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Zubin Mehta dirigiert das BRSO "Der Enthusiasmus des Publikums fehlt"

Die Kultur befindet sich noch immer im Lockdown. Der indische Dirigent Zubin Mehta lässt es sich trotzdem nicht nehmen, in München zu gastieren. Mit dem Chor und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks musiziert er im Herkulessaal der Residenz ein Geisterkonzert. Auf dem Programm stehen Werke von Giuseppe Verdi, Joseph Haydn und Franz Schubert. BR-KLASSIK überträgt live im Radio.

Zubin Mehta dirigiert das Neujahrskonzert 2015 mit den Wiener Philharmonikern | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Das Interview mit Zubin Mehta zum Anhören

"Ich bin in München so zu Hause", schwärmt Zubin Mehta. Seit einigen Tagen ist er in der bayerischen Landeshauptstadt zu Gast. Anfang der Woche hat er bereits das dritte Akademiekonzert des Bayerischen Staatsorchesters dirigiert. Sowohl an der Bayerischen Staatsoper als auch bei den Münchner Philharmonikern und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ist der 84-Jährige gern gesehener Gast: "Alle drei sagen dauernd: Bitte kommen Sie dirigieren. Ich freue mich von Herzen, mit allen drei Orchestern zu spielen."

Mangos und Cricket mit Sir Peter Jonas

Zwischen 1998 und 2006 war Zubin Mehta Generalmusikdirektor an der Bayerischen Staatsoper, danach wurde er dort zum Ehrenmitglied ernannt. Da werden schon mal alte Erinnerungen wach, wenn er zurückkehrt – so verrät er im Interview. Zum Beispiel hatte er in seinem Büro im Nationaltheater einen Kühlschrank, in dem frische Mangos aus seiner Heimatstadt Bombay lagerten: "Mit Sir Peter Jonas habe ich dort Mangos gegessen", erinnert sich der Dirigent an seinen ehemaligen Intendanten. "Und wir haben zusammen Cricket geschaut. Wir waren beide totale Fanatiker, was das angeht." Die sportliche Leidenschaft hat sich Zubin Mehta bis heute bewahrt. Entsprechend groß war seine Freude, als das indische Nationalteam vor Kurzem die australische Mannschaft schlug – erstmalig in der Geschichte.

Kontinuität als musikalisches Credo

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf Tour - Zubin Mehta dirigiert in Kaohsiung 2018 | Bildquelle: © Peter Meisel Zubin Mehta auf Tour mit dem BRSO in Taiwan 2018 | Bildquelle: © Peter Meisel Mehtas größte Leidenschaft gilt nach wie vor der Musik. Selbst mit 84 Jahren denkt der indische Dirigent nicht ans Aufhören. Im Gegenteil: "Meine Energie kommt durch die Liebe zur Musik“, sagt er. "Der Auftakt ist die Energie. Dann geht alles wie von selbst."
Interpretationen einzelner Werke wandeln sich im Laufe der Zeit, da sich auch die Orchester verändern.
Bei sich selbst sieht Zubin Mehta jedoch vor allem Beständigkeit: "Meine Tempi haben sich im Laufe der Jahre nicht geändert".

Ohne Publikum im Lockdown

Das Konzerterlebnis hat sich jedoch stark verändert. Auftritte vor Publikum sind angesichts der Corona-Pandemie und des Lockdowns weiterhin nicht möglich. Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks wird Zubin Mehtha ein Geisterkonzert im Herkulessaal spielen: "Mit dem Publikum im Saal gibt es eine andere Atmosphäre", sagt der Dirigent. "Man spürt den Enthusiasmus im Rücken und die Liebe für Musik. Das fehlt jetzt." Aber nicht nur die veränderte Atmosphäre fällt Mehta auf. Ohne Publikum verändert sich auch die Akustik. Er spricht davon, dass es sich beim Herkulessaal um einen "Bruckner-Saal" handle, also durch den Hall gut geeignet sei für vollen Orchesterklang, vor allem, wenn die Plätze im Publikum leer sind. "Mir gefällt diese Akustik aber", fügt Mehta hinzu.

Meine Energie kommt durch die Liebe zur Musik.
Zubin Mehta, Dirigent

Geändertes Programm für Orchester und Chor

Eigentlich war eine kleine Tournee mit dem Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks geplant, unter anderem mit einem Auftritt in der Hamburger Elbphilharmonie. Das ursprüngliche Programm wurde coronabedingt geändert. "Der Chor darf nicht zusammen mit dem Orchester auf die Bühne. Darum machen wir zwei a-cappella-Stücke von Verdi", erklärt Zubin Mehta. Für das Symphonieorchester stehen zwei Werke auf dem Programm: die Symphonie Nr. 96 in D-Dur von Joseph Haydn und Franz Schuberts Dritte Symphonie, ebenfalls in D-Dur.

Das Konzert gibt es am 28. Januar mit einer Einführung ab 20.05 Uhr live im Radio.

Informationen zum Konzertprogramm

Donnerstag, 28. Januar 2021, 20:30 Uhr
München, Herkulessaal

Giuseppe Verdi

aus Quattro Pezzi Sacri: Ave Maria

Giuseppe Verdi
aus Quattro Pezzi Sacri: Laudi alla vergine Maria

Joseph Haydn
Symphonie Nr. 96 D-Dur, Hob. I:96 ("Das Mirakel")

Franz Schubert
Symphonie Nr. 3 D-Dur, D 200

Chor des Bayerischen Rundfunks
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Zubin Mehta

Sendung: "Allegro" am 28. Januar ab 6.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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