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CD-Tipp - Ensemble Waks Oves - Resonance of the Past

"Oves – Resonance of the Past” - so hat das Hamburger Trio “WAKS” seine neue CD genannt. Die „oves“, das sind die jiddischen Lieder der Vorfahren. Nun erklingen sie wieder für die Nachfahren, was bei diesem einzigartigen CD-Projekt wörtlich gemeint ist. Denn das Trio hat einige direkte Nachfahren dieser Wachswalzen-Sänger tatsächlich aufgespürt, in Israel und Australien. Und so einen sehr persönlichen Nachhall auf diese vergessenen Melodien mit Klavier, Akkordeon und Geige gestalten können. Das reicht von kreativen Neuvertonungen bis zum „Zusammensingen“ mit den historischen Stimmen.

Oves - Resonance of the Past | Bildquelle: © Pike's Nice Reocords

Bildquelle: © Pike's Nice Reocords

"Musik der Welt"

CD-Tipp - Oves

Latkes - Eine Kindheitserinnerung von Nokhem Sternheim, der einst in Galizien mit dem Chanukkah-Kreisel spielte und sich auf die köstlichen Latkes, die Kartoffelpfannkuchen von der Frau des Rabbi, freute.

Latkes - Pfannkuchen

Nokhem Sternheim, 1879 im polnischen Rzeszow geboren und dort 1942 im Ghetto umgekommen, war einer der Urväter des weltlichen jiddischen Liedes. Seine Musik und Dichtung finden nun ihren Nachhall im warmen lebendigen Gesang von Inge Mandos und den einfühlsamen Arrangements von „WAKS“ mit Klemens Kaatz, Klavier und Akkordeon, Hans-Christian Jaenicke, Violine und der Klarinettistin Merlin Shepherd als Gast.

Drei Lieder interpretieren sie von Nokhem Sternheim. Auch Efim Chorny aus Moldawien, ein wichtiger Akteur des heutigen “global Yiddish Shtetl”, verbeugt sich als Gastsänger vor diesem großen Troubadour mit einem Liebeslied.

Eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen diese Neudeutungen der alten jiddischen Lieder, die vom Alltag und Glauben in den Shtetl Osteuropas erzählen. Dabei decken sie zerschnittene Traditionslinien wieder auf. Etwa mit Rachmiel Grin, der hier 1941 in Kiew in den Trichter des Phonographen sang und dessen großes Vorbild Nokhem Sternheim war.

Sänger-Persönlichkeiten

Sänger-Persönlichkeiten, die mit jeder Stimmfärbung und Textnuance heute wieder zu uns sprechen. Dass diese Stimmen aus Osteuropa auf Wachswalzen den Krieg überdauert haben, verdanken sie den Musikethnologen Sophia Magid und Moishe Beregowski, die zwischen den Kriegen in der Sowjetunion eine ganze Sammlung jiddischer Lieder zusammengetragen und auf Wachswalze verewigt haben.

Die älteste Aufnahme entstand 1928 in der Ukraine mit Shmuel Bronshvayg. Er war ein bedeutender Synagogensänger und überlebte den Holocaust, nach dem Krieg nahm er seine Arbeit als Chasan in seiner Heimat wieder auf. Inge Mandos hat Shmuels 93-jährige Tochter 2018 in Israel besucht: im Reisegepäck dessen „Freylakhs“, dieses fröhliche Stückchen ihres Vaters.

„OVES“, das ist die jiddische Musik der Vorfahren, die hier wieder eine Identität erhalten. Inge Mandos und „Waks“ erzählen die Geschichten hinter diesen Stimmen, treten mit ihnen in einen respektvollen Dialog, spinnen die Melodien lebendig weiter oder vertonen unbekannte Gedichte neu. Der Mix aus historischer Originalstimme und moderner Studiotechnik funktioniert erstaunlich gut, die alten und die heutigen Gesangsstimmen harmonieren auf wundersame Weise. Eine klingende Erinnerung in siebzehn Liedern, die zu Herzen geht: fröhlich und wehmütig, doch immer ergreifend schön.

Oves - Resonanc ot the Past

Ensemble Waks :
Inge Mandos, Gesang
Klemens Kaatz, Klavier, Akkordeon
Hans-Christian Jaenicke, Violine
Als Gäste:
Efim Chorny & Stella Jürgensen, Gesang; Merlin Shepherd, Klarinette; Maria Rothfuchs, Kontrabass

Pike’s Nice Records

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