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Im Suff verschleppt "O du lieber Augustin"

Briefmarke "Der liebe Augustin" | Bildquelle: post.at

Bildquelle: post.at

Mittagsmusik extra

Deutsche Volkslieder - Oh du lieber Augustin

Musik und Text

Der Komponist ist unbekannt. Der Text wird dem Wiener Sackpfeifer Marx Augustin (1643-1685) zugeschrieben.

Entstehungsgeschichte

Der Legende nach ist der Wirtshausmusikant Marx Augustin anno 1679 zu Pestzeiten betrunken in eine Grube mit Pesttoten gefallen, nach anderen Berichten hätten ihn die Siechknechte, also das städtische Aufräumkommando, betrunken auf der Straße liegen sehen und, ihn für tot haltend, zu den anderen Leichen in die Grube geworfen. Augustin auf jeden Fall ist am nächsten Morgen quicklebendig aus der Totengrube herausgeklettert und hat das Ganze zu einer Ballade gemünzt, die sein großer Publikumserfolg wurde.

Das ist eine schöne Geschichte. Sie hat jedoch den Nachteil, dass sie nicht wahr sein kann. Das Lied taucht in Wien erst hundert Jahre nach der Großen Pest auf und hat sich vermutlich aus Sachsen über ganz Europa verbreitet. Die Geschichte von dem Trunkenbold in der Pestgrube dagegen hat der Priester Abraham a Sancta Clara schon fünf Jahre vor der Pest den Wienern von der Kanzel gepredigt.

Auf die Idee, diesen "Pestgruben-Pechvogel" mit dem "Lied-Augustin" zusammenzubringen, ist wieder hundert Jahre später, anno 1865, der Schriftsteller Moritz Bermann gekommen, in einem seiner Bücher mit Wiener Sagen und Erzählungen. Bermann erzählt die Geschichte sehr detailliert, Belege, woher er das alles hat, gibt er nicht. Einige Jahre danach erst hat Bermann die historischen Totenschauprotokolle der Stadt Wien nach einem passenden Augustin durchsucht, und da war unser "Marx Augustin" wohl der, der sich zeitlich am besten eingefügt hat. Eine mutwillige historische Unterfütterung, seit der die Geschichte des "lieben Augustin" in Wien als Tatsache fortlebt.

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Das Manuskript zur Sendung

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