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Bayern 2-FilmFavorit Woody Allen: "Café Society"

Hollywood, New York, die Liebe und der Jazz: Auch in seinem neuen Film widmet sich Woody Allen seinen Lebens- und Lieblingsthemen. Kein Meisterwerk, so unser Autor, aber doch besser als die letzten drei Allen-Filme.

Ausgangslage:

Zuletzt hat Woody Allen ziemlich schlechte Filme gedreht. Zum Beispiel „Irrational Man“ oder „Magic in the Moonlight“. So gehört ein Allen-Film längst nicht mehr zu den Werken, denen man entgegenfiebert.

Viele ehemalige Fans reagieren so: Was, schon wieder ein neuer Allen? Der letzte lief doch gerade erst im Kino, oder? Habe ihn aber nicht gesehen!

Tradition:

Tatsächlich gibt es (verlässlich wie ein gutes Uhrwerk) jedes Jahr im Herbst einen Woody Allen. Auch im Alter von bald 81 bleibt der Stadtneurotiker seinen Prinzipien treu. Nun also sein 45ter Film - „Café Society“. Gefühlt ist es bereits der 90ste. Noch fünf also, dann hätte der produktivste Filmregisseur unserer Zeit die 100-Marke erreicht. Gefühlt!

Immerhin: Woody Allen war 24-mal für einen Oscar nominiert und erhielt die Auszeichnung viermal, nahm die jeweilige Trophäe aber nie persönlich entgegen.

Um was geht es diesmal?

„Café Society“, der im Mai zur Eröffnung der Filmfestspiele von Cannes lief, handelt von einem jungen Mann, der während der 30er-Jahre nach Hollywood geht, um dort sein Glück zu versuchen. Beim Film. Sein Name ist Bobby Dorfman. Er ist das Alter Ego von Woody Allen. Ein scheinbar unbedarfter Jude aus einer armen Einwanderer-Familie in New York. Nun beamt er sich also in die Traumwelt der Schönen und Reichen. Poolpartys, teure Lokale und exquisite Cafés. Bobby lernt die Society kennen und verliebt sich (mehrfach). Den jungen Mann spielt Jesse Eisenberg, als sein Onkel in Hollywood ist Steve Carell zu sehen.

Was ist wie in jedem Woody Allen?

Natürlich der Soundtrack. Vor allem Jazz aus den dreißiger, vierziger und fünfziger Jahren. Hört man immer gerne, klingt beim gefühlt 90ten Film von Woody Allen aber auch ein wenig wie die immer gleiche Fahrstuhlmusik, die das Rauf und Runter einer Geschichte geschmeidig machen soll.

Was ist neu?

Woody Allen hat „Café Society“ als seinen ersten Film nicht auf Zelluloid, sondern digital gedreht. Die Bilder sind nostalgisch warm, aber zugleich faszinierend glasklar. Man sitzt also im Kino und reibt sich die Augen.

Für diesen Effekt ist der dreimal oscarprämierte, italienische Kameramann Vittorio Storaro verantwortlich, der bisher noch nie mit Allen zusammen gearbeitet hat. Die beiden alten Männer (Storaro ist auch schon 76) haben sich offenbar gut verstanden.

Der obligatorische Auftritt einer hübschen jungen Aktrice

Woody Allen bekommt sie alle. Jede will unbedingt einmal in einem Woody-Allen-Film mitgespielt haben. Sie erinnern sich? Vor zehn Jahren war es Scarlett Johannson, danach folgten Marion Cotillard, Greta Gerwig, Ellen Page und zuletzt Emma Stone. Diesmal ist es die großartige Kristen Stewart!

Und sonst?

Es gibt die typischen Woody-Allen-Sätze wie den eben gehörten, aber viele Dialoge klingen längst nicht mehr so pointiert wie bei Allen-Drehbüchern noch vor zehn Jahren. Die Ausstattung ist großartig, der Film hat Atmosphäre und Schmelz, aber die Geschichte einer verpassten Liebe plätschert auch ein wenig vor sich hin. Die fulminant melancholische Schlussszene bleibt allerdings unvergessen!

Fazit:

„Café Society“ ist kein Meisterwerk, aber besser als vieles, was sonst so im Kino läuft. Und innerhalb des Woody-Allen-Universums ist es eine Komödie, die wieder positiv überrascht. Sie ist bei weitem besser als die letzten drei Filme des kleinen Mannes mit der klassischen Panto-Brille, die ihm dieses ikonische Neurotiker-Profil so markant verpasst.

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