. Das Motiv des Plakats, ein schwarzer Jazzmusiker mit Judenstern im Knopfloch, war auch 1938 schon das Titelmotiv der Ausstellungsbroschüre der Nazis. Dargestellt ist hier die Titelfigur aus der Oper "Jonny spielt auf" von Ernst Krenek, für die Nazis ein Symbol der "Entartung".

"Degeneration und Zersetzung"

Nach den Bücherverbrennungen von 1933 und der Vertreibung und Inhaftierung regimekritischer Künstler nahmen die Nazis 1937 mit der Münchner Ausstellung "Entartete Kunst" auch die Musiker ins Visier. Moderne Stile wurden mit den Begriffen "Degeneration" und "Zersetzung" gebrandmarkt. 1938 fand eine Ausstellung "Entartete Musik" in Düsseldorf anlässlich der Reichsmusiktage statt. Wie in München wurde auch hier "Undeutsches" an den Pranger gestellt, jüdische Operetten- und Schlagerkomponisten, atonale Werke und der Jazz wurden als "artfremd" diskriminiert.

Antisemitische Schmähschriften

In der Bayreuther Ausstellung zu sehen sind antisemitische Schmähschriften und Bücher, die das rassistische Gedankengut des Dritten Reiches offenlegen. Ein weiterer Abschnitt der Ausstellung widmet sich dem Thema "Richard Wagner". Die Nationalsozialisten hatten sogar eine eigene Forschungsstätte für den Komponisten gegründet. Hier ging man Fragen nach wie: Ist Wagner tatsächlich Arier? Oder ist er vielleicht sogar jüdischer Abstammung? Die Wechselausstellung "Das verdächtige Saxophon" ist noch bis 27. Mai im Richard Wagner Museum in Bayreuth zu sehen. Im ConBrio Verlag ist ein gleichnamiges Buch zu dem Thema erschienen.



Sendung: "Leoprello" am 15. März 2018 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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