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Release Day: Das Glück des ersten Mals Immer wieder freitags ...

Freitag ist der beste Tag der Woche. Klar, Wochenende. Frei und so. Aber Freitag ist vor allem deshalb der beste Tag der Woche, weil Freitag Release Day ist. Das heißt: Immer freitags kommt neue Musik raus.

Mädchen liegt auf wies und hört Musik. | Bildquelle: picture alliance / Zoonar

Bildquelle: picture alliance / Zoonar

Wie ein Trüffelschwein suche ich dann nach den besten Neuerscheinungen, grabe meine Nase rein in aktuelle CDs, lasse mich anschauern und anwehen von Musik, bei der ich kaum fassen kann, wie gut sie ist.

Na ok, ich übertreib ein bisschen … ganz so ist es nicht.

Die Suche erledigt die App

Denn erstens: Mir hilft ein Algorithmus. Ich bin also eher ein Trüffelschwein mit eingebautem Navi. Zweitens sind's auch keine CDs, sondern Files bei meinem Streaminganbieter. Und drittens find ich manchmal auch nichts, was mir gefällt. Denn es läuft ja so: Ich öffne die Streaming-App und da wartet schon eine Playlist mit Neuerscheinungen. Alles schön vorsortiert. Und weil der Algorithmus mich nach vielen Jahren intensiver Nutzung gut kennt, schlägt er mir so ziemlich alles vor: Klassik, Pop, Indie – komplett durcheinander. Ich liebe das!

Mein Streaminganbieter kennt meinen Musikgeschmack mittlerweile einfach besser als meine engsten Freunde.

Und er verwöhnt mich: Die nächste Musik ist immer nur einen Mausklick entfernt. Ein Hoch auf die Digitalisierung! Funktioniert super bei Popsongs, die sich anpassen ans Zeitalter des Streaming.

Funktioniert bei Pop – und bei Klassik?

Auf der anderen Seite: die Klassik. Bei der haut das nicht so hin. Ein Beispiel: Das instrumentale Intro bei Popmusik – das war Mitte der 80er im Schnitt noch 22 Sekunden lang. Heute sind es gerade mal fünf. Es muss einen direkt packen, sonst: Schnell weiterklicken! Der reinste Konsum-Kapitalismus.

Verkürzte Intros in der Klassik hingegen? Unvorstellbar! Die baut sich oft langsam auf, braucht ewig, bis sie mal zur Sache kommt. Der entschleunigte Gegenentwurf zum Pop. Und das ist ja auch das Schöne. Aber: Dafür brauch' ich einen langen Atem.

Manchmal nur ein Snack, aber manchmal ...

An schlechten Freitagen klicke ich mich also von Track zu Track und verfalle in eine Art Musikhyperventilation. Dann snacke ich neue Musik so weg, auch die klassische, ohne sie wirklich an mich ranzulassen. Aber an guten Freitagen, da nehm ich mir Zeit. Dann entdecke ich neue Musik, die mich über viele Wochen, Monate, vielleicht Jahre begleitet. Denn die tollste Musik ist ja bekanntlich eh die, die immer besser wird, je häufiger man sie hört.

Sendung: "Allegro" am 3. Juli 2020 um 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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